Ökumenischer Rat der Kirchen Kommunikationsabteilung
Pressemitteilung

150 route de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: media


ZENTRALAUSSCHUSS 1999 NR. 17


2. September 1999

DIALOG-SONDERKOMMISSION ZWISCHEN ORTHODOXEN UND PROTESTANTEN IM ÖRK NOCH IN DIESEM JAHR


Der Dialog zwischen Orthodoxen und Protestanten soll noch dieses Jahr beginnen. Die bereits auf der achten Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Harare, Simbabwe, angekündigte Gesprächskommission wird in der ersten Dezemberwoche zusammentreten, um das weitere Vorgehen zu planen.

Die verantwortlichen Mitglieder des ÖRK-Zentralausschusses einigten sich am 31. August in einer informellen Sitzung auch auf die Zusammensetzung des Gesprächsgremiums. Danach sollen jeweils 30 Orthodoxe und Protestanten der Kommission angehören, die zunächst auf drei Jahre angesetzt ist. Das teilte Bischof Rolf Koppe von der Evangelischen Kirche in Deutschland am Mittwoch, 1. September, bei einem Pressegespräch des ÖRK in Genf, Schweiz, der Presse mit. "Orthodoxe und Protestanten stehen vor gemeinsamen Problemen in dieser Welt, die sie auch gemeinsam lösen helfen müssen", sagte Gabriel Habib, der frühere Generalsekretär des Rates der Kirchen im Mittleren Osten und jetziger Berater des Nationalrates der Kirchen Christi in den Vereinigten Staaten von Amerika, bei einem ÖRK-Pressegespräch. Auch wenn beide ihre eigenen Vorstellungen über die Zukunft hätten, so sei doch der gemeinsame Dialog von zentraler Bedeutung.

Die Spannungen zwischen Orthodoxen und Protestanten im ÖRK waren im Vorfeld der achten Vollversammlung des ÖRK 1998 öffentlich geworden, als die orthodoxen Kirchen Georgiens und Bulgariens aus dem ÖRK austraten und die orthodoxe Familie ihren Unmut über einige protestantische Mitgliedskirchen des ÖRK in einer Stellungnahme im Mai 1998 formulierte. Darin wiesen die Orthodoxen auf ihre lange ökumenische Tradition und ihre intensive Mitarbeit im ÖRK hin. Ihr Einfluss auf die Prozesse und Entscheidungen im ÖRK sei jedoch in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Stein des Anstosses ist für die orthodoxen Kirchen unter anderem die stagnierende Entwicklung der theologischen Reflexion, der Sprachgebrauch im ÖRK, die Frage der Frauenordination sowie der sexuellen Orientierung. Als weiteres Problem machte Habib das Abendmahl, die Eucharistiefeier, aus. Während es für die Protestanten ein Mittel auf dem Weg zur Einheit der Christen sei, sei das gemeinsame Abendmahl für die Orthodoxen die Krönung dieser Einheit.

Auf der achten Vollversammlung in Harare wurde wegen der offenen Differenzen beschlossen, eine orthodox-protestantische Gesprächskommission einzusetzen, die bis 2003 Lösungsvorschläge ausarbeiten soll. Laut Habib ist es durchaus möglich, dass sich an diesen Gesprächen auch die Georgier und Bulgaren beteiligen, die beide an einem Prozess der Erneuerung interessiert seien. Auch Bischof Rolf Koppe von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) betonte, in Georgien und Bulgarien sei das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die andern orthodoxen Kirchen hielten nach wie vor an der Mitarbeit im ÖRK fest.


Weitere Informationen erhalten Sie von Karin Achtelstetter, ÖRK-Medienbeauftragte
Tel. (Büro): (+41 22) 791 6153
E-mail: media
Zurück zum Anfang

Liste der Pressemitteilungen 1999

ÖRK-Homepage


Der Ökumenische Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von inzwischen 336 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zusammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.