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19. Januar 2001

Nach Zwölf Jahren wieder in Deutschland: Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirche kommt nach Potsdam und Berlin


Nach zwölf Jahren kommt der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) wieder mit einer Tagung des Zentralausschusses - seinem wichtigsten Leitungsgremium zwischen den Vollversammlungen - nach Deutschland. Die Sitzung des 158-köpfigen Ausschusses findet vom 29. Januar bis 6. Februar 2001 in Potsdam statt. Eröffnet wird die Tagung am Sonntag, 28. Januar, um 18 Uhr (Ortszeit) mit einem Gottesdienst in der Potsdamer St. Nikolai-Kirche.

ÖRK-Generalsekretär Konrad Raiser freut sich darauf, den ÖRK-Zentralausschuss in seinem Heimatland begrüssen zu dürfen:"Dies ist eine Chance sowohl für die ökumenischen Partner in Deutschland wie auch für den ÖRK, und ich hoffe, wir werden diese Chance gut nutzen." Darüber hinaus ist es für Raiser von besonderer Bedeutung, dass der Zentralausschuss erstmals auch im wiedervereinigten Deutschland tagt.

In der mehr als 50jährigen Geschichte des ÖRK war der Zentralausschuss bislang dreimal in das damals noch geteilte Deutschland gekommen: 1974 tagte er in West-Berlin, 1981 in Dresden und 1988 in Hannover.

Das Tagungsprogramm verspricht zahlreiche interessante Plenarsitzungen, unter anderem:

  • zu Fragen der Weltwirtschaft, zur Versöhnung in Europa, zur Dekade zur Überwindung von Gewalt sowie zur Rolle der Kirchen in einer säkularen Gesellschaft
  • und zum Zwischenbericht über die Arbeit der Sonderkommission zur orthodoxen Mitarbeit im ÖRK.

    Einer der Höhepunkte des kommenden ÖRK-Zentralausschusses wird zweifellos der internationale Auftakt der Dekade zur Überwindung von Gewalt: Kirchen für Frieden und Versöhnung (2001-2010) in Berlin am Sonntag, 4. Februar, sein, mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche sowie einer Auftaktveranstaltung im Haus der Kulturen der Welt mit prominenten Gästen aus dem In- und Ausland, wie dem Friedensnobelpreisträger José Ramos-Horta, Ost-Timor, und der Vorsitzenden der Zuwanderungskommission des Deutschen Bundestages, Bundestagspräsidentin a.D. Rita Süssmuth, Deutschland.

    Darüber hinaus haben sich zahlreiche prominente Gäste, wie der Präsident des Bundesrepublik Deutschland, Johannes Rau, und Altbundespräsident Richard von Weizsäcker für die Sitzung des Zentralausschusses angesagt. An der Plenarsitzung zu Versöhnung und Frieden in Europa werden unter anderem der ehemalige Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, Joachim Gauck, der Direktor des orthodoxen Forschungsinstitutes in St. Petersburg, Vladimir Federov sowie der Dekan emer. der Kathedrale von Coventry, Paul Oestreicher teilnehmen.

    Die Plenarsitzung zur Weltwirtschaft möchte die Zentralausschussmitglieder anregen, über Themen, wie die immer grösser werdende Kluft zwischen Reich und Arm sowie über das globale Finanz- und Handelssystem kritisch nachzudenken. Dabei wird es, laut der Vorbereitungsgruppe, unter anderem auch um die Notwendigkeit gehen, "die Einhaltung von Werten neu zu fordern und sich den ethischen Herausforderungen der Wirtschaft aus der Sicht des Glaubens zu stellen." Mit die Weltwirtschafts-Plenarsitzung greift der ÖRK bereits im Vorjahr - während der Sondertagung der UN-Generalversammlung zur sozialen Entwicklung (Genf 2000) - aufgeworfene Kritikpunkte wieder auf und führt sie weiter.

    Mit Spannung wird auch der Zwischenbericht erwartet, den die Sonderkommission zur orthodoxen Mitarbeit im ÖRK dem Zentralausschuss vorlegen wird. Die Kommission wurde von der Achten Vollversammlung des ÖRK in Harare, Simbabwe, im Jahre 1998 eingerichtet, nachdem Spannungen zwischen Orthodoxen und Protestanten im ÖRK im Vorfeld der Vollversammlung deutlich hervorgetreten waren. Unter anderem hatte die orthodoxe Familie ihre Unzufriedenheit in einer Stellungnahme im Mai 1998 in Thessaloniki, Griechenland, formuliert. In der Erklärung unterstrichen die orthodoxen Kirchen einerseits ihre lange ökumenische Tradition und ihre intensive Mitarbeit im ÖRK, andererseits beklagten sie die gegenwärtigen ÖRK-Strukturen, die eine angemessene orthodoxe Beteiligung erschwerten. Weitere Kritikpunkte waren in der Thessaloniki-Stellungnahme die Stagnation "in den multilateralen theologischen Diskussionen zwischen Christen", der liturgische Sprachgebrauch im ÖRK sowie Fragen der Frauenordination und der sexuellen Orientierung. Unter den derzeit 337 Mitgliedskirchen des ÖRK sind 21 orthodox ; sie repräsentieren mehr als ein Drittel aller Christen und Christinnen, die ÖRK-Mitgliedskirchen angehören. Die Russische Orthodoxe Kirche ist die grösste Mitgliedskirche des ÖRK.

    Hinweis: Die dem Zwischenbericht der Sonderkommission zugrunde liegenden Berichte werden ab Mittwoch, 31. Januar, auf der ÖRK-Website veröffentlicht werden.


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    Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ist eine Gemeinschaft von 337 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zussammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.