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28. August 2000

Friedenszeichen - Zeichen der Hoffnung in Liberia
Karin Achtelstetter


Schutzengel für Liberia
Im September vergangenen Jahres brachen sie zum ersten Mal auf: Ein gutes Dutzend Frauen ausgestattet mit nichts als mit einem unverbrüchlichen Vertrauen auf Gott. Ihr Ziel: das Grenzgebiet zwischen Liberia und Sierra Leone. Als ihr Auto mit einer Panne liegenbleibt, geben sie nicht auf. Sie finden Menschen, die ihnen helfen, die sich von ihrer Mission anstecken lassen, die mit ihnen eine Wegstrecke reisen.

Victoria von der Pan-African Christian Women Alliance (PACWA) erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Friedensaktion ungewöhnlicher Frauen: Victoria hatte sich mit anderen PACWA-Frauen aufgemacht, um die Grenzen Liberias zu "versiegeln", um Liberia ohne Waffengewalt zu schützen.

Sie gingen die liberianische Westgrenze von Süden nach Norden ab. Feierten Gottesdienste mit der von Krieg und Konflikt zermürbten Bevölkerung. Als sie auf sierra-leonisches Gebiet gerieten, trafen sie auf ECOMOG-Soldaten und Rebellen und luden sie zum Friedensgebet ein. Die bis zu den Zähnen bewaffneten Kämpfer beichteten, brachen unter Tränen zusammen.

Mehr als auf Menschen vertraut Victoria auf die Macht von Schutzengeln: "Das Wort Gottes wird von dienenden und schützenden Engeln zum Wohl der Menschen auf Erden ausgeführt. Wir können Liberia nicht mit unserem Blut schützen, allein das Blut Christi kann uns bewahren."

Und so möchte Victoria mit anderen PACWA-Frauen wieder aufbrechen, dieses Mal in das Lofa-Gebiet im Nordwesten Liberias. Sie möchte dorthin, woher die Meldungen über erneute Kampfhandlungen kommen. Die auf den ersten Blick so unpolitische Aktion ist damit zum Politikum geworden. Bislang hat die liberianische Regierung es den PACWA-Frauen nicht erlaubt, in die Region zu reisen.

Damit sind die PACWA-Frauen in ihren Friedensbemühungen zwar eingeschränkt, aber noch längst nicht aktionslos. Mit ihrer Aktion im September vergangenen Jahres lösten die Frauen neue Friedensinitiativen aus. Seither haben sich mehr als 3000 Frauen den monatlichen Fasten- und Gebetsaufrufen PACWAs für Frieden und Vergebung angeschlossen.

Wie aus Geschosshülsen Kreuze werden
So wie Victoria und andere PACWA-Frauen Zeichen des Friedens in Zonen der Zerstörung und des Konflikts bringen wollen, so möchte George seinen Beitrag zur Friedensarbeit leisten. Der ehemalige Bauarbeiter verwandelt Mordinstrumente in Symbole für Frieden und Hoffnung, George macht Kreuze aus Geschosshülsen.

"Mein Vater, zwei Brüder und zwei Schwestern wurden während des Krieges in Liberia durch Kugeln getötet", erzählt George. "Mein Ziel ist es nun, Gewehrgeschosse in Symbole des Friedens zu verwandeln."

Unterstützt wird George von Reinhard Tietze, dem Repräsentanten des Liberia Programms des Lutherischen Weltbundes (LWB). Tietze, beeindruckt von der Idee, half George, seine Kreuze aus Geschosshülsen zu vermarkten.

Die Friedenssymbole sichern mittlerweile Arbeit und Einkommen von zehn Personen und deren Familien. Unter den Handwerkern ist auch der Schwager von George, ein ehemaliger Kämpfer während des liberianischen Bürgerkrieges. Heute setzt er sich zusammen mit George für eine gewaltfreie Gesellschaft ein: "Krieg bringt nichts als Zerstörung", sagt er.

Mit den Kreuzen aus Geschosshülsen, haben er und George ihren ganz persönlichen Weg gefunden, die Vergangenheit zu bewältigen und für eine gewaltfreie Zukunft Liberias zu arbeiten.

Mitglieder des internationalen ökumenischen Frauenteams:
Hélène Yinda, Weltbund der CVJF, Genf, (Teamleitung)
Karin Achtelstetter, ÖRK, Genf
Jessica Babihuga Nkuuhe, ISIS, Uganda
Lillian Chirombe, Weltbund der CVJF, Simbabwe
Ashley Seaman, ÖRK, Presbyterianische Kirche, USA

Dieses Feature entstand während des Besuchs einer fünfköpfigen internationalen, ökumenischen Frauendelegation in Liberia vom 26. Juli bis 2. August. Es ist Teil einer Feature-Serie über das westafrikanische Land. Die fünf Frauen informierten sich vor Ort über die Situation von Frauen und Kindern im Nachkriegs-Liberia. Auf Wunsch ihrer jeweiligen Mitgliedskirchen wurde dieser Solidaritätsbesuch vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), dem Weltbund der CVJF, der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz (AACC) und dem Lutherischen Weltbund (LWB) organisiert und durchgeführt.

Fotos aus Liberia sind erhältlich hier, oder telefonische unter: (+41.22) 791.62.95

Dekade zur Überwindung von Gewalt (2001-2010)

Auf der Achten ÖRK-Vollversammlung in Harare, Simbabwe, riefen die Delegierten aus den mehr als 300 ÖRK-Mitgliedskirchen die Dekade zur Überwindung von Gewalt (DOV) ins Leben. Die Vollversammlung erklärte, der ÖRK solle in Fragen der Gewaltlosigkeit und Versöhnung "strategisch mit den Kirchen zusammenarbeiten, um eine Kultur der Gewaltlosigkeit zu schaffen". Die Dekade, die im Februar 2001 weltweit ausgerufen werden wird, wird auf den Initiativen aufbauen, die bereits weltweit existieren und ein Forum bieten, auf dem Erfahrungen ausgetauscht und Beziehungen hergestellt werden, um voneinander zu lernen.


Weitere Informationen erhalten Sie vom Büro des ÖRK-Medienbeauftragten
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Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ist eine Gemeinschaft von 337 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zussammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.