Ökumenischer Rat der Kirchen Kommunikationsabteilung
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ZENTRALAUSSCHUSS 1999 NR. 11


1. September 1999

INDONESIEN: PROZESS DER HEILUNG UND VERSÖHUNG
IST DRINGEND NOTWENDIG


Clement John vom Team "Internationale Beziehungen" im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) hat eine Ausweitung des UNO-Mandats auf Ost-Timor gefordert. An einem Pressegespräch zu Indonesien und Ost-Timor wies John auf die wichtige Rolle der UNO beim Referendum über die Unabhängigkeit des früheren portugiesischen Kolonialgebiets hin. Die Lage auf Ost-Timor sei aber noch alles andere als stabil. Auch wenn sich eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung für die Unabhängigkeit ausspreche, könne nicht mit einem Ende der Spannungen gerechnet werden. Deshalb müsse das UNO-Mandat weitergehen, bis Friede und Sicherheit gewährleistet seien.

Auch für Indonesien und Ost-Timor sei nun ein Prozess der Heilung und Versöhnung dringend notwendig, betonte die Indonesierin Septemmy Lakawa, Mitglied des ÖRK-Zentralausschusses beim Pressegespräch. Die Entwicklung seit dem Sturz von Präsident Suharto 1998 habe zu einer Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen den christlichen Kirchen, aber auch zwischen Christen und Muslimen beigetragen.

Zu Beginn dieses Jahres hatte eine Delegation des ÖRK und der Asiatischen Christlichen Konferenz (ACC) Indonesien insbesondere wegen der Gewaltexzesse, der Zerstörung zahlreicher Kirchen sowie der Unabhängigkeitsbewegungen auf Irian Jaya und Ost-Timor besucht. Die Delegation war zum Schluss gekommen, dass die Gewalt in Indonesien nicht in erster Linie religiöse, sondern vielmehr wirtschaftliche und soziale Ursachen hat. ÖRK und ACC riefen die indonesische Regierung auf, den von Präsident Bacharuddin Jusuf Habibie versprochenen nationalen Dialog zur Gestaltung der Zukunft Indonesiens endlich in Gang zu setzen.

An dem Dialog sollen unter anderem auch führende Vertreter ethnischer Minderheiten, von Kirchen, NGO's und der Studentenbewegung teilnehmen. Der ÖRK hatte unter anderem gefordert, dass dabei auch das Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerung von Iran Jaya zur Sprache kommen müsse.

Der ÖRK hat sich unter anderem im Mai 1998 öffentlich in die Vorgänge in Indonesien eingeschaltet, nachdem es im Schatten der asiatischen Wirtschaftskrise zu schweren Ausschreitungen insbesondere gegen die chinesische Minderheit gekommen war. Die Rolle der christlichen Kirchen in Indonesien ist in den letzten Jahren schwieriger geworden. Von den 213 Millionen Einwohnern sind lediglich 13 Millionen Christen (davon 3,5 Millionen Katholiken). Unter der Ära von Präsident Sukarno (1945-1967) kam es nur selten zu Angriffen auf Kirchen. Doch in den 31 Jahren der Präsidentschaft Thojib Suhartos wurden rund 600 Kirchen zerstört. Nach dem Machtwechsel im vergangenen Jahr sind zwischen Mai 1998 und Januar 1999 insgesamt 87 Kirchen angezündet worden. Dazu kommt, dass wegen des steigenden Einflusses muslimischer Fundamentalisten in den islamischen Kerngebieten die Sharia faktisch die staatlichen Gesetze abgelöst hat.

Beim Pressegespräch zu Indonesien und Ost-Timor regte Aruna Gnanadason vom ÖRK-Team "Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfung" eine internationale Konferenz gegen Gewalt an Frauen an. Nicht nur auf dem Balkan, sondern auch in Indonesien habe das Militär zum Mittel der systematischen Vergewaltigung von Frauen verschiedener Minderheiten gegriffen. Wegen der lange Zeit unterdrückten Presse sei das Ausmass der Gewalt gegen Frauen jedoch erst nach dem Sturz von Präsident Suharto und auch dann erst allmählich deutlich geworden.

Reports (in English) from the delegation and staff visits mentioned above are available on this site.


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