Zum Anklicken - Nr. 12 - Oktober 2003

Samuel Kobia zum neuen ÖRK-Generalsekretär gewählt
Verwandelnde Gnade als Thema der Vollversammung
Neugestaltung der ökumenischen Bewegung
Leute
Ein Jahr Begleitprogramm in Palästina und Israel
Zehn Jahre Frauensolidaritätsfonds
Zentralausschussmitglieder ehren Raiser
Mitgliedsbeiträge: gerecht, transparent und objektiv
„Meinen Frieden gebe ich euch"
ÖRK-Finanzen: „einigermaßen ermutigend"
Rwanda
ÖRK äußert sich zu internationalen Angelegenheiten


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Samuel Kobia zum neuen ÖRK-Generalsekretär gewählt


Der künftige ÖRK-Generalsekretär Dr. Samuel Kobia

Am 28. August wählte der Zentralausschuss Pfr. Dr. Samuel Kobia, einen ordinierten Geistlichen der Methodistischen Kirche in Kenia, zum neuen Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). Kobia, derzeitiger ÖRK-Sonderbeauftragter für Afrika, ist Nachfolger von Pfr. Dr. Konrad Raiser und wird sein Amt im Januar 2004 antreten.

Nach seiner Wahl erklärte Kobia, der Rat habe als Gemeinschaft von Kirchen vor allem die Aufgabe, „einander zur sichtbaren Einheit in dem einen Glauben und der einen eucharistischen Gemeinschaft aufzurufen und auf diese Einheit zuzugehen, damit die Welt glaube“. Um dies zu tun, müssten die Kirchen nicht nur zusammenarbeiten, sondern sichtbar zusammenarbeiten. „Miteinander zu arbeiten und miteinander weiterzugehen wird uns helfen, beieinander zu bleiben“, fuhr er fort, und dies sei eine „geistliche Reise“. Dazu zitierte er ein afrikanisches Sprichwort: „Wenn du schnell gehen willst, geh allein. Wenn du weit gehen willst, geh mit anderen.“

Auf die Frage, ob er spezifisch afrikanische Eigenschaften in sein neues Amt mitbringe, sprach Kobia von der „Fähigkeit, inmitten des Todes das Leben zu feiern und selbst dann, wenn eine Situation ausweglos erscheint, Hoffnung zu bewahren“. Im Hinblick auf die Arbeitsweise des ÖRK-Zentralausschusses sagte er, er befürworte einen „beratenden, mitbestimmten und ‚zuhörenden‘ Arbeitsstil“.

In den anschließenden Interviews mit den Medien nannte Kobia drei Prioritäten für den ÖRK in den kommenden Jahren. An erster Stelle stehe die Zusammenarbeit. Sodann sei die Frage, „wie man auf eine zunehmend von Gewalt geprägte Welt eingehen“ solle, eine der großen Herausforderungen für den ÖRK. Er habe die Absicht, auf der Arbeit der ÖRK-Dekade zur Überwindung von Gewalt 2001-2010 sowie auf seinen eigenen Erfahrungen mit der Friedenskonsolidierung im Sudan und in der Region der Großen Seen aufzubauen.

Das dritte Hauptanliegen des ÖRK in den kommenden Jahren ist Kobia zufolge der interreligiöse Dialog. Das 20. Jahrhundert sei von Ideologiefragen beherrscht gewesen, das 21. werde möglicherweise von einer „Politik der Identität“ dominiert, denn „viele Menschen definieren sich über ihre Religion“. Er plädiere dafür, dass alle Religionen ihren Glauben dazu nutzen, „unter Menschen verschiedener Religionen und Herkunft Toleranz zu fördern, zu versöhnen und zu heilen“.

Der 1947 in Kenia geborene Kobia ist ordinierter Geistlicher der Methodistischen Kirche in Kenia. Er und seine Frau Ruth haben zwei Töchter und zwei Söhne. Von 1978-1984 diente Kobia im ÖRK als Referent für Kirchlichen Dienst im städtischen und ländlichen Bereich und von 1987-1993 war er Generalsekretär des Nationalrats der Kirchen von Kenia. Er arbeitete nach der Unabhängigkeit Simbabwes an der Reorganisation des dortigen Christenrates mit, leitete 1991 die Sudan-Friedensgespräche und übernahm 1992 in Kenia den Vorsitz der Nationalen Wahlaufsichtskommission. 1993 kehrte er als Direktor der ÖRK-Abteilung Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfung nach Genf zurück. Kobia ist Verfasser mehrerer Publikationen zu sozialen und theologischen Themen in Kenia sowie zur Zukunft Afrikas. •

Verwandelnde Gnade als Thema der Vollversammung

„Gott, in deiner Gnade, verwandle die Welt“ wird das Thema der im Februar 2006 in Porto Alegre (Brasilien) tagenden Neunten Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) sein. Das Thema wurde vom Zentralausschuss auf seiner Tagung vom 26. August – 2. September 2003 beschlossen. Der endgültige Wortlaut des Themas in der englischen, französischen, spanischen, deutschen und portugiesischen Fassung wird später im Jahr bekannt gegeben.

Der Vorschlag, das Konzept der Gnade in den Mittelpunkt des Themas zu stellen, kam aus Lateinamerika. Der neu gewählte ÖRK-Generalsekretär Pfr. Dr. Samuel Kobia erklärte vor der Presse, die wichtigste Botschaft einer Plenarveranstaltung zu Lateinamerika während des Zentralausschusses sei der Hinweis auf die unbedingte Notwendigkeit gewesen, angesichts der negativen Folgen der Globalisierung die Menschenwürde hochzuhalten.

Der Zentralausschuss billigte für die Vollversammlung einen Haushalt in Höhe von sfr 6,3 Millionen. An der Neunten Vollversammlung werden 700 Delegierte teilnehmen.

Neugestaltung der ökumenischen Bewegung

In seinem letzten Bericht als Generalsekretär an den ÖRK-Zentralausschuss (26. August 2003) ging Pfr. Dr. Konrad Raiser auf die Notwendigkeit ein, durch eine Neugestaltung der ökumenischen Bewegung die weltweite christliche Gemeinschaft zu gemeinsamem Zeugnis im 21. Jahrhundert zu bewegen.

Raiser zufolge ist die Debatte über eine Neugestaltung nicht zuletzt deshalb notwendig geworden, weil sich die globale Lage verändert hat, zunehmender Bilateralismus zu beobachten ist, die Konkurrenz bei der Mittelbeschaffung wächst, Strukturen und Initiativen stärker koordiniert werden müssen und die Mitarbeit einer gröberen Bandbreite von Kirchen, Netzwerken und Organisationen erforderlich geworden ist. Allerdings, so Raiser, dürfe man „sich nicht mit einer pragmatischen und funktionalen Anpassung von Strukturen begnügen, um die Zusammenarbeit zu erleichtern und effektiver zu machen“. Vielmehr solle „das Ziel darin bestehen, die Partner zusammenzuführen, um einen Kernbestand von Werten und Überzeugungen und so das Bewusstsein einer gemeinsamen Mission zu stärken“.

Vom 17.–20. November 2003 wird in Antelias (Libanon) eine Konsultation stattfinden, deren Aufgabe es sein wird, die großen Herausforderungen einer sich verändernden Welt zu analysieren, zentrale Bereiche zu identifizieren, in denen ein Wandel notwendig ist, und mit der Planung eines Studien- und Konsultationsprozesses zu beginnen, der zu Empfehlungen an die beteiligten Organisationen sowie auch – anlässlich seiner Vollversammlung 2006 – an den ÖRK selbst führen könnte. Die Kirchen werden unmittelbar in die Konsultation einbezogen und in die Lage versetzt werden, sich uneingeschränkt an dem Prozess zu beteiligen.

Raiser wies darauf hin, dass der ÖRK „diese Initiative nicht aus institutionellem Eigeninteresse (ergreift), sondern in Wahrnehmung des Mandats in der Verfassung, das den ÖRK auffordert, „die Kohärenz der einen ökumenischen Bewegung in ihren unterschiedlichen Ausprägungen‘ zu fördern und zu bewahren“.

Der neu gewählte ÖRK-Generalsekretär Pfr. Dr. Samuel Kobia unterstrich in der Pressekonferenz nach seiner Wahl, die politische und gesellschaftliche Situation habe sich seit der Gründung des ÖRK im Jahre 1948 grundlegend verändert. Daher müsse man „andere Wege finden, um eine umfassendere ökumenische Partnerschaft zu gewährleisten“. •

 

Leute

Der leitende Bischof der Methodistischen Kirche im südlichen Afrika, Bischof Hamilton Mvume Dandala, wurde am 2. Mai 2003 zum neuen Generalsekretär der Gesamtafrikanischen Konferenz der Kirchen (AACC) ernannt. Der 51-jährige Bischof ist Nachfolger des Interim-Generalsekretärs Melaku Kifle. Die AACC hat eine neue Vision und ein neues Missionskonzept entwickelt. Bischof Dandala tritt sein Amt im Vorfeld der Achten AACC-Vollversammlung im November an.

Der Rat der Kirchen im Sudan wählte auf seiner 15. Vollversammlung im Mai 2003 Pfr. Paul Chol Deng zu seinem neuen Generalsekretär. Pfr. Deng ist ordinierter Geistlicher der Bischöflichen Kirche des Sudan und Nachfolger von Pfr. Enock Tombe Stephen, der dem Rat von 1995-2003 als Generalsekretär vorstand.

Als Ko-Präsident der Ökumenischen Bewegung für Menschenrechte in Argentinien und einer der acht Präsidenten des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) wurde Bischof Federico J. Pagura von der Argentinischen Evangelisch-Methodistischen Kirche für die vom argentinischen Parlament vergebene Auszeichnung „Hervorragende Persönlichkeit des Landes“ nominiert. Bischof Pagura erhielt die jährlich vergebene Auszeichnung bei einer Feier im Parlament am 22. August 2003 in Anerkennung seiner sozialen und ethischen Arbeit und seiner Botschaft an die Jugend.

 

Der ÖRK setzte Pfrin. Deborah DeWinter als Referentin im US-Büro und Pfr. Dr. Laurence Konmla Bropleh als Vertreter des ÖRK/CCIA bei den Vereinten Nationen ein. DeWinter, Pastorin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika, arbeitete zuvor im Lutherischen Einwanderer- und Flüchtlingsdienst (1991-1996), im Referat für Einwanderer und Flüchtlinge des Kirchlichen Weltdienstes des Nationalen Kirchenrates (1996-1999), im Lutherischen Familien- und Gemeinwesendienst (1999-2000), in der Abteilung für Wiederansiedlung im UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (2000-2002) und in jüngster Zeit für Film Aid International in New York. Pfr. Dr. Laurence Konmla Bropleh ist Absolvent des Wesley Theological Seminary der American University in Washington. Nach seiner Tätigkeit als Pastor in der Evangelisch-Methodistischen Kirche (1991-1997) wurde er in der Behörde für weltweiten Dienst seiner Kirche Regionalreferent für Afrika südlich der Sahara. Zuletzt war er Direktor von African initiatives und leitender Pastor der Distriktskonferenz von Baltimore-Washington. DeWinter und Bropleh werden in New York für den ÖRK tätig sein.

Eine der bekanntesten orthodoxen Persönlichkeiten Westeuropas, der Priester und Arzt André Borisovich Bloom, Metropolit Anthony von Sourozh, Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Patriarchatskirche in Großbritannien und Irland, verstarb am 4. August 2003 im Alter von 89 Jahren. Metropolit Anthony kam 1949 nach England und widmete sich dort seinem Lebenswerk, dem Aufbau einer russisch-orthodoxen Diözese in Großbritannien. Da er den Klerus in der Sowjetunion unterstützen wollte, entschloss er sich trotz Anfeindungen für Loyalität gegenüber dem gerade neu eingerichteten Moskauer Patriarchat, verhielt sich aber dem Kommunismus gegenüber sehr kritisch. Metropolit Anthony war von 1968 bis 1975 Mitglied des ÖRK-Zentralausschusses.


Matt Robson sieht zu, wie ein Bauer aus Jayyous auf den Durchgang in der Trennungsmauer zugeht

Ein Jahr Begleitprogramm in Palästina und Israel

Die Bauern nennen die Gegend auf der anderen Seite der Mauer das „5000-Sterne-Hotel“, doch die Realität ist nicht ganz so komfortabel. Der israelisch-palästinensische Konflikt ist im Alltag des Westjordanlandes überall zu spüren.

Der britische Quäker Matt Robson, der als ökumenischer Begleiter im Dorf Jayyous tätig ist, berichtete über die Auswirkungen der von Israel gebauten Trennmauer auf das Leben der Dorfbewohner. Sie trennt z.B. die palästinensischen Bauern von ihren Äckern; wenn sie auf ihre Felder wollen, müssen sie einen von israelischen Soldaten bewachten Durchgang benutzen. Da dessen Öffnungszeiten nicht vorhersehbar sind, müssen die Bauern Matratzen mit auf die Felder nehmen und dort unter freiem Himmel übernachten, wenn der Durchgang bei ihrer Rückkehr schon geschlossen ist. Als ökumenischer Begleiter und ausländischer Beobachter der Situation vor Ort ist Robson schon oft über Nacht mit den Bauern dort draußen geblieben oder hat mit ihnen am Durchgang gewartet und beruhigend auf die Anwesenden eingewirkt.

Über diese Erfahrungen berichtete Robson anlässlich einer Presseinformationssitzung bei der Tagung des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) vom 26. August bis 2. September. Anlass dieser Sitzung war das einjährige Bestehen des Ökumenischen Begleitprogramms in Palästina und Israel (EAPPI), das 2002 im Rahmen der Dekade zur Überwindung von Gewalt und ihrer „Kampagne zur Beendigung der rechtswidrigen Besetzung Palästinas – Für einen gerechten Frieden im Nahen Osten“ eingerichtet worden war. Der Zentralausschuss würdigte das „mutige Zeugnis“ der Begleiter/innen, beschloss die Fortsetzung des Programms und ermutigte die ÖRK-Mitgliedskirchen und ökumenischen Partner, sich aktiv daran zu beteiligen. Salpy Eskidjian, ÖRK-Programmreferentin für internationale Beziehungen, erklärte in der Informationssitzung, EAPPI sei „eine neue Form unserer Bemühungen um die Prävention von Krieg, die Überwindung von Gewalt, die Beilegung von Konflikten und das Eintreten für Gerechtigkeit und Frieden – es bringt Solidarität durch physische Präsenz zum Ausdruck“. •

Informationen über das EAPPI finden Sie auf unserer Website .
Siehe Neue Veröffentlichungen.

Zehn Jahre Frauensolidaritätsfonds

“Der Fonds war für sechs Monate geplant und nun besteht er schon seit zehn Jahren“, sagte Carolyn Boyd, Koordinatorin des vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) initiierten Solidaritätsfonds ökumenischer Frauen (EWSF) im ehemaligen Jugoslawien, in einer Rede anlässlich der Zehnjahresfeier am 29. August 2003 in Genf. Der EWSF ist ein Fonds von Frauen für Frauen in Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro und Mazedonien, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Menschenrechte zu fördern und den Frauen und Kindern, die vom Krieg betroffen sind, dabei zu helfen, wieder ein normales und selbstbestimmtes Leben zu führen.
EWSF-Koordinatorin Carolyn Boyd hält bei der Zehnjahres-feier des Fonds eine Ansprache
Der 1993 eingerichtete Fonds unterstützte bislang mehr als 280 Projekte und half damit insgesamt über 80 000 Menschen. Frauen aus allen ethnischen Gruppen wurden in zahlreiche Selbsthilfeprojekte einbezogen, die in den verschiedensten Bereichen von der Friedensarbeit über Ausbildung bis hin zu Gesundheitsprogrammen und –beratung tätig sind. Während das EWSF-Programm ursprünglich nur Probleme aufgriff, auf die Boyd von Frauen aufmerksam gemacht worden war, soll es sich künftig eingehender und grundsätzlicher mit Friedensarbeit, Konfliktbeilegung und dem Abbau von Vorurteilen, Ungerechtigkeit und Arbeitslosigkeit befassen – den wichtigsten Anliegen der Frauen, die ihr Leben wieder selbst bestimmen und ihre Zukunft gestalten wollen. „Die Zeiten haben sich geändert, aber die Bedürfnisse sind nach wie vor da.“ •

Zentralausschussmitglieder ehren Raiser

Mit einem Abschiedsgottesdienst und einer Abschiedsfeier dankten die Mitglieder des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) Pfr. Dr. Konrad Raiser für seine elfjährige Amtszeit als ÖRK-Generalsekretär.


In einem Quilt, den sie als Abschiedsgeschenk der pazifi-schen Region erhielten, hören Konrad und Elisabeth Raiser ihren Freunden aus der Region zu, die das ökumenische Lied „Pacifica" für sie singen

In dem Gottesdienst, der am Sonntag, dem 31. August in der Kapelle des Ökumenischen Zentrums stattfand, sprach der Vorsitzende des Zentralausschusses, Seine Heiligkeit Aram I., dem scheidenden Generalsekretär große Anerkennung für dessen ökumenische Arbeit aus, welche sich durch Qualität, Engagement und Vision auszeichne. Aram I. beschrieb Raiser als einfühlsamen Pastor und brillanten Hochschullehrer, als einen persönlich bescheidenen, aber mutigen Menschen mit hohem Verantwortungsgefühl.

Später fand im Ökumenischen Institut in Bossey eine Abschiedsfeier statt, bei der Vertreter und Vertreterinnen aller Regionen Konrad und Elisabeth Raiser mit Worten, Liedern und Geschenken dankten. Hier wurde noch einmal deutlich, wie viele Reisen und Besuche in Mitgliedskirchen der Generalsekretär während seiner Amtszeit unternommen hat.

Raiser, der seit Januar 1993 das Amt des Generalsekretärs bekleidet, geht Ende 2003 in den Ruhestand. •

Mitgliedsbeiträge: gerecht, transparent und objektiv

Der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) hat beschlossen, ein neues System für die Berechnung der Mitgliedsbeiträge einzuführen. Seit 1995 waren die Mitgliedskirchen lediglich ersucht worden, einen Beitrag von mindestens sfr 1000 zu leisten. Ab 1. Januar 2004 wird sich der Beitrag nach der Größe der Kirche und dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes richten, in dem sie beheimatet ist. Die Größe der Kirche wird anhand der von der Kirche vorgelegten Daten berechnet, und nach dieser Größe wird zunächst ein Mindestbeitrag festgelegt. Sodann wird das BIP des betreffenden Landes mit dem BIP der USA – des höchsten der Welt – verglichen und der Mindestbeitrag entsprechend gesenkt. In einzelnen Fällen, in denen das Durchschnittseinkommen der Kirchenmitglieder deutlich unter dem Durchschnittseinkommen der Gesamtbevöl-kerung liegt, kann die Kirche eine Anpassung beantragen. Das neue System ist Teil einer Kampagne, deren Ziel es ist, die Einnahmen des ÖRK aus Mitgliedsbeiträgen bis zur nächsten Vollversammlung im Jahre 2006 auf sfr 10 Millionen anzuheben. Der stellvertretende Vorsitzende des Finanzausschusses, Dekan Anders Gadegaard, erklärte, mit diesem System solle eine „für alle Mitglieder gerechte, transparente und objektive Berechnungsmethode“ eingeführt werden. Den Mitgliedskirchen wird das neue System in einem Schreiben erläutert werden. •

„Meinen Frieden gebe ich euch"

Das Streben nach der Einheit der Christen beschränkt sich zwar nicht auf eine Woche im Jahr, doch die jährliche Gebetswoche für die Einheit der Christen gibt den Kirchen in aller Welt Gelegenheit, sich eingehender mit dem Ziel der Einheit zu beschäftigen. In der Regel findet die Gebetswoche vom 18.-25. Januar statt; in der südlichen Hemisphäre wird sie häufig in die Pfingstzeit gelegt. Seit 1968 wird das Material für die Gebetswoche gemeinsam von der ÖRK-Kommission für Glauben und Kirchenverfassung und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen vorbereitet. Es umfasst einen Bibeltext und eine Einführung zum Thema, einen Gottesdienst, Bibelarbeiten und Gebete für die „acht Tage“, Leitlinien für die Veranstalter sowie Informationen über die ökumenische Situation in einem bestimmten Teil der Welt.

Thema der Gebetswoche 2004 ist „Meinen Frieden gebe ich euch“ (Joh 14, 23-31); der Akzent liegt hierbei auf der Suche nach Frieden im Nahen Osten. Dieser Vers ist ein Teil von Jesu Abschiedsreden an die Jünger vor seiner Kreuzigung. Er wurde von den Kirchen des Nahen und Mittleren Ostens ausgewählt, die sich heute „mehr als je zuvor nach Frieden sehnen“ und der Überzeugung sind, dass im Rahmen dieses ökumenischen Gebets Christen in aller Welt den Menschen dieser Region in ihrem Hoffen und Leiden solidarisch zur Seite stehen werden.•

Materialien für die Gebetswoche für die Einheit der Christen (2004) finden Sie auf unserer Website.

ÖRK-Finanzen: „einigermaßen ermutigend"

Indem sich der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) 2003 auf seine Kernbereiche konzentrierte und sehr sorgfältig seine Ausgaben kontrollierte, kann er die in den vergangenen zwei Jahren aufgetretenen Probleme langsam überwinden. Generalseketär Pfr. Dr. Konrad Raiser zufolge sind die Aussichten inzwischen „einigermaßen ermutigend“.

2002 stand der Rat vor einem Defizit in Höhe von sfr 6,6 Millionen, das sich aus planmäßigen Ausgaben für spezifische Kernprogramme in Höhe von sfr 5,5 Millionen und einem Rückgang der Rücklagen um sfr 1,1 Millionen zusammensetzte.

Der Ausgabenhaushalt für 2003 beläuft sich auf sfr 46,2 Millionen. Die Ergebnisse vom Juli 2003 zeigen, dass sich die Ausgaben im veranschlagten Rahmen halten und mithin die Maßnahmen des vergangenen Jahres Wirkung zeigen. Die Ergebnisse lassen erwarten, dass bis Ende des Jahres ein Überschuss erwirtschaftet werden kann, der es erlaubt, die Rücklagen um sfr 1 Million wieder aufzustocken.

Der ÖRK-Zentralausschuss billigte für 2004 einen Ausgabenhaushalt von sfr 42,3 Millionen und erklärte seine Absicht, die Rücklagen im kommenden Jahr um sfr 2 Millionen zu erhöhen.

Der ÖRK startet eine Kampagne zur Steigerung der Mitgliedsbeiträge. Zugleich wird er sich auch weiterhin bemühen, das Niveau der Beiträge aus Hilfswerken und anderen Quellen zu halten. •

Rwanda
Wenige Monate vor dem zehnten Jahrestag des Völkermords in Ruanda wurde im Ökumenischen Zentrum in Genf eine „Installation“ mit Skulpturen des ghanaischen Bildhauers Kofi Setordji eröffnet. Holzstatuen und Terrakottamasken erinnern an die Massaker von 1994, bei denen nahezu eine Million Menschen ums Leben kamen. Die Statuen und Masken erzählen vom Leid der Opfer, dem Schweigen der internationalen Gemeinschaft und der Spaltung der ruandischen Gesellschaft. •

 

 

NEUE VERÖFFENTLICHUNGEN

Samuel Kobia
THE COURAGE TO HOPE
The Roots for a New Vision and the Calling of the Church in Africa

Der neu gewählte Generalsekretär des ÖRK beschäftigt sich hier mit der Realität des heutigen Afrika und mit seinem Lebenspotenzial, um dann zu einem Bewusstseinswandel und einer Veränderung von Praktiken auf der Ortsebene aufzurufen.
230 Seiten, Risk Book Series, CHF.24.00, USD16.95, GBP10.95, EUR14.50

Erzbishof Anastasios (Yannoulatos)
FACING THE WORLD
Orthodox Christian Essays on Global Concerns

Der Autor erörtert Menschenrechte, Dialog mit dem Islam und das Verhältnis zwischen Kultur und Evangelium aus orthodoxer Sicht; des weiteren analysiert er die Weltreligionen.
Gemeinschaftspublikation mit der St Vladimir’s Seminary Press, Crestwood NY, USA
208 Seiten, CHF.26.00, USD18.00, GBP15.60, EUR18.50

WCC YEARBOOK 2003
Das englischsprachige Jahrbuch des ÖRK in zwei Teilen: Das Jahr 2002 im Überblick; Adressenliste der Mitgliedskirchen, der nationalen, regionalen u.a. ökumenischen Einrichtungen sowie Verfassung und Satzung des ÖRK.
36 und 88 Seiten, CHF.13.00, USD9.00, GBP6.00, EUR8.00 beide Teile

ÖKUMENISCHE ERWÄGUNGEN
zum Dialog und zu den Beziehungen mit Menschen anderer Religionen

Aktualisierte Fortsetzung der „ÖRK-Leitlinien zum Dialog mit Menschen verschiedener Religionen und Ideologien“ von 1979.
16 Seiten, Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch, CHF5.00, USD3.50, GBP2.50, EUR3.50

Eva Balslev and Sune Segal
SECURITY OR SEGREGATION?
The Humanitarian Consequences of Israel’s Wall of Separation

Verfasst von zwei Teilnehmerinnen am Ökumenischen Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI).
32 Seiten, Einzelexemplare sind kostenlos

 

VIDEOS/DVDs
Zwei mit ÖRK-Beteiligung produzierte Videos sind für den sechsten Turnus des Film- und Fernsehfestivals „Religion Heute“ in Trient und Assisi im Oktober nominiert worden. Es handelt sich um The Roots of Violence, einen Dokumentarfilm zum Thema Frieden und Versöhnung, der im Zusammenhang mit der Dekade zur Überwindung von Gewalt in Sierra Leone gedreht wurde, und um Culture Shock, der über den Besuch zweier kenianischer Mädchen in der Lutherischen Staatskirche in Dänemark berichtet. Der erste Film ist eine Koproduktion mit dem Dänischen Fernsehen und dem Ökumenischen Rat in Dänemark, der zweite ist eine dänische TV-Produktion mit ÖRK-Unterstützung.

The Roots of Violence, 28:40 min., VHS/PAL, VHS/NTSC. Culture Shock, 28:26 min., VHS/PAL, VHS/NTSC

Die DVD Facing the Future, die im Anschluss an einen vom ÖRK und vom Christlichen Studentenweltbund veranstalteten Führungskräfte-Lehrgang in Kuba zusammengestellt wurde, enthält mehrere kurze Videos zu Globalisierung, HIV/AIDS und Geschlechterrollen sowie das Video Culture Shock. 127 Min., Zonen 1 and 2

Jeweils CHF29.50, USD19.50, EUR19.70 plus Porto

 

ÖRK äußert sich zu internationalen Angelegenheiten

Die wichtigsten Erklärungen, die der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) auf seiner Tagung vom 26. August bis 2. September 2003 zu Fragen von öffentlichem Interesse abgab, betrafen Liberia, Simbabwe, Irak und Europa. Der Ausschuss veröffentlichte ferner Protokollpunkte zur Schutzpflicht, zu den besetzten palästinensischen Gebieten und zu Zypern.

Im Hinblick auf Liberia brachte der Zentralausschuss seine Anerkennung für die Bemühungen der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (ECOWAS) und ihrer Friedenstruppe ECOMOG sowie der religiösen Führer des Landes um ein Friedensabkommen und die Bildung einer Übergangsregierung zum Ausdruck. Der Ausschuss verurteilte sowohl die von der Regierung Charles Taylors als auch die von den Rebellengruppen verübten Gewalttaten und rief die Mitgliedskirchen auf, die Friedensarbeit des Liberianischen Kirchenrates zu unterstützen. Des Weiteren rief er Kirchen und kirchliche Einrichtungen in aller Welt und insbesondere in den USA auf, den Kirchen Liberias humanitäre Unterstützung zu gewähren.

In einem Protokollpunkt zu Simbabwe befasste sich der Zentralausschuss mit der dortigen sozio-ökonomischen Krise, die er als ernsthafte Herausforderung für die Kirchen des Landes und für die weltweite ökumenische Gemeinschaft bezeichnete. Das Landumverteilungsprogramm habe zu schweren Menschenrechtsverletzungen geführt und das Land an den Rand des Ruins gebracht. Er rief die Mitgliedskirchen nachdrücklich auf, die Gewaltakte in Simbabwe zu verurteilen, und gab seiner Unterstützung für die Bestrebungen der simbabwischen Kirchen Ausdruck, das durch die Landumverteilung entstandene Unrecht wiedergutzumachen.

In seiner Erklärung zum Irak sprach sich der Zentralausschuss dafür aus, dass die Vereinten Nationen die führende Rolle beim Wiederaufbau der Institutionen und der Infrakstruktur des Landes spielen sollen und die Besatzungsstreitkräfte abgezogen werden. Er bat die Staaten, die Schulden des Irak zu erlassen, rief „die Besatzungsmächte dazu auf, dem irakischen Volk volle Wiedergutmachung für Schäden zu leisten, die durch den widerrechtlichen Einsatz militärischer Gewalt verursacht wurden“, und ermutigte die Kirchen in aller Welt, das irakische Volk, „dessen Elend noch nicht die notwendige Aufmerksamkeit erfahren hat“, bei der Rehabilitierung und dem Wiederaufbau des Landes zu unterstützen.

Unter Hinweis auf die weitreichenden Veränderungen auf dem europäischen Kontinent in den letzten Jahren begrüßte der Zentralausschuss in seiner Erklärung zu Europa, dass die EU die Bedeutung der Kirchen anerkannt hat, und plädierte dafür, Menschenrechte, Ethik und Moral in den Mittelpunkt der Entwicklungs- und der Sicherheitspolitik der EU zu stellen. •

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Originaltext: englisch

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