Ausgabe Nr. 2
August 2006

Liebe Brüder und Schwestern in Christus,

„Gnade sei mit euch und der Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus“ (2. Thess 1,2).

Wir freuen uns sehr, Ihnen in dieser Ausgabe unseres „Ökumenischen Briefes über Evangelisation“ die Dokumente von zwei Veranstaltungen zu dem Thema Mission und Evangelisation vorstellen zu können, an denen wir vor kurzem teilgenommen haben.

Bei der ersten Veranstaltung handelte es sich um das Seminar “Mission als Verkündigung des Evangeliums. Schritte zu einer neuen ökumenischen Agenda für Evangelisation im 21. Jahrhundert“, das vom 6. – 12. Juni 2006 stattfand und gemeinsam vom Ökumenischen Institut Bossey und dem ÖRK-Programm für Mission und Evangelisation organisiert wurde.

In der Schlussbotschaft des Seminars schlugen die Teilnehmenden als Elemente einer „neuen ökumenischen Agenda für Evangelisation im 21. Jahrhundert“ eine Ökumenische Dekade zur gemeinsamen Evangelisation (2010-2020) und einen „integrativen, vielfältigen und partizipatorischen" Planungsprozess für die 100-Jahr-Feier der Weltmissionskonferenz vor, die 1910 in Edinburgh stattfand. Im Rahmen dieser Feier sollte, so ihr Vorschlag, auch „ein großes internationales ökumenisches Evangelisationsfestival der Jugend“ organisiert werden.

Bei der anderen Veranstaltung handelte es sich um die zweite Vollversammlung des Rates für Weltmission (CWM), die vom 18.-27. Juni 2006 in Ocho Rios, Jamaika, stattfand und von der Vereinigten Kirche auf Jamaika und den Cayman-Inseln ausgerichtet wurde.

Wir hoffen, dass Ihnen diese Materialien in Ihrer Arbeit von Nutzen sein werden.

Mit brüderlichen Grüßen

Carlos Emilio Ham
ÖRK-Programmreferent für Evangelisation


Bericht vom Bossey-Seminar
“Mission als Verkündigung des Evangeliums.
Schritte zu einer neuen ökumenischen Agenda für Evangelisation im 21. Jahrhundert”
Ökumenisches Institut Bossey, 6.-12. Juni 2006

1. Einleitung – Zielsetzung des Seminars

Das Seminar, das vom 6.-12. Juni 2006 im Ökumenischen Institut Bossey zum Thema “Mission als Verkündigung des Evangeliums. Schritte zu einer neuen ökumenischen Agenda für Evangelisation im 21. Jahrhundert“ stattfand, wurde gemeinsam von Mitarbeitern/innen des Ökumenischen Instituts Bossey und des ÖRK-Programms für Mission und Evangelisation organisiert. Zu den Teilnehmenden gehörten Vertreter/innen von ÖRK-Mitgliedskirchen und Nichtmitgliedskirchen aus allen Teilen der Welt.

Thema und Zielsetzung des Seminars wurden in folgender Ankündigung beschrieben:

Die Weltmissionskonferenz in Athen, Griechenland, im Mai 2005 hat Mission als Teilhabe am Dienst der Heilung und Versöhnung hervorgehoben. Als bleibende Herausforderung wird der verkündigende Aspekt von christlichem Zeugnis und kirchlichem Leben verstanden. Dieses Bossey-Seminar möchte Inhalt und Methoden von Verkündigung im ökumenischen Kontext näher beleuchten. Es wird sich u. a. mit folgenden Fragen beschäftigen:

  • Wie und wo kann das Evangelium in einer religiös und kulturell pluralistischen Welt (mit-)geteilt werden?
  • Welche Schritte dienen der Verkündigung des Evangeliums im 21. Jahrhundert?
  • Welche dieser Schritte dienen der Versöhnung?
  • In welchen Prozessen kann von Heilung gesprochen werden?

Diesen und weiteren Fragen soll im Seminar unter Einbeziehung der Ergebnisse der Weltmissionskonferenz und der Neunten Vollversammlung des ÖRK in Porto Alegre (Februar 2006) nachgegangen werden.

Die Auseinandersetzung mit einer neuen ökumenischen Agenda für Evangelisation im 21. Jahrhundert ist in vielen Regionen der Welt wie auch in der weltweiten ökumenischen Bewegung von dringender Notwendigkeit. Darüber hinaus ist Evangelisation eine wichtige Komponente bei den Bemühungen des ÖRK um eine Ausweitung der ökumenischen Vision und um eine Beteiligung der Kirchen, die nicht Mitglieder sind.

2. Das Programm

Das Seminarprogramm lief im Allgemeinen folgendermaßen ab: am Morgen begann es mit einer Andacht und Bibelarbeit, die von jeweils unterschiedlichen Teilnehmenden geleitet wurden. Anschließend fanden zumeist Plenarsitzungen statt, in denen Fallstudien zur Evangelisation aus verschiedenen Kirchentraditionen und soziopolitischen/kulturellen Kontexten vorgestellt wurden. Die Nachmittage waren zweigeteilt. Die Teilnehmenden kamen zunächst in Gruppen zusammen, die ihnen Gelegenheit zum Dialog mit den Referenten/innen der morgendlichen Präsentationen gaben; anschließend konnten sie das Thema in einer Plenarsitzung weiter vertiefen. Der zweite Teil des Nachmittags war Beiträgen zu speziell ausgewählten Themen gewidmet. Kurze Abendsitzungen erlaubten es mehreren Teilnehmenden, ihren „Weg des Glaubens“ (ein persönliches Zeugnis) zu schildern. Jeder Tag schloss mit einer Abendandacht.

3. Die Teilnehmenden

An dem Seminar nahmen 36 Personen aus allen Kontinenten (mit Ausnahme Südamerikas) teil. Folgende Konfessionen waren vertreten: römische Katholiken, Lutheraner, Presbyterianer und Reformierte, Pfingstler, Baptisten, Methodisten, Freikirchen, bischöfliche und anglikanische Kirchen und Orthodoxe. Wenn die Orthodoxen auch vertreten waren, so wäre eine breitere Mitwirkung der verschiedenen orthodoxen Traditionen doch wünschenswert gewesen.

Unter den Teilnehmenden seien genannt: Pfr. Dr. Simon Kossi Dossou, der ÖRK-Präsident aus Afrika von der Methodistischen Kirche von Benin; Pfr. Christoph Anders, der neu gewählte Direktor des EMW in Hamburg; Bischof Sandy Millar, der Gründer des Alpha Course, von der Kirche von England, und Bischof Pie Ntukamazina von der Anglikanischen Kirche in Burundi.

4. Schlussfolgerungen und Ergebnisse

Das Seminar wurde von den Teilnehmenden sehr positiv bewertet. Es war stark vom Geist der Zusammenarbeit und engagierten Beteiligung geprägt und lieferte ein gutes Beispiel dafür, wie potenziell kontroverse Themen, wie z.B. Mission, Evangelisation und Proselytismus, offen und konsensorientiert diskutiert werden können.

Die Präsentationen, die von renommierten Missionsfachleuten vorgetragen wurden, waren von höchster Qualität. Gleichzeitig behandelten wir zahlreiche Themen aus praktischer und seelsorgerlicher Sicht.

Diese Veranstaltung stellt ein gutes Beispiel für teamübergreifende Zusammenarbeit dar, wie sie derzeit im ÖRK als Arbeitstil gefördert wird. Dies verdient umso mehr erwähnt zu werden, als Bossey gegenwärtig unter akutem Personalmangel leidet.

Es wurde eine „Gruppe von Reflektoren/innen“ ernannt, deren Berichte auf Anfrage erhältlich sind.

Wir danken Gott und allen Teilnehmenden, insbesondere den Referenten/innen und Stabsmitgliedern, für diese lehrreiche und Mut machende Veranstaltung.

Die nachfolgende Botschaft, einschließlich der darin enthaltenen Empfehlungen, wurde von den Seminarteilnehmern/innen diskutiert und entgegengenommen:

Botschaft vom Bossey-Seminar
Schritte zu einer neuen ökumenischen Agenda für Evangelisation im 21. Jahrhundert
6.-12. Juni 2006

“Es sprach aber der Herr durch eine Erscheinung in der Nacht zu Paulus: Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht! Denn ich bin mit dir und niemand soll sich unterstehen, dir zu schaden; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt. Er blieb aber dort ein Jahr und sechs Monate und lehrte unter ihnen das Wort Gottes. ” (Apg 18, 9-11)

Unsere Teilnahme am ÖRK-Seminar „Schritte zu einer neuen ökumenischen Agenda für Evangelisation im 21. Jahrhundert“, das vom 6.-12. Juni 2006 im Ökumenischen Institut Bossey stattfand, war für uns eine zutiefst bereichernde Erfahrung. Es war an der Zeit und stellte eine einzigartige Chance dar, dass das erste größere internationale Studienseminar des ÖRK nach Porto Alegre der Frage der Evangelisation gewidmet war. Wir haben uns nicht nur noch einmal einen Überblick darüber verschafft, was die Weltmissionskonferenz in Athen und die ÖRK-Vollversammlung in Porto Alegre zur Einheit in Mission und Evangelisation gesagt haben, sondern auch Themen und Anliegen herausgearbeitet, die für die ökumenische Zusammenarbeit im Bereich Evangelisation im 21. Jahrhundert von zentraler Bedeutung sind. 36 Vertreter/innen aus ÖRK-Mitgliedskirchen und Nichtmitgliedskirchen nahmen an dem Seminar teil.

Wir wurden in dem Seminar daran erinnert, dass die ökumenische Bewegung als Ganze in der gemeinsamen Leidenschaft für die Evangelisation dieser Welt wurzelt und dass die Dynamik der ökumenischen Bewegung nach wie vor sehr stark auf ihrem Engagement für Verkündigung und Evangelisation beruht. Uns ist einmal mehr bewusst geworden, dass es in der ökumenischen Bewegung Kirchen gibt, die mit großem Eifer evangelisieren, wachsende Kirchen und christliche Erneuerungsbewegungen, wie auch Kirchen, die mit einem dramatischen Mitgliederschwund konfrontiert sind und deren Evangelisationsarbeit stagniert; dass es Kirchen gibt, die über ein enormes Missions- und Evangelisationspotenzial verfügen, und Kirchen, die um ökumenische Unterstützung und Hilfe bitten, weil sie zu einem ganzheitlichen Verständnis und Bekenntnis zur Verkündigung der Guten Nachricht zurückfinden wollen („Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns“ Apg 16, 9).

Bei der Auswertung der strategischen Bedeutung dieses internationalen ökumenischen Seminars zu Beginn der neuen Arbeitsperiode des ÖRK und am Anfang des neuen Jahrtausends sind wir zu folgenden Überzeugungen und Empfehlungen gelangt:

- Die ökumenische Zusammenarbeit in der Evangelisation sollte in den Arbeitsstrukturen und dem Studienprogramm des ÖRK in der Zeit nach Porto Alegre wieder eine hohe und sichtbare Priorität genießen. Wir sind der festen Überzeugung, dass es angesichts der bevorstehenden 100-Jahr-Feier der Weltmissionskonferenz 1910 in Edinburgh die eigentliche Aufgabe der ökumenischen Bewegung ist, sich wieder die Verpflichtung anzueignen, die Leidenschaft für Evangelisation neu zu wecken und sie an die neue Generation ökumenischer und kirchlicher Verantwortungsträger/innen weiterzugeben.

Außerdem wird die dringend erforderliche Verbreiterung der ökumenischen Arbeit und Stärkung der Zusammenarbeit mit Nichtmitgliedskirchen aus der pfingstlich/charismatischen sowie der evangelikalen Tradition (die auch als treibende Kraft hinter den Vorschlägen für ein Globales Christliches Forum stehen) eher behindert werden, wenn der Bereich Evangelisation in der Arbeit des ÖRK nicht den ihm zustehenden Platz und hohen Stellenwert bekommt. Das gemeinsame Eintreten für Evangelisation stellt ein Schlüsselthema und ein strategisches Verbindungsglied in der ökumenischen Zusammenarbeit der ÖRK-Mitgliedskirchen und der Mehrheit der Nichtmitgliedskirchen im 21. Jahrhundert dar.

- Wir sprechen uns nachdrücklich dafür aus, dass Pläne für einen integrativen, vielfältigen und partizipatorischen Vorbereitungsprozess für die 100-Jahr-Feier der Weltmissionskonferenz 2010 in Edinburgh gemacht werden. Eine solche Feier stellt eine einzigartige Möglichkeit dar, die christliche Verpflichtung zur Einheit – auch über die gegenwärtige Mitgliedschaft des ÖRK hinaus – und das Engagement für die Aufgaben der Evangelisation der Welt im veränderten Kontext des 21. Jahrhunderts wieder zusammenzuführen.

- So wie der ÖRK – als eine bemerkenswerte Leistung - die Schlüsseldokumente zu einem gemeinsamen Missionsverständnis zusammengestellt hat (Sammlung der zentralen Missionsdokumente von 1980-2005 für die Konferenz für Weltmissionsmission und Evangelisation 2005 in Athen), sollte er in Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen (wie der Internationalen Vereinigung für Missionsstudien - IAMS) auch ein internationales ökumenisches Text- und Handbuch zu Fragen der Evangelisation planen, das anlässlich der 100-Jahr-Feier 2010 veröffentlicht werden sollte. Ein solches Text- und Lehrbuch würde sich an kirchliche Colleges, theologische Fakultäten und Ausbildungsstätten richten und dazu dienen, Fragen der Evangelisation stärker in das Theologiestudium und die Pfarrerausbildung in Mitgliedskirchen und darüber hinaus einzubeziehen. Dieses internationale Evangelisationslehrbuch könnte zentrale Missionsdokumente aus der Geschichte des ÖRK sowie Untersuchungen zu Verständnis, Modellen und Praxis der Evangelisation in unterschiedlichen christlichen Traditionen enthalten, einschließlich derer, die nicht in formeller Verbindung mit dem ÖRK stehen, sowie u. U. auch ein neues Konvergenzdokument zur Bedeutung und ökumenischen Ausrichtung von Evangelisation am Anfang des 21. Jahrhunderts.

- Wir haben uns auch sehr intensiv mit der Frage der Zukunft von Evangelisation unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen befasst, die in der Gründungszeit des ÖRK so stark im Vordergrund stand und auf der jüngsten Konferenz für Weltmission und Evangelisation in Athen bekräftigt und betont wurde. Auch 2006 in Porto Alegre wurde die wichtige Rolle junger Menschen für die Zukunft der ökumenischen Bewegung als Ganzer sehr stark hervorgehoben. Wir schlagen vor, im Vorbereitungsprozess für die 100-Jahr-Feier 2010 in Edinburgh ein großes internationales ökumenisches Evangelisationsfestival der Jugend zu erwägen und zu planen. Ein solches Festival, das mehrere tausend junge Christen/innen und Schlüsselpersonen aus dynamischen, aktiven Jugendnetzwerken von Kirchen im Süden und Norden zusammenbringen würde, sollte begleitend zur offiziellen Konferenz oder Feier im Jahr 2010 veranstaltet werden.

Wenn inmitten des alten Europas, das so schwer mit Prozessen der Entchristianisierung und Säkularisierung zu kämpfen hat, ein großes internationales Evangelisationsfestival der Jugend stattfinden könnte, das die Flamme und Leidenschaft für die Evangelisation an die nächste Generation weitergeben würde, die diese Aufgabe im 21. Jahrhundert weiterführen muss, so würde dies in angemessener Weise zum Ausdruck bringen, dass wir den Ursprüngen der ökumenischen Bewegung treu geblieben sind. Alle größeren christlichen Einrichtungen und regionalen ökumenischen Organisationen sollten eingeladen werden, bei den Planungen mitzuwirken. Wenn der Ökumenische Rat der Kirchen, der Lutherische Weltbund, der Reformierte Weltbund, der Rat für Weltmission, das orthodoxe Jugendnetzwerk Syndesmos, der Ökumenische Jugendrat in Europa, der Christliche Studentenweltbund, die Internationale Evangelische Allianz, die Konferenzen charismatischer Leiter/innen, die römisch-katholische Kirche über den Rat der Europäischen Bischofskonferenzen und viele andere Organisationen und Netzwerke dieses Projekt gemeinsam vorantreiben würden, so würde dies ein sichtbares Zeichen der gemeinsamen Stärke und erneuerten ökumenischen Verpflichtung darstellen. Mit diesem Projekt und in Zusammenarbeit mit vielen anderen könnte der ÖRK zu Beginn des 21. Jahrhunderts auch vor den Augen der Öffentlichkeit eine neue Generation inspirieren und Begeisterung für die Fortführung des missionarischen und evangelistischen Auftrags wecken, zu dessen Erfüllung er gegründet wurde. Das internationale ökumenische Evangelisationsfestival der Jugend könnte als Anstoß für andere Jugendveranstaltungen dienen, die gleichzeitig an verschiedenen wichtigen Orten und Städten in Europa und anderen Kontinenten stattfinden würden.

- Wir schlagen zudem vor, dass 2010-2020 als Ökumenische Dekade zur gemeinsamen Evangelisation ausgerufen wird, deren Ausgangspunkt das Jugendfestival sein könnte. Eine solche Dekade würde im Anschluss an die Dekade zur Überwindung von Gewalt Zeugnis vom ganzheitlichen, ausgewogenen Eintreten des Ökumenischen Rates der Kirchen sowohl für sozialethische Anliegen als auch für Mission und Evangelisation ablegen. Die Ausrufung einer Ökumenischen Dekade zur gemeinsamen Evangelisation würde sicher dazu beitragen, die Flamme der Evangelisation neu zu entzünden und die Jugendbewegungen zu stärken und zu aktivieren, die ursprünglich zur Entstehung der ökumenischen Bewegung in Europa und anderen Teilen der Welt geführt haben.

Projekte wie diese könnten auch als erste konkrete Ausdrucksform des geplanten Globalen Christlichen Forums verstanden werden, das an Dynamik gewinnen kann, wenn es auch für die künftigen Generationen christlicher Verantwortungsträger/innen in Mission und Ökumene des 21. Jahrhunderts ein inspirierendes Projekt entwickelt.

- Wir empfehlen ferner, dass die Materialien des Bossey-Seminars über eine neue ökumenische Agenda für Evangelisation in Publikationen und
Kommunikationsräumen des ÖRK genutzt werden, wie der International Review of Mission (IRM), dem Ökumenischen Brief über Evangelisation, der ÖRK-Website und dem Ökumenischen Evangelisationsnetzwerk (Network of Evangelists) (in ecuspace.net).

- Wir schlagen vor, dass in den Jahren bis zur Jubiläumsfeier 2010 und darüber hinaus weitere Bossey-Seminare zur ökumenischen Evangelisation organisiert werden, da starkes Interesse daran bekundet worden ist, dieses einzigartige ökumenische Institut als wichtige internationale Plattform beizubehalten, die Lernprozesse zwischen Mitgliedskirchen und Nichtmitgliedskirchen zur Evangelisation im 21. Jahrhundert ermöglicht.

- Wir schlagen ebenfalls vor, eine Pressemitteilung über unser Evangelisationsseminar in Bossey zu formulieren und für die weite Verbreitung der Ergebnisse des Seminars (Bericht der Reflektoren/innen und Empfehlungen) in internationalen ökumenischen, evangelikalen und charismatischen Kreisen Sorge zu tragen.

- Wir ersuchen darum, die von der Vollversammlung in Porto Alegre beschlossene Friedensversammlung, die die Dekade zur Überwindung von Gewalt (DOV) abschließen soll, im Jahr 2011 abzuhalten, um das Jahr 2010 nicht mit zu vielen Großveranstaltungen zu überladen.

Die Teilnehmenden des Internationalen Bossey-Seminars
“Schritte zu einer neuen ökumenischen Agenda für Evangelisation im 21. Jahrhundert“
Bossey, Genf - 12. Juni 2006.


Erklärung der CWM-Vollversammlung

Die zweite Vollversammlung des Rates für Weltmission (CWM), an der 140 Delegierte der 31 Mitgliedskirchen und 6 internationale ökumenische Partner teilnahmen, kam vom 18.-27. Juni 2006 in Ocho Rios, Jamaika, zusammen. Gastgeber war die Vereinigte Kirche auf Jamaika und den Cayman-Inseln. Unmittelbar vor der Vollversammlung fanden eine Jugend- und eine Frauenkonferenz statt.

Zur Situation

Wir kamen als globale Gemeinschaft von Kirchen zusammen und haben unter dem Thema “Geh heim und verkündige die gute Nachricht“ über unsere gegenwärtige Arbeit und über die Ausrichtung der Mission nachgedacht, zu der Gott uns in dieser Zeit beruft. Wir bekräftigten, dass Gottes Mission, die im Leben und Zeugnis unseres Herrn Jesus Christus gründet, die Herausforderungen und Chancen unserer verschiedenen Kontexte konkret aufgreifen muss.

Die Vollversammlung erklärte, dass die Kirche dazu aufgerufen ist, die gute Nachricht zu verkünden – in ökumenischem Geist, im Dialog, im gemeinsamen Zeugnis, in Zusammenarbeit und in Demut, „damit die Welt glaube“ (Joh 17,21). Wir gestehen, dass unsere Trennungen in direktem Widerspruch zum Zeugnis des Evangeliums von der Einheit stehen.

Im Vertrauen auf die Weisheit und Wegweisung des Heiligen Geistes versuchten wir, als CWM angesichts der ungeheuren Herausforderungen des 21. Jahrhunderts - des menschlichen Leids und der Zerstörung von Natur und Umwelt – Position zu beziehen. Die Vollversammlung untersuchte ebenfalls:

  • die Beziehung zwischen Evangelium und Kultur und die Suche nach neuen Wegen der gemeinsamen Nachfolge
  • das Wiedererstarken religiöser Fundamentalismen
  • die Entwicklung von religiös und kulturell zunehmend inhomogenen Gesellschaften

In unserem Bemühen, unsere Berufung mit Inhalten zu füllen, erkennen wir unsere Abhängigkeit von Gottes Gnade und Wegweisung an.

Wir haben in unseren Diskussionen folgende wichtige Grundsätze herausgearbeitet:

  • die lokale Verwurzelung von Dienst und Mission der Kirche als bestimmendes Merkmal;
  • die Notwendigkeit, die Ortsgemeinde als wichtigsten Akteur und Träger der Mission der Kirche zuzurüsten;
  • die Bedeutung von Zuhause und Familie;
  • die Beziehung zwischen Heilung und Versöhnung;
  • die Übertragung der großen globalen Herausforderungen auf die konkreten Verhältnisse vor Ort.

Gemeinsame Erfahrung

Die Vollversammlung wurde mit einem überaus lebendigen und inspirierenden Gottesdienst eröffnet, in dem die bunte Vielfalt der Karibik und die kreativen Gaben ihrer Menschen voll eingebracht wurden. Das Vollversammlungsthema zog sich wie ein roter Faden durch alle Aktivitäten, und in den Meditationen der täglichen Gottesdienste wurde das Thema in seiner geistlichen Tiefe und Weite erforscht. Die täglichen Bibelstudien, in denen die Heilige Schrift kontextbezogen gelesen, ausgelegt und angewendet wurde, trugen dazu bei, die Bibel in neuer und eindringlicher Weise zu uns sprechen zu lassen.

Wir erkennen an, dass wir alles in unseren Kräften Stehende tun sollten, damit all die verschiedenen Glieder unser Gemeinschaft gehört und verstanden und neue Wege der Zusammenarbeit gefunden werden, welche die Mitwirkung aller ermöglichen. Die Vollversammlung bekräftigte dennoch die gottgegebene Einheit der CWM-Familie und erklärte, dass diese Gabe geachtet, gehegt und gepflegt werden muss. Wir würdigten, dass die CWM uns einen Raum schenkt, in dem wir persönlich, gemeinschaftlich und seelsorgerlich zusammenarbeiten können, und dass unser gemeinsamer Weg genauso wichtig ist wie das Ziel.

Während der letzten Vollversammlung arbeiteten wir folgende Schwerpunktthemen heraus: Globalisierung und wirtschaftliche Gerechtigkeit, HIV und AIDS, interreligiöse Beziehungen, Geschlechtergerechtigkeit, Umweltschutz und neue Formen des Kircheseins. Mit diesen Themen werden wir uns in Zukunft noch intensiver beschäftigen müssen.

Erklärung

Wir erklären, dass wir dem Missionsauftrag unseres Herrn Jesus Christus (Mt 28, 16-20 und Apg 1,8) verpflichtet bleiben und die Mission Gottes durch Verwandlung, Versöhnung und Befähigung erfüllen wollen. Daher:

  • feiern wir unser gemeinsames Leben, indem wir die gute Nachricht in unseren globalen, regionalen und lokalen Kontexten sowohl hören als auch weitergeben.
  • verpflichten wir uns, bei unserer Suche nach neuen Wegen gemeinsamer Nachfolge Evangelium und Kultur miteinander zu verbinden.
  • erkennen wir an, dass Mission lokales Wissen und lokale Kontexte ‘umfasst’ und dass die gute Nachricht auf Ortsebene bereits verkörpert ist.
  • verpflichten wir uns, die Beziehungen mit unseren globalen, regionalen und lokalen ökumenischen Partnern zu vertiefen.
  • bekräftigen wir von neuem unsere Überzeugung, dass das Evangelium alle Menschen einlädt, „das Leben und volle Genüge“ zu erfahren (Joh 10,10).
  • geloben wir, dass wir Gottes Mission in prophetischem Gehorsam und seelsorgerlicher Anteilnahme zu erfüllen trachten.
  • Aus diesem Grund gehen wir für die nächsten drei Jahre folgende Verpflichtungen ein:
    • uns für die Stärkung des Familienlebens einzusetzen und dabei besonders Missbrauch und Gewalt gegen Frauen und Kinder zu bekämpfen;
    • junge Menschen zu befähigen und zuzurüsten, damit sie lernen, wachsen und an Leben und Wirken des CWM auf allen Ebenen voll teilnehmen können;
    • die Kapazität und das Potenzial von Frauen zur aktiven Teilnahme an Mission und Dienst trotz Diskriminierung im wirtschaftlichen, kulturellen und Ausbildungsbereich aufzubauen;
    • Fragen der Männlichkeit und Anliegen von Männern aufzugreifen;
    • Kapazitäten aufzubauen, um wirtschaftlicher Armut und Entbehrung entgegenzuwirken;
    • ein Klima der Offenheit und gegenseitigen Achtung in interreligiösen Beziehungen zu fördern;
    • Gesundheits- und heilende Dienste, insbesondere im Kampf gegen HIV und AIDS, zu stärken;
    • dem verantwortungsvollen Umgang mit ökologischen Anliegen und dem Umweltschutz unsere dringende Aufmerksamkeit zu schenken;
    • einen Dienst des Miteinanderteilens mit dem Fremden in unserer Mitte (einschließlich Migrantengemeinschaften) zu entwickeln.

Da wir die Ortsgemeinde als wichtigsten Träger und Akteur der Mission verstehen, ruft die Vollversammlung den CWM und seine Mitglieder auf, die Heranbildung von Führungskräften in der Ortsgemeinde gezielter zu fördern und die Kirchen für die Zusammenarbeit auf lokaler und regionaler Ebene besser auszustatten.

  • Wir verpflichten uns, in einer von gegenseitiger Achtung geprägten Partnerschaft zusammenzuarbeiten. Im Bemühen, angemessene kontextbezogene Antworten auf die vor uns liegenden Herausforderungen zu finden, werden wir einander zuhören und uns gegenseitig unterstützen.
  • Wir verpflichten uns, neue Wege zu finden, wie wir innerhalb der CWM-Familie lernen, miteinander kommunizieren und uns über kulturelle Grenzen hinweg besser verstehen können.
  • Wir geloben, die gute Nachricht mit heimzubringen, dass wir uns verpflichten, eine Gemeinschaft der Hoffnung aufzubauen, zu werden und zu sein.

Wir feiern, bekräftigen und verpflichten uns zu dem Vorgesagten, weil wir der festen Überzeugung sind, dass Gottes Volk in jeder Ortsgemeinde überall in der Welt, egal wie arm, schwach oder benachteiligt sie ist, integraler Bestandteil der Mission Gottes ist, die darin besteht, alles, was die Menschen vom „Leben und voller Genüge“ ausschließt, herauszufordern und zu verändern.

Ocho Rios, Jamaika
26. Juni 2006


Wir laden Sie ein, für den neuen ÖRK-Zentralausschuss zu beten, der zum ersten Mahl nach seiner Wahl auf der Neunten Vollversammlung des ÖRK im Februar in Porto Alegre zusammenkommen wird. Die Tagung wird vom 30. August bis 6. September in Genf stattfinden. Zu den wichtigsten Aufgaben des diesjährigen Zentralausschusses wird es gehören, Beschlüsse über die Programmpläne und die organisatorische Neugestaltung des Rates zu fassen sowie mehrere Beratungsgremien zu ernennen.

Der Zentralausschuss wird sich voraussichtlich mit einer Reihe von Fragen beschäftigen, die von öffentlichem Interesse sind, einschließlich des gerechten Handels, der Not von Kindern in Konfliktsituationen in Afrika (mit Schwerpunkt auf Norduganda), HIV/AIDS und der gegenwärtigen Krise im Nahen Osten.

Während der Tagung wird der vierzigste Jahrestag der 1966er Weltkonferenz von Kirche und Gesellschaft, die einen Meilenstein in der ökumenischen Bewegung darstellte, mit einer öffentlichen Veranstaltung und einer Konsultation zum Thema „Gemeinsam für Veränderung arbeiten“ begangen werden.

Zum Nachdenken: "Wir hören häufig den Satz ‚Keine Nachrichten sind gute Nachrichten’. In einer Welt, in der unser Leben von Medien beherrscht wird, für die ‚gute Nachrichten’ ‚keine Nachrichten’ sind, besteht die Herausforderung für uns als Nachfolger und Nachfolgerinnen Christi darin, ‚gute Nachrichten’ zu wichtigen Nachrichten zu machen, die das Leben der Menschen heute verändern.“