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ZENTRALAUSSCHUSS 1999 NR. 16


2. September 1999

DER KALTE KRIEG UND DIE FOLGEN FÜR AFRIKA


"Afrika ist seit Jahrzehnten Spielball der Supermächte", betonte Sam Kobia bei einem Pressegespräch des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Genf zum Thema "Kalter Krieg und die Folgen für Afrika". Kobia ist Direktor des ÖRK-Arbeitsbereiches "Themen und Problembereiche". Er wies darauf hin, dass die meisten afrikanischen Länder ihre Unabhängigkeit während des Kalten Krieges errungen hätten und dann direkt in die politische Abhängigkeit des Ostens oder des Westens geraten seien.

"Keine der Supermächte hatte ein Interesse am Aufbau demokratischer Strukturen in unseren Ländern", sagte der gebürtige Kenianer am Dienstag, 31. August, "daher standen die Staaten Afrikas nach dem Aufbrechen der Blöcke ohne politische Ordnung und parlamentarische Erfahrungen da." Der Aufbau funktionierender Zivilgesellschaften sei unter diesen Bedingungen schwer. Bürgerkriege wie in Angola, Mozambique, Sierra Leone und Liberia seien ein Erbe des kalten Krieges. Allerdings mit dem Unterschied, dass heute Waffenkäufe nicht mehr von den Supermächten bezahlt, sondern von den Konfliktparteien mit dem Erlös aus Bodenschätzen finanziert würden. Weil Afrika reich an Bodenschätzen sei, könnten Kriege entsprechend lange dauern.

Doch Kobia wies auch auf hoffnungsvolle Anzeichen hin: "Denn wir Afrikaner haben viele Ideen, wie wir unser Schicksal in die eigenen Hände nehmen können. Die Entwicklung in Südafrika beispielsweise macht uns Mut. Und hier hat die ökumenische Bewegung durch ihre Unterstützung viel zum friedlichen Wandel beigetragen."

Auch der Krieg im Sudan ist für Melaku Kifle vom ÖRK-Team "Internationale Beziehungen" eine direkte Folge des Kalten Krieges. Die lokalen Kirchen dort müssten dringend unterstützt werden. Sonst seien sie nicht in der Lage, die nötigen Informationen auszutauschen, ihre Kräfte zu bündeln und gemeinsame Aktionspläne durchzusetzen.

Die jungen Sudanesen kennen nach den Worten von Canon Clement Janda, dem Generalsekretär der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz (AACC), nur Krieg. Der Konflikt, der seit mehr als 30 Jahre andauert, hat bis heute über zwei Millionen Menschen (bei einer Gesamtbevölkerung von etwa 30 Millionen) getötet. Auch wenn der Sudan arm an Bodenschätzen scheine, sei es ein Krieg um Ressourcen, sagte Janda. Im Sudan sei man unter anderem auf reiche Öl- und Uranvorkommen gestossen.


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