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4. Dezember 1998

ÖRK WIRD WEITERHIN GEBRAUCHT - ORTHODOXER PATRIARCH
FÜR GEMEINSAMES OSTERFEST


Kirchen können es sich nicht länger leisten, in die eigene Konfession zu flüchten und isoliert zu leben, sagte der Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, Katholikos Aram I, in seinem Bericht an die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen am 4. Dezember in Harare. Stattdessen müssten Kirchen verschiedener Konfession zusammen handeln und verantwortlich zusammenwachsen. Dazu brauchen sie weiterhin den ÖRK, betonte der armenisch-orthodoxe Kirchenführer.

Die institutionalisierte Ökumene stecke zwar in einer Krise, jedoch sei dies als Krise eines Reifungsprozesses zu bewerten, so Aram. Eine bemerkenswerte Begeisterung für die "Ökumene vor Ort" sei in verschiedenen Teilen der Welt zu beobachten. Jedoch seien Kirchenmitglieder, vor allem Jugendliche, desillusioniert von den etablierten Formen der ökumenischen Zusammenarbeit. Der Patriarch erklärte sich "fest überzeugt, dass die Zukunft der ökumenischen Bewegung in den Händen engagierter junger Menschen, die von einer Vision beseelt sind, und nicht in Strukturen und Programmen liegt".

Seit dem Zusammenbruch des Kommunismus habe sich die Kluft zwischen den orthodoxen Kirchen und der ökumenischen Bewegung vergrössert. Die gegenwärtige Missstimmung in den Beziehungen zwischen dem ÖRK und den orthodoxen Kirchen sei vor allem darauf zurückzuführen, dass protestantische Theologie weiterhin Sprache, Denken und Arbeitsmethoden des Weltkirchenrates beherrschten. Orthodoxe Christinnen und Christen sehen den Rat weiterhin als eine westliche, protestantische und liberale Bewegung an, stellte der Kirchenführer fest.

Appell an Orthodoxe: Dialog suchen

Aram rief die orthodoxen Kirchen auf, mit klarer Tagesordnung und offener Haltung den Dialog mit den übrigen ÖRK-Mitgliedskirchen zu suchen. Die protestantischen und anglikanischen Kirchen müssen den Orthodoxen ihrerseits genügend Raum und Möglichkeiten für eine umfassendere Beteiligung schaffen.

Christinnen und Christen seien missionarisch gesinnt, sagte der Patriarch. Dies dürfe aber nicht dazu führen, andere Menschen beherrschen zu wollen, indem man ihnen eigene Werte und Kulturen aufzwingt. "Es ist an der Zeit, dass die orthodoxen Kirchen vom Monolog zum Dialog, von der Reaktion zur Aktion, von blossen Beiträgen zur Beteiligung, vom Beobachterstatus zur vollen Partnerschaft im ÖRK übergehen," so Aram.

Im Dialog mit anderen Menschen zu sein, heisse nicht, die Verpflichtung zum eigenen Glauben aufzugeben Stattdessen bedeute es, Zeugnis abzulegen, zuzuhören und zu versuchen, den Glauben und die Sichtweisen der anderen zu verstehen. "Dialog schützt vor Synkretismus," brachte es der Patriarch auf einen Nenner.

Applaus erntete der Vorschlag des orthodoxen Kirchenführer, ab 2001 alljährlich das Osterfest gemeinsam zu feiern. In den orthodoxen und den nichtorthodoxen Kirchen werden die Osterdaten unterschiedlich nach dem gregorianischen und dem julianischen Kalender berechnet. Nach diesen Berechnungen werden die Osterdaten am 15. April 2001 zusammenfallen. Für Aram eine Herausforderung, "falls wir es Ernst meinen mit der sichtbaren Einheit der Kirche".

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ÖRK-Presse- und Informationsreferent
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