Ökumenischer Rat der Kirchen
ZENTRALAUSSCHUSS
Potsdam, Deutschland
29. Januar - 6. Februar 2001
Dokument Nr. PRI 13


Zur Beschlussfassung

BERICHT DES WEISUNGSAUSSCHUSSES FÜR GRUNDSATZFRAGEN I

Beziehungen zwischen weltweiten christlichen Gemeinschaften und dem Ökumenischen Rat der Kirchen

Der Ausschuss nimmt die im CUV-Dokument angeregten Maßnahmen zur Anknüpfung, Erleichterung und Intensivierung der Beziehungen zwischen dem ÖRK und den weltweiten christlichen Gemeinschaften (CWC) zur Kenntnis. Nach mehreren Sitzungen einer kleinen Fachgruppe, die diesen Prozess vorbereiten soll, stellte sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen dem Modell der konziliaren Einheit und dem Modell der Einheit in versöhnter Vielfalt. Mit dieser Frage wird sich eine Tagung in Bossey im Juli 2001 befassen, die von den Teams für kirchliche und ökumenische Beziehungen und Glauben und Kirchenverfassung sowie Bossey und dem Generalsekretariat organisiert wird.

Der Ausschuss beschäftigte sich insbesondere mit dem Verhältnis zwischen ÖRK, LWB und RWB. Angesichts der auf der Vollversammlung in Harare zum Ausdruck gekommenen Erwartungen bedauert der Ausschuss, dass in der praktischen Zusammenarbeit -- auch im Hinblick auf die Möglichkeit koordinierter Vollversammlungen --nur so geringe Fortschritte erzielt werden konnten.

Die Arbeit der Sonderkommission zur orthodoxen Mitarbeit könnte für diese Frage von Bedeutung sein; desgleichen die Arbeit des Weisungsausschusses für Grundsatzfragen II, der einen Vorschlag zur Gestaltung künftiger Vollversammlungen prüft.

Der Ausschuss bestätigt das Mandat der ÖRK/RWB/LWB-Arbeitsgruppe und unterbreitet hierzu folgende Empfehlungen:

  1. Der Ausschuss empfiehlt, dass der Exekutivausschuss dem Zentralausschuss 2002 im Interesse unseres gemeinsamen Dienstes und als Ausdruck unserer Gemeinschaft in Christus einen Bericht über die gegenwärtige Zusammenarbeit und Pläne für die künftige Zusammenarbeit zwischen dem ÖRK und den CWC (z.B. RWB und LWB) vorlegt.

  2. Der Ausschuss empfiehlt ferner, dass der Exekutivausschuss dem Zentralausschuss im September 2002 eine Einschätzung der Möglichkeiten künftiger koordinierter Vollversammlungen des ÖRK, RWB und LWB unterbreitet.

Gemeinsame Arbeitsgruppe der römisch-katholischen Kirche und des ÖRK

Der Ausschuss bestätigt die Tagesordnung und die Arbeit der Gemeinsamen Arbeitsgruppe. Ausschussmitglieder wiesen darauf hin, wie wichtig es ist, die Arbeitsergebnisse der Gruppe den Mitgliedskirchen des ÖRK und den katholischen Bischofskonferenzen zu vermitteln, und bittet diese nachdrücklich, die Informationen auch in den Ortskirchen zu verbreiten. Der Ausschuss sieht in der Dekade zur Überwindung von Gewalt eine Gelegenheit zu gemeinsamem Handeln.


Gemeinsame Beratungsgruppe des ÖRK und der Pfingstkirchen

Der Ausschuss ist von den Fortschritten beeindruckt, die bisher in diesem schwierigen Bereich erzielt werden konnten, und bestätigt die Bedeutung dieser Beratungsgruppe. Er hofft, dass die Gemeinsame Beratungsgruppe einen geeigneten Rahmen für die laufende Debatte über den Proselytismus bieten wird. Im Blick auf die künftige Arbeit dieser neuen Gruppe spricht sich der Ausschuss nachdrücklich dafür aus, für ihre jährlichen Tagungen angemessene Mittel zur Verfügung zu stellten. Auch mit der folgenden Empfehlung möchte der Ausschuss die künftige Arbeit anregen und unterstützen:

Der Ausschuss empfiehlt, der Zentralausschuss möge zu weiteren Beziehungen und Begegnungen zwischen Pfingstgemeinschaften und Mitgliedskirchen auf Gemeindeebene ermutigen.

Zwischenbericht der Sonderkommission zur orthodoxen Mitarbeit im ÖRK

Der Ausschuss befaßte sich mit dem Zwischenbericht der Sonderkommission sowie mit der Diskussion über diesen Bericht im Plenum des Zentralausschusses. Die Ausschussmitglieder sagten Gott Dank für den tiefen, aufrichtigen Dialog und den Geist der Gemeinschaft, die durch die Arbeit der Sonderkommission gewachsen sind.

Das Leben der Kommission ist, um mit den Worten eines Mitglieds zu sprechen, wie eine junge und zarte Pflanze, die angefangen hat zu wachsen, aber jetzt gehegt und gepflegt werden muss. Der Ausschuss hofft, dass die Arbeit der Kommission durch Begegnungen zwischen orthodoxen und anderen Kirchen auf lokaler Ebene gestärkt werden kann, so dass die Atmosphäre gegenseitiger Bereicherung und Verständigung weiter wachsen kann. Wenn auch in der kommenden Arbeitsperiode der Sonderkommission wichtige und herausfordernde Fragen anstehen, so bieten die bisherigen Fortschritte und der abgesteckte thematische Rahmen doch gute Aussichten, dass die Sonderkommission ihre Aufgabe bis zur nächsten Zentralausschusstagung erfolgreich abschließen wird.

Der Ausschuss betonte auch, wie wichtig es ist, dass alle Mitgliedskirchen des ÖRK gut über die Arbeit der Sonderkommission informiert sind. Des Weiteren sah er es als sinnvoll und hilfreich an, dass die Arbeit der Kommission mehrfach in orthodoxen Kontexten stattgefunden und es den Kommissionsmitgliedern so ermöglicht hat, die lebendige Wirklichkeit dieser Kirchen konkret zu erleben.

Auf Grund dieses Sachverhalts formulierte der Ausschuss folgende Empfehlungen:

  1. Der Ausschuss bittet den Exekutivausschuss zu sondieren, ob und wo eine zukünftige Tagung des Zentralausschusses in einem orthodoxen Kontext stattfinden könnte;

  2. Der Ausschuss bittet den Zentralausschuss, die Mitgliedskirchen zu Besuchen und Begegnungen zwischen orthodoxen und anderen Mitgliedskirchen auf Ortsebene anzuregen, um gegenseitiges Verständnis und Zusammenarbeit zu fördern;

  3. Der Ausschuss bittet den Generalsekretär, in seiner Berichterstattung über diese Tagung des Zentralausschusses
    • die Mitgliedskirchen zusammenfassend über die Aufgabe und die bisher geleistete Arbeit der Sonderkommission zu informieren und
    • die Mitgliedskirchen einzuladen, die Arbeit der Sonderkommission mit ihren Gebeten zu begleiten.

Mitgliedschaft

Der Ausschuss setzte sich konstruktiv mit dem Diskussionspapier über Mitgliedschaftsfragen (PRI 5) auseinander. Die Mitglieder gingen vor allem auf das entscheidend wichtige Verhältnis der "Gemeinschaft der Mitgliedskirchen", die im CUV-Prozess als zentrale Realität des ÖRK beschrieben worden ist, zu besonderen organisatorischen Ausdrucksformen der Mitgliedschaft ein. Die Überlegungen über unterschiedliche Modelle der Mitgliedschaft werfen für den ÖRK offenbar auch ekklesiologische Fragen auf.

Angesichts dieser Umstände und der Fragen, die sich im Zusammenhang mit den weiterhin eingehenden Anträgen auf Mitgliedschaft ergeben, begrüßt und bestätigt der Ausschuss die Arbeit der Studiengruppe für Fragen der Mitgliedschaft, die vom Exekutivausschuss eingesetzt worden ist. Außerdem betonte der Ausschuss, dass seine Aufgaben in enger Verbindung mit der Arbeit der Sonderkommission wahrgenommen werden müssten.

Der Ausschuss unterstützte ferner die kooperative Arbeit des Stabes bezüglich der Mitgliedsbeiträge. Es wurde darauf hingewiesen, dass diese Bemühungen schon im Anfangsstadium den Anteil der Mitgliedskirchen, die besondere Beiträge leisten, von 48 auf 54% erhöht haben. Dass auf diese Weise bis zur Neunten Vollversammlung die Mitgliedsbeiträge, die ja nicht zweckgebundenes Einkommen sind, auf sfr 10 Millionen erhöht werden sollen, wird vom Ausschuss einhellig unterstützt.


Die Frage der Taufe

Im Laufe der Debatte wurde die Frage der Taufe mehrmals angeschnitten. Die Gemeinsame Arbeitsgruppe mit der Römisch-katholischen Kirche, die Gemeinsame Beratungsgruppe des ÖRK und der Pfingstgemeinschaften und die Studienarbeit über die Mitgliedschaft befassen sich alle schwerpunktmäßig mit dem Taufverständnis der Kirchen und der Bedeutung dieser Frage für die ökumenische Gemeinschaft. Unser Taufverständnis ist ein wichtiger Einstiegspunkt für die Klärung ekklesiologischer Fragen, mit denen sich der ÖRK nunmehr befassen muss und die von der Sonderkommission angesprochen werden sollen. Dazu unterbreitet der Ausschuss folgende Empfehlung:

Der Ausschuss empfiehlt dem Zentralausschuss, klare Richtlinien für die Reflexion der Mitgliedskirchen über den Sinn und Bedeutung der Taufe für ihre Mitarbeit in der ökumenischen Gemeinschaft vorzugeben.

Der Vorschlag für die Einrichtung eines Forums

Der Ausschuss befasste sich mit dem Fortgang der Arbeit an dem Forum-Vorschlag (Dokumente REL 2 und PRI.11) sowie mit der Arbeit des Fortsetzungsausschusses. Von den verschiedenen Kreisen wurden mehrere Modelle für ein Forum vorgeschlagen, aber noch nicht darüber entschieden. Die wichtigste Aufgabe ist zu diesem Zeitpunkt, die Sondierungen fortzuführen und allen Fragen und Unklarheiten nachzugehen.

Der Ausschuss ist der Auffassung, dass für den Fortgang der Sondierungen Geduld und die Berücksichtigung der regionalen Gespräche erforderlich sind. Einige Ausschussmitglieder machten auf die vorgeschlagene Weltkonferenz für Weltmission und Evangelisation aufmerksam und sahen in ihr einen geeigneten Ort für die Weiterbehandlung der Forum-Idee. Zudem sollte geprüft werden, wie sich die diesjährige Zusammenkunft der leitenden Amtsträger der Weltweiten christlichen Gemeinschaften zu dem vorgeschlagenen Forum verhält.

Bislang konzentrierten sich die Bemühungen darauf, Evangelikale und Pfingstgemeinschaften für diese Idee zu gewinnen. Der Ausschuss rät zu großer Vorsicht und Sorgfalt und rechnet damit, dass die Zielsetzung mit der Zeit genauer definiert werden kann. Der ÖRK hat dazu beigetragen, diese Überlegungen voranzubringen, ist sich jedoch bewusst, dass er diese Aufgabe zusammen mit anderen Partnern wahrnimmt. Die Mitglieder das Ausschusses wollen nicht, dass das Forum zu einer neuen Institution führt, die bei den Bemühungen um finanzielle Mittel und ökumenische Loyalitäten als Konkurrent auftritt. Zugleich ist sich der Ausschuss des Spannungsverhältnisses bewusst, das zwischen der Rolle des ÖRK als Sachwalter der bestehenden Organisation und seiner Berufung zum Diener der umfassenderen ökumenischen Bewegung besteht, wobei er in beiden Rollen stets gewährleisten muss, dass das Ziel der sichtbaren Einheit im Mittelpunkt steht.

Der Ausschuss erkennt an, dass der Fortsetzungsausschuss unabhängig sein muss; er bietet an, ihn zu beraten, und ermutigt ihn zu sorgfältiger Sondierung. Im Hinblick auf das Mandat und die Finanzierung dieser Initiative wurden Fragen gestellt und wurde um Erläuterungen gebeten. Der Ausschuss hofft, dass die Zielsetzung des Forums und sein spezifischer Beitrag genauer definiert werden und dass das Forum die Gemeinschaft vertiefen und das Ziel der sichtbaren Einheit näher bringen wird.

In diesem Sinne nimmt der Ausschuss die bisherigen Fortschritte dankbar zur Kenntnis und ermutigt zu weiteren Sondierungen, wobei die Fragen und Möglichkeiten des Forum-Vorschlags mit Sorgfalt und Sensibilität zu prüfen sind.


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