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29. Januar - 6. Februar 2001
Potsdam, Deutschland

2. Februar 2001

"Entwicklungsarbeit allein genügt nicht"
ÖRK will mehr Gerechtigkeit im Welthandel


Agnes Aboum, eine der Präsidentinnen des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), hat den Kirchen in den Industrieländern empfohlen, die Arbeit ihrer Hilfsorganisationen unbedingt um politische Lobbyarbeit für ein gerechteres Weltwirtschaftssystem zu ergänzen. Bei einem Pressegespräch am Freitag, 2. Februar, sagte die Kenianerin, die direkte Hilfe durch Entwicklungsprojekte und das Eintreten für einen "Paradigmenwechsel" im System der Weltwirtschaft gehörten untrennbar zusammen.

Noch immer glaube man bei Weltbank, Internationalem Währungsfonds und in der Welthandelsorganisation mehrheitlich, stärkeres Wachstum und schrankenloser Freihandel könne die Weltprobleme wie Armut und Umweltzerstörung lösen. Allerdings könne man beobachten, dass selbst in diesen internationalen Finanzinstitutionen die Zweifel an der bisherigen Politik wüchsen. Die Kirchen mit ihren Kontakten zu den Betroffenen könnten diesen Erkenntnisprozess fördern, wenn sie sich dafür einsetzten, dass die Opfer der derzeitigen Strukturen in den Institutionen und bei internationalen Konferenzen stärker zu Wort kämen, denn bislang seien drei Viertel der dort aktiven Nicht-Regierungsorganisationen im Norden beheimatet.

Der tansanische Wirtschaftsexperte Dr. Rogate Mshana, beim ÖRK in Genf für das Thema wirtschaftliche Gerechtigkeit verantwortlich, hob hervor, dass sich die ökumenische Bewegung schon "Jahre, bevor alle Welt über Globalisierung redete", mit dem Thema Weltwirtschaft beschäftige. Im Mittelpunkt, ergänzte Dr. Aboum, habe dabei immer die Frage der Gerechtigkeit gestanden - vor der formellen Gründung des ÖRK (1948) in erster Linie die soziale Gerechtigkeit, spätestens seit den 70-er Jahren habe die Ökumene auch öffentlich die Frage aufgeworfen, wie die Weltwirtschaftsordnung gerecht und fair gestaltet werden könnte. Seit in den 90-er Jahren deutlich geworden sei, dass die gängigen Rezepte zur Bekämpfung der Armut versagt hätten, habe man die fachliche Kompetenz in Wirtschaftsfragen ausgebaut und verfüge heute über ein Netzwerk von Wirtschaftsfachleuten, Sozialexperten und Theologen zur Beratung der ökumenischen Gremien.

Der ÖRK werde in den nächsten Jahren alternative Modelle zur wirtschaftlichen Globalisierung und ihren Folgen entwickeln. Dabei sollen nicht nur die 342 Mitgliedskirchen, sondern auch soziale Bewegungen und Kritiker der bestehenden Welthandelsstrukturen einbezogen werden. Dr. Aboum und Dr. Mshana kündigten an, der ÖRK werde ausserdem versuchen, Kritiker und Gegner der Globalisierung ins Gespräch zu bringen und die Öffentlichkeit durch Publikation der Beratungsergebnisse in die Diskussionen einzubeziehen.

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