Ökumenischer Rat der Kirchen Kommunikationsabteilung
Pressemitteilung

150 route de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: media



16. März 2000

ÖRK: Neben Hilfsbereitschaft braucht Mosambik Gerechtigkeit


In Übereinstimmung mit seiner Ansicht, dass "die Schuldenlast eine moderne Form der Sklaverei ist", hat sich der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) an seine Mitgliedskirchen in den G 8-Staaten gewandt, damit sie an ihre Regierungen appellieren, Mosambiks bilaterale Schulden ihnen gegenüber zu erlassen und bei multilateralen Kreditgebern, insbesondere der Weltbank und dem Internationalen Währungsfond, für "einen sofortigen, völligen und bedingungslosen Erlass der Schulden Mosambiks einzutreten". Der ÖRK besteht darauf, dass nur ein vollständiger Erlass helfen kann, und nicht - wie im Fall von Honduras nach dem Hurrikan Mitch -- eine blosse Aussetzung der Schuldenzahlungen.

Der Aufruf ist eine Reaktion auf die Flutkatastrophe, die im Februar und März weite Teile Mosambiks zerstört hat, und ist Gegenstand eines Briefes des amtierenden Generalsekretärs Georges Lemopoulos vom 13. März 2000 an die ÖRK-Mitgliedskirchen.

Darin heisst es: " Sie und andere Mitgliedskirchen haben die Kirchen und das Volk von Mosambik während ihres verlustreichen Kampfes um die Unabhängigkeit vor 1975 begleitet. Wir standen weiter an ihrer Seite in den lähmenden sechzehn Jahren Bürgerkrieg, die sich daran anschlossen, wie auch in den darauf folgenden Jahren der Dürre und Hungerkatastrophe, die Millionen Menschenleben forderten. Wir haben weiterhin die mutigen Schritte der Kirchen für Frieden und Versöhnung bis hin zu der Friedensvereinbarung zwischen Regierung und RENAMO und darüber hinaus unterstützt. Wir wissen daher nur zu gut, welche schrecklichen Verluste das Land durch den Bürgerkrieg erlitten hat und wie instabil seine Volkswirtschaft auch vor der Flutkatastrophe war."

Seit den 70er Jahren ist die globale Schuldenkrise ein prioritäres Anliegen des ÖRK. Er hat sich bei mehreren Gelegenheiten solidarisch mit den Schuldenopfern gezeigt. Die Erklärung des ÖRK-Generalsekretärs Konrad Raiser vom Juni 1999 ist ein Beispiel dafür. Darin bezog sich Raiser auf die Achte Vollversammlung des Rates, die im Dezember 1998 in Harare stattgefunden hatte, sowie auf deren Unterstützung der Ziele der Erlassjahr-2000-Koalitionen und appellierte an die Regierungschefs der G 8-Staaten, die in Köln, Deutschland, zusammengekommen waren:

  • anzuerkennen, dass es dringend notwendig ist, den ärmsten Ländern die Schulden zu erlassen und den Ländern mit mittlerem Einkommen die Schulden erheblich herabzusetzen;
  • zu akzeptieren, dass der Erlass der Schulden nicht so lange hinausgeschoben werden kann, bis die von den Gläubigern auferlegten Bedingungen erfüllt sind;
  • ein "neues, unabhängiges und transparentes Schlichtungsverfahren für die Verhandlungen und Vereinbarungen zu einem internationalen Schuldenerlass" einzuführen; und,
  • wenn die Schulden erlassen worden sind, Massnahmen zu treffen, die von örtlichen Gemeinwesenorganisationen festgelegt und kontrolliert werden, "um zu gewährleisten, dass der Erlass der Schulden zu einer gerechten Verteilung des Reichtums führt".
Dies sind die allgemeine Grundsätze. Der Aufruf zum Schuldenerlass für ein bestimmtes Land ist dagegen neu. Der ÖRK weist darauf hin, dass die Überschwemmungen eine ohnehin stark anfällige Volkswirtschaft noch weiter geschwächt haben und dass daher angesichts der "dramatischen Situation in Mosambik" ein unmittelbarer und dringender Handlungsbedarf besteht.

Mosambik ist zwar nicht das einzige Land im südlichen Afrika, das in diesem Ausmass unter den Überschwemmungen gelitten hat und das mit einer die Kräfte des Landes schwächenden Schuldenlast fertig werden muss. In seinem Fall kommt jedoch hinzu, dass immer noch hunderttausende von Landminen vergraben sind und noch 75 000 demobilisierte Soldaten in die Gesellschaft integriert werden müssen.

Letztes Jahr konnte Mosambik erstaunlicherweise zum ersten Mal genug Nahrungsmittel für seine Bevölkerung produzieren, und "diese Anstrengungen dürfen jetzt nicht geopfert werden", erklärt der ÖRK. Seiner Ansicht nach erfordert die dramatische Situation in Mosambik eine Form von internationaler Solidarität, die über blosses Mitleid hinausgeht und Gerechtigkeit sowie die Verwirklichung des "Erlassjahres" anbietet.


Weitere Informationen erhalten Sie vom Büro des ÖRK-Medienbeauftragten
Tel. (Büro): (+41 22) 791 6153
E-mail: media
Zurück zum Anfang

Liste der Pressemitteilungen 2000

ÖRK-Homepage


Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ist eine Gemeinschaft von 337 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zussammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.