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Das Friede für die Stadt Netzwerk enstand aus einer Kampagne mit demselben Namen, die im August 1997 ins Leben gerufen wurde und ihren Höhepunkt im Dezember 1998 feierte. Das Netzwerk war bis ins Jahr 2002 aktiv; seine Mitglieder - Kirchen, Organisationen über Frieden und Gerechtigkeit, Glaubensgemeinschaften und Zivilgesellschafts-Bewegungen - führen ihre Arbeit innerhalb des Rahmens der Dekade zur Überwindung von Gewalt (2001-2010) weiter

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KAMPAGNE "FRIEDE FÜR DIE STADT"

Bericht der Konsultation über das
Programm zur Überwindung von Gewalt
Rio de Janeiro, Brasilien, 13.-18. April 1996

Einführung
Das Programm zur Überwindung von Gewalt (POV), das im Januar 1994 vom Zentralausschuss in Johannesburg eingerichtet wurde, hat unter den Mitgliedskirchen und Gruppen, die weltweit in der ökumenischen Bewegung engagiert sind, bereits für Bewegung gesorgt. Sowohl sie als auch die verschiedenen Programme des ÖRK haben angefangen, ihre Arbeit gegen Gewalt und für Frieden in diesen breiten Kontext hineinzustellen. Von Anfang an war klar, dass die Welle der Gewalt, die sich in der ganzen Welt rapide ausbreitet, ihre verschiedenen Ausdrucksformen und tief verwurzelten, komplexen Ursachen dazu führen, dass dies eine der wichtigsten und gleichzeitig auch eine der ehrgeizigsten Programminitiativen ist, die der ÖRK je ergriffen hat. Die an das POV geknüpften Erwartungen sind von Region zu Region und in den verschiedenen Mitgliederkreisen unterschiedlich. Die Hoffnung auf schnelle Ergebnisse ist überall spürbar, denn die Auswirkungen der Gewalt in ihren vielen Formen hinterlassen tiefe Spuren.

Das POV kann als breiter Rahmen angesehen werden, in dem das Engagement von Kirchen und Gruppen seinen jeweiligen Platz findet. Es bleibt Raum für viele kreative Initiativen, die in Wechselbeziehung miteinander stehen. Gleichzeitig hat der Rat die Notwendigkeit erkannt, die globale Kultur der Gewalt, wie es im Programm heisst, klar und gezielt in Frage zu stellen. Diese Herausforderung sollte die Kirchen anspornen, zusammenzukommen und leidenschaftlich Zeugnis von unserer gemeinsamen Hoffnung abzulegen, dass Gott Frieden und Gerechtigkeit für alle will und dass diese Hoffnung in Christus erfüllt werden kann.

Der Zentralausschuss gab den Auftrag, eine kleine Konsultation einzuberufen, die dazu beitragen sollte, diese Herausforderung zu definieren. Zu diesem Zweck und um dem ÖRK Anregungen für die nächsten Schritte im Rahmen des POV zu geben, lud Einheit III "Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfung" eine Gruppe von kirchlich engagierten Personen ein, die an kreativen Bemühungen beteiligt sind, eine Friedenskultur aufzubauen.

Diese Tagung wurde vom 13.-18. April 1996 in Rio de Janeiro (Brasilien) im Zentrum des Instituts für Religionsforschung (ISER) abgehalten. Gastgeberin war "Viva Rio", eine bemerkenswerte Bürgerinitiative mit breiter Basis, die eine Friedenskultur in einer Stadt schaffen will, deren Sozialgefüge durch plötzlich aufflammende wie auch durch endemische Gewalt zerstört wird.

Diese Konsultation hat eine mittelfristige Arbeitsperspektive für das POV von jetzt bis zur Achten Vollversammlung des ÖRK (Harare 1998) erstellt, die dazu beitragen soll, kirchliche und ökumenische Initiativen zur Überwindung von Gewalt in Gang zu setzen, damit die Kirchen in die Lage versetzt werden, an der Schwelle zum dritten Jahrtausend eine nachdrückliche gemeinsame Verpflichtung zur Schaffung einer Friedenskultur einzugehen.

Sie schlägt dem Zentralausschuss vor, eine Kampagne mit folgendem Titel zu lancieren:

Friede für die Stadt
Eine globale Initiative des Ökumenischen Rates der Kirchen
Programm zur Überwindung von Gewalt

Der Bericht der Konsultation enthält einen Überblick über die vom Zentral-ausschuss, der Kommission und dem Stab von Einheit III und dem Kuratorium von CCIA bereits geleistete Arbeit zum POV sowie weiterführende Überlegungen. Er wird dem Zentralausschuss vorgelegt, damit geeignete Massnahmen ergriffen werden können.

Hintergrund
Im Verlauf des letzten Jahrzehnts fanden in der Welt grosse Umwälzungen statt, die u.U. das Ende einer Epoche, in den internationalen Beziehungen wie auch speziell in einigen Regionen, einläuten. Der Staatssozialismus in Osteuropa ist zusammengebrochen. Der Kalte Krieg ist zu Ende, und er hält die internationalen Beziehungen nicht mehr im Griff. Die Supermächte haben bedeutsame Schritte in Richtung Abrüstung gemacht. Südafrika verwirklichte einen bemerkenswerten Übergang zu seiner ersten demokratisch gewählten Regierung. Neue Friedensperspektiven haben sich in Afrika, in Mittelamerika, in Asien und im Nahen Osten entwickelt.

Doch die Hoffnungen auf Frieden, die diese Veränderungen geweckt haben, kollidierten mit dem Ausbrechen neuer zwischen- und innerstaatlicher Kriege. Kriegführende Parteien setzen auch weiterhin Massenzerstörungswaffen ein, und die Zivilbevölkerung bleibt die Hauptleidtragende. Ein Wiederaufflammen von Konflikten, in denen die Geschichte, Identität, Ethnizität, Rasse und Religion von Völkern ausgebeutet und manipuliert wird, hat zu völkermörderischer Gewalt, ethnischen Säuberungen und hasserfüllten Verbrechen geführt. Vergewaltigung ist zu einer systematischen Praxis geworden, zu einem integralen Bestandteil des Terrorarsenals, der Erniedrigung und Zerstörung. Millionen von Menschen sind durch Gewaltanwendung und Krieg entwurzelt worden, und es gibt immer weniger Orte der Zuflucht.

Gleichzeitig bleiben andere, seit langem bestehende Praktiken und Strukturen, die Systeme der Gewalt fördern, unberührt. Gewalt gegen Frauen nimmt innerhalb wie ausserhalb der Familie zu. Für Kinder gibt es immer weniger Raum, in dem sie sicher sein können. Handel mit Frauen und Kindern, die als Sexsklaven verschleppt werden, nimmt immer grössere Ausmasse an. Die wachsende wirtschaftliche Ausgrenzung vieler Menschen zerstört die Möglichkeiten für echte gesellschaftliche und politische Beteiligung. Rassistische Einstellungen und Systeme rassischer Diskriminierung bestehen fort. Verbrechen und Gewalt in den Städten führt dazu, dass die menschlichen Lebensräume immer lebensbedrohlicher werden. Die Umweltzerstörung gefährdet Gesundheit und Ganzheit heutiger und zukünftiger Generationen sowie die gesamte Schöpfung.

Gewalt durchdringt unser persönliches Leben, unsere Familien, unsere Nachbarschaft, unsere Länder und unsere Welt. Gewalt gefährdet alle Möglichkeiten des Friedens, der Partizipation und der ökologischen Überlebensfähigkeit.

Angesichts dieser Realitäten hat der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen im Januar 1994 ein Programm zur Überwindung von Gewalt eingerichtet. Mit der Initiative zu einem solchen Programm verbindet der ÖRK die Hoffnung, sich gemeinsam mit Kirchen, christlichen Gruppen und anderen, denen diese Arbeit ein Anliegen ist, auf den Weg machen zu können, um eine Friedenskultur und der Gerechtigkeit in Familien, Kirchen, Gemeinschaften, in Ländern und in der Welt herbeizuführen.

Da die Ursprünge des ÖRK mitten im Krieg liegen, beginnt das Engagement des Ökumenischen Rates der Kirchen für Frieden und Gerechtigkeit nicht erst mit dem Programm zur Überwindung von Gewalt. Während der gesamten Geschichte des Rates bezog sich ein grosser Teil seiner Arbeit auf diese Fragen, obwohl sich die Art der Auseinandersetzung damit innerhalb der ökumenischen Bewegung im Verlauf der Zeit doch leicht geändert hat. Nach jahrzehntelangen Erfahrungen sowohl mit aktionsorientierten Programmen als auch mit theologischer Reflexion wurde 1990 auf der Weltversammlung zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in Seoul an mehreren Punkten deutlich, dass bewusst und ausdrücklich ein neuer Schwerpunkt auf die Verbindung von Friedensarbeit mit dem Engagement für Gerechtigkeit gelegt wurde. Besonders deutlich zeigte sich das bei der Annahme der 6. Affirmation, in der es heisst: "Wir bekräftigen die umfassende Bedeutung von Gottes Frieden (Shalom). Wir suchen nach allen erdenklichen Wegen, Gerechtigkeit zu schaffen, zum Frieden zu gelangen und Konflikte durch aktive Gewaltlosigkeit beizulegen."

Obwohl es unter den Kirchen keinen Konsens im Hinblick auf die christliche Haltung zu Gewalt und Gewaltlosigkeit gibt, kommt heute in vielen Kirchen die tiefe Sehnsucht nach der Schaffung eines dauerhaften Friedens, der in Gerechtigkeit gründet, in neuen und dringlicheren Formen zum Ausdruck. Diese Dringlichkeit erwächst aus konkreten Erfahrungen, in denen Kirchen in Bereichen, die vom Lokalen bis zum Globalen gehen, mit Situationen und Strukturen der Gewalt konfrontiert sind. Auf dem Spiel steht u.U. sogar die Fortdauer des menschlichen Lebens in Gemeinschaft, das in die Schöpfung eingebettet ist.

Es geht dem ÖRK zum jetzigen Zeitpunkt nicht darum, eine Lösung für die langjährige Debatte über die christliche Haltung zu Gewalt und Gewaltlosigkeit zu finden. Noch versuchen wir, bestimmte Kriege oder Fälle von Gewaltanwendung als relativ gerecht darzustellen. Vielmehr wollen wir uns darauf konzentrieren, "Jubiläumsgemeinschaften" (in der Sprache der Achten Vollversammlung des ÖRK) der Gerechtigkeit, des Friedens und der ökologischen Bestandfähigkeit auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene zu schaffen und wiederaufzubauen. Gemeinsam mit den Kirchen wollen wir einen neuen Anfang machen - mit neuer Vision, stringenterer Analyse und kreativeren Methoden -, um einen gerechten Frieden zu erreichen. Die folgenden Arbeitshypothesen, Arbeitsgrundsätze und Empfehlungen sollten dem Rat insbesondere in der Zeit bis zur Achten Vollversammlung 1998 als Wegweisung in seinem zukünftigen Engagement und seiner Zusammenarbeit mit Kirchen, christlichen Organisationen innerhalb und ausserhalb seiner traditionellen Mitgliedschaft, Menschen anderer Religionen und all jenen, die unsere Hoffnung auf Überwindung von Gewalt teilen, dienen.

"Friede für die Stadt" - die biblische Grundlage
An vielen Stellen ist in der Bibel die Rede von der heiligen Stadt, dem himmlischen Jerusalem (z.B. Offenbarung 21,2). Einerseits lenkt diese Vision von der heiligen Stadt die Aufmerksamkeit auf die eschatologische Dimension unseres Glaubens. Gott wird eines Tages Frieden in Gerechtigkeit im vollsten Sinn schaffen. Andererseits wird die Vision vom himmlischen Jerusalem wiederholt eingesetzt - beispielsweise von den Propheten -, um ungerechte Strukturen in Frage zu stellen. Mit der Vision von der heiligen Stadt verbinden sich durch die ganze Bibel hindurch reichhaltige Bilder und Konzepte - Leben und volle Genüge für alle, Gerechtigkeit, die in rechten Beziehungen zu den Mitmenschen, zu Gott und zur Schöpfung zu finden ist, und Frieden in seiner ganzen Fülle. Eine Initiative, die in den biblischen Bildern und im biblischen Zeugnis verankert ist, wird die Christen ermutigen, der Gewalt in allen ihren Formen Widerstand entgegenzusetzen.

Die Verfasser der Briefe begannen ihre Schreiben alle mit dem Gruss: "Gnade sei mit euch und Friede". "Friede für die Stadt" erinnert diejenigen an diesen Gruss, die, wie die Kirchen in neutestamentlichen Zeiten, Spaltungen und Spannungen erfahren und in von Gewalt geprägten Gesellschaften leben.

Städte sind in den modernen Gesellschaften unserer Zeit die Hauptorte menschlichen Zusammenlebens. Als Zentren für Bevölkerung, Handel, Finanzen, politische Macht und Kultur sind sie eine Metapher der modernen Welt.

Städte gibt es auf der ganzen Welt - im Norden, Süden, Osten und Westen -, und ihnen ist vieles gemeinsam.

In den Städten begegnen wir den meisten Formen der Gewalt. Dort haben die Menschen und Institutionen ihren Sitz, die Systeme der Globalisierung entwerfen und für nationale militärische Auseinandersetzungen verantwortlich sind. Die Städte verkörpern die globale Homogenisierung von Normen, Werten und Kulturen, die in diesen Systemen vertreten sind. Staatliche und polizeiliche Gewalt treten in den Städten besonders hervor. Bürgerkriege finden häufig mitten in Städten statt. Ethnischen Gruppen, Jugendlichen und Kriminellen dienen die Städte als Schlachtfeld. Frauen trauen sich nachts oder auch tagsüber, wenn sie in gefährlichen Vierteln wohnen, nicht auf die Strasse, weil sie Angst vor Gewalt und Vergewaltigung haben, und wenn sie nach Hause kommen, finden sie oft auch dort keine Sicherheit. Kinder, besonders wenn sie armen Bevölkerungsschichten angehören, haben ausserhalb ihres Zuhauses nur wenig Platz, um in aller Sicherheit spielen zu können, und sehen sich, wie Frauen, zu Hause häufig der Gefahr ausgesetzt, geschlagen und sexuell missbraucht zu werden.

In den Städten begegnen wir dem Normalen wie dem Unnormalen. In den Städten leben Reiche und Arme, und beide sind potentielle Opfer der Gewalt, die in den Städten anzutreffen ist. Als die Orte, wo der Grossteil der Weltbevölkerung lebt, treten die Städte oft den Beweis dafür an, dass die Zivilbevölkerung die grösste Last der Todesfälle und Zerstörungen trägt, die durch Krieg, Verbrechen und andere Formen der Gewalt verursacht werden.

Die Verstädterung der Welt geht zu Lasten der Schöpfung. Menschen, die auf engem Raum zusammengepfercht sind, fügen vielfach der Umwelt grossen Schaden zu und nehmen selbst Schaden an Leib und Seele. Trotz dieses engen Zusammenlebens entfernen und entfremden sich die Menschen aber voneinander.

Die Städte sind aber auch wichtige Orte, an denen sich Menschen zusammentun, um ihre Gemeinschaften wiederaufzubauen, Bürgerinitiativen zu bilden, die die Voraussetzungen für ein Leben mit mehr Gerechtigkeit und Frieden zu schaffen, ihre Familien und ihr persönliches Leben für Gesundheit, Heilen und Ganzheit zu öffnen und für die reiche Vielfalt ihrer Kulturen einzustehen. Die Armen in den Städten beweisen grossen Einfallsreichtum, um überleben zu können, und lassen ein grosses Mass an Entschlossenheit und Lebensmut erkennen.

Die Städte gehören zu den Orten, wo sich Menschen zusammentun, um soziale Veränderungen zu bewirken. Wenn sie Einrichtungen schaffen, die von den Bewohnern der betroffenen Gemeinschaften, kontrolliert werden und ihnen rechenschaftspflichtig sind, dann können sie diese Erfahrung zur Veränderung der Staaten und der weltweiten Strukturen einbringen. Wenn Menschen das Recht auf ihre Städte einklagen, dann klagen sie das Recht auf Kontrolle über ihr Leben ein.

In den Städten gibt es Kirchen und andere christliche und religiöse Gruppen. Eine Initiative mit dem Schwerpunkt auf der Stadt bietet neue Möglichkeiten für Partnerschaften zwischen Menschen, die bereits in ökumenischen Netzwerken engagiert sind, zahlreichen evangelikalen und pfingstkirchlichen Gruppen sowie Gruppen anderer Religionszugehörigkeit, die grösstenteils ausserhalb dieser Netze arbeiten. Die Stadt ist der Ort, wo Christen ein nachhaltiges, konkretes und wirksames Zeugnis ihres Engagements zur Überwindung von Gewalt ablegen können.

Die Kampagne und ihr Verlauf (1997 -1998)
Die Kampagne "Friede für die Stadt" wurde vom Zentralausschuß des Ökumenischen Rates der Kirchen im September 1996 als weltumspannende Initiative des Programms zur Überwindung von Gewalt ins Leben gerufen. Sie ist auf sieben Städte in der ganzen Welt ausgerichtet, die vom Wechselspiel destruktiver und konstruktiver Kräfte geprägt sind. Der Schwerpunkt der Kampagne liegt nicht so sehr auf der eigentlichen Gewalt in den Städten, deren weitreichende Auswirkungen und komplexe Ursachen weitgehend bekannt sind, sondern vielmehr auf kreativen Bemühungen, Gewalt durch gemeinschaftsübergreifende Arbeit zu überwinden und zwischen den in gewaltsame Konflikte hineingezogenen Gemeinschaften Brücken zu schlagen und Versöhnung zu stiften.

Die Kampagne "Friede für die Stadt" will bereits bestehende, kreative Modelle für die Wiederherstellung von Gemeinschaft vorstellen, deren Ansätzen und Methoden zu mehr Geltung verhelfen, zu Austausch und Vernetzung anregen und vor allem anderen Menschen Hoffnung vermitteln und ihnen praktische Werkzeuge an die Hand geben, damit sie in ihrem eigenen Kontext ähnliches erreichen können. Die aus einer solchen Kampagne entstehende Unterstützung und Solidarität soll auch zur Stärkung von laufenden gewaltlosen Bemühungen um den Aufbau von Gemeinschaft in diesen sieben Städten beitragen und über die Veranstaltungen der Kampagne hinausgehende Bestrebungen fördern. Außerdem soll die Kampagne zum Entstehen eines breitgefächerten und mutigen ökumenischen Engagements zur Überwindung von Gewalt beitragen und die Aufgaben und Orientierungen des ÖRK-Programms zur Überwindung von Gewalt für die ökumenische Bewegung insgesamt deutlicher erkennbar machen.

Sieben über die Welt verstreute Städte sind für eine direkte Beteiligung an der Kampagne anhand von Kriterien ausgewählt worden, die von der Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten (CCIA) ausgearbeitet wurden. Es handelt sich um Belfast (Nordirland),Boston (USA), Colombo (Sri Lanka), Durban (Südafrika), Kingston (Jamaika), Rio de Janeiro (Brasilien) und Suva (Fidschi). Diese Auswahl beruht auf Kontakten mit zahlreichen bereitwilligen und kompetenten Partnern, die der übrigen Welt eine eindringliche Botschaft zu vermitteln haben. Neben diesen symbolischen sieben Städten sind in der Friedensarbeit engagierte Kirchen und Gruppen auf der ganzen Welt eingeladen, sich an der Kampagne zu beteiligen und ein dynamisches, weltumspannendes Friedensnetz zu knüpfen. Wir hoffen, daß aus dem 7-Städte-Netz ein weltweites Friedensnetz wächst, in dem Ideen ausgetauscht und Mittel zusammengelegt werden.

Ermöglicht wurde der Aufbau des Netzwerks für die Kampagne durch den umfassenden Einsatz von Kommunikationstechnologien, darunter eine interaktive Homepage im World Wide Web, ein Internet-Listserver für Nachrichten über die Kampagne und das POV im allgemeinen, sowie von traditionellen Printmedien, die Kirchen, Friedensorganisationen, Einzel-personen und die Presse über die Kampagne auf dem laufenden halten. Für Einzelpersonen, Kirchen und Organisationen gibt es vielfältige Mittel und Wege, sich an der Kampagne zu beteiligen:

a. Anregung von Meinungsaustausch zu verschiedenen Themen (z.B. Abrüstung, Friedensdienste, Gemeinschaftspolitik, Gewalt in der Familie usw.) mit dem Ziel, die Vernetzung zu vertiefen und neue Ideen und Kompetenzen zu entwickeln.

b. Besuch der Website Friede für die Stadt. Hier können sich Organisationen und einzelne dynamisch und interaktiv an der Kampagne beteiligen, Partner einer der Städte werden, sich über laufende Bemühungen und Zukunftsvisionen für den Frieden austauschen, über Studien und Forschung diskutieren, sich an einem Peace Chat mit Fachleuten und Personen aus dem öffentlichen Leben beteiligen oder in den monatlichen Bulletins der einzelnen Städte sowie dem vierteljährlichen Newsletter der Kampagne die neuesten Nachrichten erfahren.

c. Personen, die sich am Ideenaustausch oder in der Praxis an der Friedensarbeit beteiligen möchten, aber keinen Zugang zum World Wide Web haben, können diese Informationen über das POV-Büro des ÖRK beziehen, das sich um die Verbreitung der Berichte und Erfahrungen in der Arbeit zur Überwindung von Gewalt bemüht.

d. Interessenten können sich ebenfalls (kostenlos) beim POV-Listserver abonnieren, um Informationen über die Kampagne in Form eines vierteljährlichen Newsletter, Ressourcen zur Friedensarbeit sowie besondere Nachrichten und Ankündigungen zu erhalten. Der Newsletter wird ebenfalls auf dem Postweg verteilt.

e. Kirchen, Organisationen und größere Netzwerke können als "Schwesterstädte" mit einer der sieben Städte Verbindung aufnehmen und mehr über die Lage in der betreffenden Geme

f. Einzelpersonen, Kirchen und Organisationen sind eingeladen, sich Gedanken über die Einbeziehung ihrer Gemeinde in die "Friede für die Stadt"-Kampagne zu machen.

Zur Ergänzung dieser aktiven Formen der Dialogförderung werden für die Achte Vollversammlung 1998 verschiedene Materialien über die Kampagne vorbereitet, darunter Videos sowie ein leichtverständliches Buch über die Friedensarbeitsprojekte der einzelnen Städte, einschließlich einer Analyse der während der Kampagne angesprochenen Themen und Arbeitsansätze. Ferner ist die Veröffentlichung eines Buches zum Thema Überwindung von Gewalt in der ÖRK-Reihe Risk Book geplant sowie ein Werk über die theoretischen und praktischen Aspekte der Friedensschaffung im nächsten Jahrhundert. Letzteres wird vom Beratungsausschuß der Historischen Friedens-kirchen/Versöhnungsbund in Nordamerika als Beitrag zum POV zusammen-gestellt.

Die Erfahrungen aus der Kampagne "Friede für die Stadt" werden auch für die theologische Reflexion von Bedeutung sein. Der ÖRK-Zentralausschuß hat das Programm zur Überwindung von Gewalt aufgefordert, sich mit den theologischen und ekklesiologischen Dimensionen der Gewalt zu beschäftigen und auf die bemerkenswerten Ressourcen einzugehen, die der christliche Glaube für den Aufbau von Friedenskulturen bietet.

Die Eröffnung dieser zweijährigen Kampagne fand im August 1997 im südafrikanischen Johannesburg statt, wo das Programm zur Überwindung von Gewalt 1994 angenommen worden war. Sie wird ihren Höhepunkt 1998 auf der Achten Vollversammlung des ÖRK finden. Während der gesamten Dauer des Prozesses sollen Kirchen und Gruppen in die Lage versetzt werden, miteinander Verbindung aufzunehmen und voneinander zu lernen, um eine - wie wir hoffen - interessante und über das Jahr 1998 hinausweisende ökumenische Initiative zu schaffen.