Achte Vollversammlung des ÖRK

DEKADE-FESTIVAL

27. -30. November 1998
Belvedere Technical Teachers' College
Harare, Simbabwe

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Im Jahr 1988 rief der Ökumenische Rat der Kirchen die Ökumenische Dekade - Kirchen in Solidarität mit den Frauen aus, ein Programm, das den Kirchen in einem Zeitraum von 10 Jahren die Rahmenbedingungen geben sollte, ihre Strukturen, ihre Lehren und ihre Praxis zu überprüfen, mit der Verpflichtung, Frauen in allen Bereichen voll zu beteiligen. Die Dekade gab den Kirchen die Chance, das Leben von Frauen im gesellschaftlichen Kontext zu reflektieren und den Frauen mutig und solidarisch beizustehen.

Zur Dekadenmitte wurden die Mitgliedskirchen in aller Welt von ökumenischen Teams, sogenannten "Lebendigen Briefen" besucht, um festzustellen, was bereits erreicht war, und um die Kirchen aufzurufen, in ihrem Engagement gegenüber Frauen nicht nachzulassen. Diese "Lebendigen Briefe" brachten begeisterte Geschichten zurück über die Solidarität der Frauen untereinander und ihre Liebe und ihr Engagement für die Kirchen, erwähnten aber auch die unerledigten Punkte - die vielen ungelösten Fragen und Anliegen von Frauen.


Was die Teams herausfanden

Im Bericht Lebendige Briefe, der die Ergebnisse von 75 Teambesuchen bei 330 Kirchen, 68 Nationalen Kirchenräten und etwa 650 Frauengruppen zusammenfaßt, wird das "Leben im Garten" beschrieben - Frauen, die die Stützen ihrer Kirchen sind, entschlossen, auszuhalten und Partnerschaft mit säkularen Gruppen zu schließen. Er beschreibt aber auch "Steine" - Gewalt und Rassismus gegen Frauen, wirtschaftliche Ungerechtigkeit, Grenzen der Partizipation, die Rolle in der Familie, unterdrückerische Theologien und Interpretationen der Bibel, Einstellungen zur Sexualität, Zusammenhänge von Evangelium und Kultur sowie Solidarität und Spaltungen unter Frauen.

Die Lebendigen Briefe fanden zum Beispiel heraus, daß
In den meisten Gemeinden bilden Frauen die Mehrheit und nehmen engagiert am sirituellen und liturgischen Lebel ihrer Kirche teil. Im Gemeindeleben spielen sie in den vielen verschiedenen Laienämtern - in der Diakonie, beim Spendensammeln, in Unterricht und Beratung - eine akitve Rolle. Aus allen diesen Möglichkeiten der Beteiligung gewinnen sie Stärke und Befriedigung, auch wenn ihr Beitrag nicht immer anerkannt wird und sie in diesen Bereichen keine Leitungsfunktionen erreichen können.
Kollekte nach einem Gottesdienst im Freien einer
methodistischen Kirche in Mosambik

Wenn man sich mit der Frage der Gewalt befassen will, die Frauen selbst in der Kirche erfahren, muß man sich mit zwei Bereichen auseinandersetzen, die für die Kirchen immer ein Tabu waren - Sexualität und Machtmißbrauch. Auch der Rassismus ist eine nich leicht zu behandelnde Realität. Wenn die Kirche aber eine ethische Gemeinschaft sein will, dann muß die Solidarität mit gegen Rassismus kämpfenden Frauen als Teil ihres sakramentalen Dienstes gesehen werden. Die Globalisierung der Marktwirthschaft ist ein unglaublich umfassendes und komplexes Phänomen, das man nur schwer fassen kann. Die ethische Herausforderung für die Kirchen liegt jedoch darin, die Überlebensstrategien von Frauen zu stärken und zu stützen. Es ist wirklich ein liturgischer Akt, die Lebensqualität in unseren Gemeinschaften zu verbessern.

Als "lebendige Briefe"... waren wir erstaunt, wie offensichtlich es war, daß fast überall Jungen immer noch sozialisiert werden, um zu dominieren und Mädchen, um sich unterzuordnen, und wie oft der Befriff "Kultur" gebraucht wurde, um Gewalt gegen Frauen zu erklären oder zu rechtfertigen.

Theologiestudentin in Shanghai
Unabhängig davon, ob Kultur als Vorwand angeführt wird oder nicht, ist sie häufig der Grund für die schlechte Behandlung von Frauen und wird nur selten von den Männern in den Kirchen in Frage gestellt.

Am entmutigendsten war der eindeutige Beweis, daß Frauen durch ihre eigenen Kirchenstrukturen marginalisiert werden... Alle Teams stellten fest, daß Frauen in ihren Kirchen keinen oder nur einen begrenzten Zugang zu den Entscheidungsprozessen und somit zur Macht haben. Einige Kirchenführer bestanden auch darauf, daß Kirchenverfassungen nich verändert werden könnten. Diese Situation spiegelt und fördert ein ähnliches Machtgefälle wie in der Gesellschaft.

Der Bericht Lebendige Briefe ist für sfr 8.90 in englischer, französischer, deutscher und spanischer Sprache erhältlich bei: ÖRK-Publications, 150 route de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz. Tel: ++41 22 791 63 79; Fax: ++41 22 798 13 46.


Was steht als Nächstes an?

Die Achte Vollversammlung des ÖRK in Harare (Simbabwe) bietet Gelegenheit, die bereits erreichten Veränderungen im Leben der Kirchen zu bestätigen, aber auch noch einmal darzulegen, welche Herausforderungen nach wie vor bestehen...

Die Dekade als Projekt wird zu Ende gehen, aber ihre Themen bestehen weiter. Die Kirchen und die ökumenische Bewegung müssen ermutigt werden, die Dynamik ihrer Solidarität aufrechtzuerhalten.

Bei der Vollversammlung wird es eine besondere Plenarsitzung geben, in der die Kirchen und die ökumenische Bewegung sich erneut den Anliegen der Dekade verpflichten und ihr solidarisches Handeln mit Frauen fortsetzen können. Die Plenarsitzung wird hervorheben, wie segensreich sich die Begabungen von Frauen für die Kirchen auswirken. Und sie wird auf vier Themenbereiche hinweisen, die in dem Bericht Lebendige Briefe in dramatischer Weise deutlich wurden:

  • Die Schranken, die Frauen auch weiterhin im kirchlichen Leben - in Leitung, Theologie, Spiritualität und Amt - erfahren, wenn sie sich engagieren wollen.
  • Die globale Wirtschaftskrise und ihre gravierenden Auswirkungen auf das Leben von Frauen in der ganzen Welt.
  • Gewalt gegen Frauen in Kirche und Gesellschaft und ein wachsendes Bewußtsein, daß die Kirchen diesem Thema ernstgemeinte und aktive Beachtung schenken müssen.
  • Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, die unsere Gesellschaften auseinanderreißen. Diesem Thema ist weder von den Kirchen, noch von den Frauenbewegungen in Kirche und Gesellschaft genügend Beachtung geschenkt worden, weshalb hier eine konzertierte Aktion vonnöten ist.

Philippinische Textilarbeiterinnen

Ein Dekade-Festival

Ein viertägiges Dekade-Festival vor der Achten Vollversammlung wird Frauen Zeit und Raum bieten, das Ende der Dekade sowie ihre eigenen Kämpfe und ihr kirchliches Engagement zu feiern wie auch ihre Visionen für Kirche und Gesellschaft über 1998 hinaus zur Sprache zu bringen. Es wird den Frauen auch Gelegenheit bieten, im Blick auf die Zukunft darüber nachzudenken, welche Wirkung die Dekade auf ihr Leben hatte.

Zentrale Ereignisse werden sein:

  • Die Feier der Beiträge afrikanischer Frauen zu Kirche und Gesellschaft durch ein Frauenbesuchsprogramm bei Frauen in Afrika vor dem Festival (vom 22. -26. November 1998), eine Plenarsitzung über afrikanische Frauen und durch eine Umgebung, die von der Energie, dem Engagement und der Stärke der Frauen von Simbabwe geprägt sein wird.

  • Ein Hearing über Gewalt gegen Frauen in der Kirche. Zum ersten Mal werden Frauen, die innerhalb der Kirche Gewalt erfahren haben, bei einer Weltversammlung von ihren Erfahrungen erzählen können.

    Bei diesem Hearing sind Zeugnisse zu Rassismus, häuslicher Gewalt, Gewalt in einer seelsorgerlichen Situation und innerhalb einer Gemeinde vorgesehen, und es wird auch davon gesprochen werden, wie Frauenstimmen in der Theologie zum Schweigen gebracht werden und welche Art von struktureller Gewalt Frauen in den Kirchen erfahren. Außerdem werden von kirchlicher Seite angeregte positive Aktionen und Veränderungen zur Sprache kommen und Frauen berichten, wie sie auf Gewalt reagiert haben.


Ein Frauenzentrum in London kämpft um ein Ende der Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Rasse oder Klasse
Das Hearing wird mit der Herausforderung an die Kirchen schließen, ihre pastoralen und solidarischen Aktionen nach 1998 noch konkreter zu gestalten, und der ÖRK wird gebeten werden, ein glaubwürdiges, weltweites Programm auf den Weg zu bringen, um auf die genannten Themen reagieren zu können.

Das Hearing wird in einer seelsorgerlichen und mitfühlenden Umgebung stattfinden, in der die Verpflichtung aller beim Festival anwesenden Frauen und Männer zum Ausdruck kommt, gemeinsam gegen die Gewalt anzugehen, die von Frauen erfahren wird.

  • Hütten zu bestimmten Themen. Auf dem Festivalgelände werden etwa 15 Hütten aufgestellt werden, in denen Frauen ihre Anliegen und Aktionen in ihrem lokalen Kontext miteinander austauschen können. In diesen Hütten werden mit Hilfe von Ausstellungsgegenständen, Plakaten, Broschüren usw. elf weitgefaßte Themen aufgegriffen und die Chance zur Vernetzung geboten:

° Frauen und Rassismus
° Ökologie und Schöpfung
° Frauen und Theologie
° Frauen und wirtschaftliche Gerechtigkeit
° Frauen als Friedensstifterinnen
° Gewalt gegen Frauen
° Entwurzelte Frauen (Flüchtlinge und Migrantinnen)
° Junge Frauen
° Frauen und Diakonie
° Frauen und Gesundheit
° Frauen und Kinder

Auch weltweite ökumenische Schwesterorganisationen wie der Weltgebetstag, die Gemeinschaft der Kleinsten Münze, der Weltbund der CVJF und viele andere werden ihre Arbeit vorstellen können.

Zusätzlich zu den themen- und aktionsorientierten Hütten wird eine "Hütte der Stille" für Meditation und Gebet eingerichtet.


Dem Massaker zuhause entkommen, muß diese Ruanderin und Tausende mit ihr in den Flüchtlingslagern mit weiteren Gefahren rechnen (Tansania, 1994)

  • Bewußtmachung von Frauengeschichte und unsere Vision. Neben den vielfältigen Ereignissen des Festivals wird es eine Ausstellung zu diesemThema geben. In ihr werden Frauen sichtbar gemacht, die auf verschiedenen Ebenen, zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Regionen der Welt zur ökumenischen Bewegung beigetragen haben. Ein wichtiges Element der Ausstellung wird eine Auswahl von Frauenheiligen aus verschiedenen Traditionen sein. Um eine genuine Beteiligung bei der Planung zu ermöglichen, sind Frauen aus der ökumenischen Bewegung in allen Regionen um Vorschläge gebeten worden.

    Die Ausstellung wird sowohl beim Festival wie auch bei der Vollversammlung gezeigt werden. Später wird sie Mitgliedern der ökumenischen Bewegung als Wanderausstellung zur Verfügung stehen.


Über 1998 hinaus

Frauen in der ganzen Welt befürchten, das Ende der Dekade als Projekt könne auch bedeuten, daß Programme und Projekte zu Frauenfragen wieder zurückgefahren werden, und abnehmende Finanzmittel der Kirchen und der ökumenischen Bewegung könnten weniger Arbeit mit Frauen zur Folge haben. Dies darf nicht sein! Das Festival und die Vollversammlung müssen die eingegangene Verpflichtung lebendig erhalten!

Das Festival wird also die Begabungen und das Engagement von Frauen feiern, aber auch auf die weiterhin notwendige Solidarität hinweisen. Ein Dokument mit dem Titel "Aufgabenkatalog der Frauen auf dem Weg ins 21. Jahrhundert", das mit Frauen in der ganzen Welt ausgetauscht wurde, wird während des Festivals weiterdiskutiert und der Vollversammlung und danach den Kirchen übergeben werden. Darin wird eine kontinuierliche Beobachtung gefordert, damit der durch die Dekade ausgelöste Schwung nicht verloren geht, und außerdem wird ein Aktionsprogramm für die Kirchen und den ÖRK aufgestellt.

Hier klicken für Aufgabenkatalog der Frauen auf dem Weg ins 21.Jahrhundert".


Wer kann am Dekade-Festival teilnehmen?

Wir hoffen, daß 1200 Personen - 100 Männer und 1100 Frauen - am Festival teilnehmen werden. Von diesen werden 1000 Personen (einschließlich einiger offizieller Delegierter der Vollversammlung - vorwiegend Frauen und einige Männer) aus den Regionen kommen, für die jeweils Quoten festgelegt wurden: 200 für Afrika, 170 für Asien, 50 für die Karibik, 200 für Europa, 80 für Lateinamerika, 100 für den Nahen Osten, 175 für Nordamerika und 50 für den Pazifik.

Bitte beachten sie folgendes:

  • Die regionalen ökumenischen Organisationen (siehe untenstehende Adressen) sind für die Koordinierung der Anmeldungen verantwortlich.
  • Einige Regionen haben ihre Quoten schon ausgeschöpft.
  • Die Teilnehmenden müssen ihre Beteiligung am Festival selbst finanzieren (siehe Finanzierung weiter unten!)

Regionale ökumenische Organisationen

Women's Programme
All Africa Conference of Churches
P O Box 14205
Nairobi, Kenya
Phone: + 254 2 44 14 83
Fax: + 254 2 44 32 41

Women's Concerns Programme
Christian Conference of Asia
Pak Tin Village
Mei Tin Road
Shatin NT, Hong Kong Phone: (+ 852) 691 10 68
Fax: (+ 852) 692 38 05

Women's Desk
Caribbean Conference of Churches
P O Box 616
Bridgetown, Barbados
Phone:(+ 1 809) 42 72 681
Fax: (+ 1 809) 4292075
E-mail: ccchurch@toj.com

Ökumenische Dekade
Europäische Konferenz der Kirchen
150 Rte de Ferney
1211 Genf 2, Schweiz
Tel.: (+ 41-22) 7916325
Fax:(+41-22) 791 62 27

Ecumenical Decade Coordinating Group
40 St Clair Ave, E. Suite 201
Toronto, ON, M4 T1 M9, Canada
Phone: (+416) 921 77 59 ext.30
Fax: (+416) 921 74 78

Women's Desk
Latin American Council of Churches (CLAI)
Avenida 12
Calles 13 y 15
Apartado 62
1002 San José, Costa Rica
Phone: (+506) 25 70 989
Fax: (+506) 28 50 300
E-mail: pfmnclai@sol.racsa.co.cr

Women's Programme
Middle East Council of Churches
P O Box 4259
Limassol, Cyprus
Phone: (+3575) 32 60 22
Fax: (+3575) 32 44 96
E-mail: kandis@cyberia.net.lb

Women's Desk
Pacific Conference of Churches
P O Box 208
Suva, Fiji
Phone: (+679) 311 277; 302 332
Fax: (+679) 303 205

Women's Programme
National Council of Churches of Christ in the USA
475 Riverside Drive
Room 572
New York, NY 10115-0050, USA
Phone: (+1212) 8702141
Fax: (+1212) 8702817

Wir brauchen Ihre Hilfe zur Finanzierung des Festivals!

Das Festival selbst muß finanziert werden! Jede persönliche Spende ist willkommen! Bitte schreiben Sie an das Frauenprogramm des ÖRK, wenn Sie mehr Informationen wünschen.

Darüberhinaus sind viele potentielle Teilnehmerinnen nicht in der Lage, ihre eigenen Reisekosten aufzubringen. Wir suchen deshalb nach Mitteln, um Reiskostenzuschüsse gewähren zu können, vor allem für Frauen aus jenen Teilen der Welt, in denen die finanziellen Mittel schwer zu beschaffen sind.

Nicht allen, die sich für die Dekade in ihrer Region engagiert haben, ist es möglich, am Festival teilzunehmen. Wenn Sie selbst nicht teilnehmen können, könnten Sie vielleicht einer anderen Frau die Teilnahme ermöglichen! Sollte dies der Fall sein, bitten wir Sie, Ihren Beitrag an das Frauenprogramm des ÖRK oder direkt an das regionale ökumenische Büro in ihrer Region (siehe obige Adressen) zu schicken. Außerdem wurde der Vorschlag gemacht, Frauen, die Vielfliegerinnen sind, könnten ihre Bonusmeilen für die Flüge anderer Frauen stiften. Wenn Ihnen diese Form eines Beitrags zusagt, teilen Sie es bitte dem Festival-Büro mit.


Frauenprogramm
Einheit III - Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfung
Ökumenischer Rat der Kirchen
Postfach 2100
1211 Genf 2, Schweiz
Tel: (+41 22) 791 6213
Fax: (+41 22) 791 0361
E-mail: WCC Contact

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Gute Reproduktionen der Fotos zu diesem Text sind über Internet oder auf dem normalen Postweg erhältlich. Wenn Sie Informationen über Kosten brauchen oder/und Bestellungen machen wollen, klicken Sie unsere Seite Photo Oikoumene an oder richten Sie eine E-mail-Anfrage an photo mit folgenden Bestellangaben:
° Gottesdienst in Mosambik (5616-25A)
° Theologiestudentin in Shanghai (3928-25A)
° Philippinische Textilarbeiterinnen (4288-18A)
° Ruandische Flüchtlingsfrau (6037-17A)
° Kings Cross Centre (4180-12A)