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ZENTRALAUSSCHUSS 1999 NR. 8


30. August 1999

BESTÜRZUNG IN DER ÖKUMENE ÜBER DEN TOD
VON DOM HELDER CAMARA


Konrad Raiser, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), hat öffentlich die Bestürzung dieser Organisation von 336 protestantischen und orthodoxen Kirchen aus aller Welt über den Tod des brasilianischen Bischofs Dom Helder Camara bekannt gegeben. Raiser brachte seine Trauer zum Ausdruck, als er dem Zentralausschuss, der vom 26. August bis zum 3. September am Sitz des ÖRK in Genf tagt, am Samstag, 28. August, die Nachricht überbrachte.

Helder Camara wurde 1909 in Fortaleza im Nordosten Brasiliens geboren. 1931 wurde er zum Priester ordiniert und 1952 zum Weihbischof von Rio de Janeiro geweiht. Drei Jahre darauf wurde er Weiherzbischof dieser Diözese. 1952 gründete er die Nationalkonferenz brasilianischer Bischöfe, deren Vorsitz er zwölf Jahre lang führte. 1964 wurde er zum Bischof der Erzdiözese Olinda und Recife geweiht und kehrte damit nach 28 Jahren Priesteramt in Rio de Janeiro in den Nordosten des Landes zurück.

Camara übernahm sein Amt nur wenige Tage vor dem Militärputsch in Brasilien. "Es herrschte Kulturterror", erinnerte sich Camara Ende der 70er Jahre in einem Interview mit der englischen Akademikerin Mary Hall. "Zahlreiche Führer der Acción Católica wurden verhaftet, ebenso militante Arbeiter und Mitglieder der Landarbeitergewerkschaften sowie Kongressmitglieder, Schriftsteller und Journalisten, so dass ich mich als Erzbischof von Recife verpflichtet fühlte, in dieser entscheidenden Stunde über die Bedeutung von Freiheit, Gerechtigkeit und Wahrheit zu sprechen."

Dom Helder Camara genoss internationale Anerkennung für sein Engagement für die Armen, seine Botschaft von der Befreiung der Völker und seinen Einsatz für den Frieden.

Héctor Méndez, Pastor der Presbyterianisch-Reformierten Kirche in Kuba und Mitglied des Zentralausschusses, berichtet, dass Dom Helder Camara durch seine Identifizierung mit dem Volk "die soziale Wirklichkeit kannte und sich der Ursachen von Ungerechtigkeit und Armut deutlich bewusst war. Darüber hinaus verstand er es, über die Grenzen der Kirche und seines Landes hinauszugehen, so dass er heute ein leuchtendes Beispiel für den Kampf um eine bessere Welt ist, in der Gerechtigkeit und Solidarität unter den Menschen herrschen."

Für den methodistischen Bischof Federico Pagura aus Argentinien, der einer der acht Präsidenten des ÖRK ist, "war und bleibt Dom Helder ein Prophet Gottes und ein Pionier der sozialen und ökumenischen Bewegung auf unserem Kontinent und in der Welt". Bischof Pagura hat Dom Helder Camara Anfang der 70er Jahre im Seminario Metodista in Costa Rica persönlich kennengelernt. Pagura war damals dort Bischof. Darüber hinaus kam es zu mehreren Begegnungen mit Camara in Buenos Aires, unter anderem anlässlich der Uraufführung der "Cantata de Dos Mundos", die Dom Helder geschrieben hatte.

Pagura erinnert sich bewegt an die Worte Camaras im Zusammenhang mit dem Engagement der Christen im Kampf für Gerechtigkeit: "Wir, die wir versuchen, die Fackel zu ergreifen und Jesus Christus nachzufolgen, wir dürfen nicht müde werden, bis die Mauern der Ungerechtigkeit, der Ausgrenzung und der Lüge auf unserem geliebte


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