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5. Dezember 1998

VIELEHE NICHT IN ALLEN KIRCHEN TABU
WELTKIRCHENRAT NIMMT ACHT NEUE VOLLMITGLIEDER


Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hat am Samstag, 5. Dezember 1998, acht Kirchen als neue Vollmitglieder aufgenommen, sechs davon aus Afrika und zwei aus Asien. Der Genfer Dachorganisation gehören damit 339 protestantische, anglikanische und orthodoxe Kirchen mit etwa 500 Millionen Gläubigen an.

Zwei der neuen Mitgliedskirchen gehören zu den sogenannten unabhängigen afrikanischen Kirchen, die nicht unmittelbar aus westlicher Missionstätigkeit entstanden. Dazu gehören die Harristen-Kirche (Westafrika, rund 100.000 Gläubige) und die Kirchen des "Rates der in Afrika entstandenen Kirchen" (Südafrika, 3,5 Millionen Christen). Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie afrikanische Spiritualität und Kultur bewusst in ihr Gemeindeleben integrieren. So akzeptiert die Harristen-Kirche bei ihren bekehrten Mitgliedern den Fortbestand der Vielehe.

Aus Missionstätigkeit hervor gingen die Reformierte Kirche Christi in Nigeria (450.000 Gläubige) und die Evangelische-Lutherische Kirche im Kongo (120.000), die vor 30 Jahren aus christlicher Radiomission entstand. Die Vereinigte Kirche Christi in den USA stand an der Wiege der Vereinigten Kirche Christi in Simbabwe (30.000), die seit 25 Jahren selbständig ist. Teil der früheren anglikanischen Kirchenprovinz in Ruanda, Burundi und Zaire war die Anglikanische Kirche des Kongo (160.000). Seit fünf Jahren ist sie selbständig.

In Indonesien beheimatet sind die Christliche Kirche von Sumba (182.000), die aus der Missionsarbeit der Reformierten Kirche in den Niederlanden entstand, sowie die Christlich-Protestantische Angkola-Kirche. Sie war bisher "angeschlossene" Mitgliedskirche des Ökumenischen Rates. Nachdem die Zahl ihrer Gläubigen 25.000 überstieg, erhielt sie den Status eines Vollmitglieds.

Vorerst vertagt wurde auf Empfehlung des zuständigen Ausschusses die Aufnahme der Himmlischen Kirche Christi. Sie ist eine unabhängige afrikanische Kirche, die Ende der 40er Jahre in Nigeria um einen methodistischen Laienprediger entstand. Ihre Mitgliedschaft wird weltweit auf fünf bis sechs Millionen Gläubige geschätzt. Die Kirche erlaubt auch ihren Geistlichen die Vielehe. Der Exekutivausschuss des ÖRK hatte der Vollversammlung ihre Aufnahme als Vollmitglied empfohlen.

Weitere Informationen erhalten Sie von John Newbury,
ÖRK-Presse- und Informationsreferent
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Der Ökumenische Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von inzwischen 332 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zusammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.