Oekumenischer Rat der Kirchen

Achte Vollversammlung
Hearing zum Generalsekretariat

Kommentierte Tagesordnung

Das Hearing zum Generalsekretariat befasst sich mit den Arbeitsbereichen, die dem Generalsekretär bei seiner Aufgabe zur Seite stehen, "für Zusammenarbeit und Integrität innerhalb der Arbeit des Rates insgesamt zu sorgen". Diese sind: das Ökumenische Institut Bossey, die Büros für Beziehungen zu Kirchen und ökumenischen Einrichtungen, interreligiöse Beziehungen, Kommunikation sowie Finanzen und Verwaltung (einschliesslich Einkommenskoordinierung und Mittelbeschaffung). Da drei Sitzungen zu kurz sind, um die Arbeit dieser Büros wirklich zu prüfen und auszuwerten, werden die Teilnehmer/innen dieses Hearings gebeten, die entsprechenden Kapitel in Von Canberra nach Harare und im vorliegenden Arbeitsbuch aufmerksam zu lesen.

"Der ÖRK muss sich immer wieder die Frage stellen, ob seine Tätigkeit für die Mitgliedskirchen in aller Welt relevant ist. Wird er ihren Bedürfnissen gerecht? Erfüllt er ihre Erwartungen? Und vor allem: Bemüht er sich genügend darum, sie zu ermutigen und gegebenenfalls etwas Druck auszuüben, damit sie die von ihnen selbst akzeptierte Berufung gemeinsam auf die Einheit der Kirche Christi hinzuwirken ernst nehmen?" (Von Canberra nach Harare, S.1). Diese Fragen gelten für die gesamte in dieser Hearingsreihe vorgestellte Arbeit, und sie sind der Massstab, an dem letztlich alle Aktivitäten, Veranstaltungen und Programme zu messen sind. Die Teilnehmer/innen sollten bei der Lektüre des Materials und bei der Vorstellung der Arbeit drei grundlegende Fragen im Auge behalten: (1) Welches Mandat hatte der Arbeitsbereich im Berichtszeitraum? (2) Welche Strukturen und Mittel standen dem ÖRK für diese Arbeit zur Verfügung? (3) Was waren die Stärken und die Schwachstellen dieser Arbeit und welche Lehren sind daraus für die künftige Arbeit in diesen Bereichen zu ziehen?




Vorsitzender: Bischof Dr. Zacharias Mar Theophilus, Syrische Mar-Thoma-Kirche von Malabar, Indien;
Stellvertretende Vorsitzende: Beatrice Odonkor, Presbyterianische Kirche von Ghana

Sitzung I

  1. Begrüßung und Vorstellung: Zacharias Mar Theophilus
  2. Überblick über die Hearings und ihre Zielsetzung: Beatrice Odonkor
  3. Allgemeine Einführung in die Arbeit der dem Generalsekretariat angeschlossenen Büros: Pfr. Robert Welsh
  4. Kurze Vorstellung der Arbeit des Ökumenischen Instituts Bossey durch Robert Welsh und zwei Studierende der Ökumenischen Hochschule, gefolgt von Fragen und einer Diskussion darüber, welchen Stellenwert die Heranbildung einer neuen Generation von ökumenischen Führungskräften durch die ÖRK-Mitgliedskirchen und die ökumenischen Partner hat und wie die Programme des Ökumenischen Instituts den Kirchen helfen können, Laien und Geistliche auszubilden.
Sitzung II
  1. Vorstellung der Arbeit des Büros für Beziehungen zu Kirchen und ökumenischen Einrichtungen durch Prof. Dr. Reinhard Frieling, unter besonderer Bezugnahme auf die Fragen und Anliegen, die auf S. 10-11 des Arbeitsbuches für die Vollversammlung aufgeführt sind. Die Mitglieder des Ausschusses für Programmrichtlinien werden sodann Fragen zur Einleitung und zum zusammenfassenden Bericht im Arbeitsbuch für die Vollversammlung stellen; im Anschluss daran wird der Vorsitzende die allgemeine Diskussion eröffnen.
  2. Kurze Vorstellung der Arbeit des Büros für interreligiöse Beziehungen durch Bischof Björn Fjärstedt, gefolgt von Fragen und einer Diskussion über die Bedeutung dieser Arbeit für ÖRK-Mitgliedskirchen und ökumenische Partner, in die die Vertreter/innen anderer Religionen, die als Gäste an der Vollversammlung teilnehmen, miteinbezogen werden.
Sitzung III
  1. Kurze Vorstellung der Arbeit des Kommunikationsbüros durch Mike Wooldridge, gefolgt von Fragen und einer Diskussion, die speziell auf die Bedeutung ökumenischer Kommunikationsarbeit für ÖRK-Mitgliedskirchen und ökumenische Partner eingeht.
  2. Kurze Darstellung der Finanzlage des Ökumenischen Rates der Kirchen durch Birgitta Rantakari sowie der Pläne zur Mittelbeschaffung durch Pfr. Dr. J. Oscar McCloud.
  3. Abschließende Diskussion, geleitet von den Mitgliedern der Untergruppe des Ausschusses für Programmrichtlinien.



Büros für Beziehungen zu Kirchen und ökumenischen

Das Büro für Beziehungen zu Kirchen und ökumenischen Einrichtungen (OCER) hat laut seinem 1991 vom Zentralausschuss angenommenen Mandat die Aufgabe,

a. den/die Generalsekretär/in und die Programmeinheiten des Rates bei der Entwicklung, Koordinierung und Beobachtung der Beziehungen zu den Mitgliedskirchen zu unterstützen und dabei mit den regionalen ÖRK-Fachgruppen und -Referaten zusammenzuarbeiten;
b. die Arbeit der Gemeinsamen Arbeitsgruppe zu erleichtern und die Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche zu fördern;
c. in Beratung mit anderen Organisationen im Ökumenischen Zentrum Beziehungen zu regionalen ökumenischen Einrichtungen, nationalen Kirchenräten und weltweiten christlichen Gemeinschaften zu erleichtern und auszubauen;
d. Beziehungen zu anderen ökumenischen Einrichtungen wie dem Christlichen Studentenweltbund, dem CVJM, dem CVJF und anderen anzuknüpfen, zu koordinieren und zu beobachten;
e. die Beziehungen zu Kirchen zu fördern, die nicht zur Mitgliedschaft des ÖRK gehören;
f. die Beziehungen zu den Evangelikalen und ihren Organisationen sowie zu den charismatischen Bewegungen auszubauen und zu stärken;
g. den/die Generalsekretär/in in Fragen regionaler und pastoraler Initiativen hinsichtlich der betroffenen Mitgliedskirchen und angeschlossenen Räte zu beraten und gegebenenfalls die Koordinierung dieser Initiativen zu übernehmen;
h. innerhalb des Hauses die Koordinierung und Zusammenarbeit zwischen den regionalen Fachgruppen, der Koordinierungsgruppe für Dienstreisen sowie den Fachgruppen für orthodoxe Fragen, Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche, Beziehungen zu den Evangelikalen usw. zu erleichtern.

Kurzer Überblick über die Aktivitäten

Gemeinschaft aufbauen
Der Daseinszweck dieses Büros ist die Qualität der ÖRK-Gemeinschaft, wie sie in den Beziehungen zu den Mitgliedskirchen und der Mitgliedskirchen untereinander zum Ausdruck kommt. Und dies ist angesichts der grossen Anzahl der Mitgliedskirchen und der Unterschiedlichkeit ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen auch seine bei weitem schwierigste Aufgabe.

Mitgliedskirchen. Die Beziehungen zu den Mitgliedskirchen sind durch Besuche des Stabs, ökumenische Teambesuche (auf Initiative des OCER oder in Zusammenarbeit mit anderen), den Empfang kirchlicher Delegationen im ÖRK und die Annahme von Einladungen gepflegt worden. Besondere Mühe gab sich das Büro, Kirchen in Konfliktsituationen der ökumenischen Solidarität zu versichern. Zwei Bereichen der Mitgliedschaft galt besondere Aufmerksamkeit: den orthodoxen Kirchen, die eine der beiden Leitungspositionen im Genfer Stab des Büros besetzen konnten, und - vermittels des US-Büros - den Mitgliedskirchen in den USA.

Ökumene vor Ort. In einigen Fällen beteiligte sich das Büro an der Förderung der Beziehungen zwischen Kirchen an einem Ort (z.B. Rumänien, Bulgarien, Demokratische Republik Kongo).

Ökumenereferenten/innen. Es wurde mit dem Aufbau eines Netzwerks der Ökumenereferenten/innen in den Mitgliedskirchen begonnen. Dazu haben zwei Tagungen stattgefunden, auf denen die Ökumenereferenten/innen über Möglichkeiten der Zusammenarbeit nachgedacht haben.

Neue Mitgliedskirchen. Das Büro ist seit seiner Einrichtung für die Bearbeitung der Anträge auf Mitgliedschaft zuständig. Im Berichtszeitraum wurde 13 Kirchen in den ÖRK aufgenommen, zwei angeschlossene Mitgliedskirchen wurden Vollmitglieder und eine unierte Kirche übernahm die ÖRK-Mitgliedschaft einer der sie konstituierenden Kirchen.

Die Bedeutung der Mitgliedschaft. Die Kriterien für die Mitgliedschaft wurden überprüft und die vorgeschlagenen Abänderungen der Satzung vom Zentralausschuss gebilligt. Das Büro wirkte bei der Ausarbeitung eines Grundsatzpapiers zur "Bedeutung der Mitgliedschaft" mit, das vom Zentralausschuss entgegengenommen wurde.

Römisch-katholische Kirche
Nach den Mitgliedskirchen ist die RKK in gewissem Sinne die unmittelbarste Partnerkirche des ÖRK. Von Anfang an waren die Beziehungen zur RKK eines der Hauptanliegen des OCER.

Gemeinsame Arbeitsgruppe (JWG). Das Büro fungierte im Namen des ÖRK als Ko-Sekretariat. Die JWG diente als Forum für die intensive Debatte und Reflexion über gemeinsame Anliegen, die durch wichtige Dokumente beider Seiten ausgelöst wurden (z.B. päpstliche Enzykliken, Direktorium zum Ökumenismus, Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Verständnis und einer gemeinsamen Vision des Ökumenischen Rates der Kirchen [CUV]). Drei Studiendokumente über "Ökumenisches Lernen", "Gemeinsames Zeugnis und Proselytismus" sowie "Der ökumenische Dialog über ethisch-moralische Fragen" wurden fertiggestellt. Eines der Hauptthemen der Diskussion und Zusammenarbeit war die Vorbereitung der Feiern zur Jahrtausendwende.

Beziehungen auf der Ortsebene. Trotz der Bemühungen der JWG gab es nur begrenzte Möglichkeiten, die ökumenischen Beziehungen auf der Ortsebene zu beeinflussen. Die zunehmende Mitwirkung der RKK in nationalen Kirchenräten und regionalen ökumenischen Organisationen ist ein neuer Ansatzpunkt, der sorgfältig zu prüfen ist.

Kirchenräte
Fast alle ÖRK-Mitgliedskirchen sind auch Mitglieder nationaler Kirchenräte (NCC) und ökumenischer Regionalorganisationen (REO). Das Büro betrachtete es als eine seiner Hauptaufgaben, die gemeinsame Reflexion über das Verhältnis zwischen NCCs, REOs und ÖRK sowie über ihre jeweiligen Rollen in der einen ökumenischen Bewegung zu fördern.

Nationale Kirchenräte / nationale Christenräte. OCER hat intensiv an der Planung, Durchführung und Nacharbeit zur dritten internationalen NCC-Konsultation (Februar 1993, Hongkong) mitgewirkt. Der Platz und die Rolle der NCCs in der ökumenischen Bewegung war Thema einer Plenarsitzung über Ökumene vor Ort auf der Zentralausschusstagung 1994. Für NCC-Vertreter/innen bei Zentralaus-schusstagungen wurden regelmässig Treffen organisiert. Die Kontakte zu den NCCs wurden durch gelegentliche Rundschreiben und nach Möglichkeit auch durch Besuche aufrechterhalten. Drei NCCs wurden als angeschlossene Mitglieder in den ÖRK aufgenommen.

Regionale ökumenische Organisationen. Ein Dokument mit dem Titel "Leitlinien für die Beziehungen und die Zusammenarbeit zwischen REOs und ÖRK" wurde 1992 von der Gruppe der REO-Generalsekretäre und dem OCER abgeschlossen und vom Zentralausschuss gebilligt. Von 1992 an nahm OCER an den jährlichen Tagungen der Gruppe der REO-Generalsekretäre teil, und seit 1994 stellt es verwaltungstechnische Unterstützung zur Verfügung. Auf Ersuchen des Generalsekretärs veranstaltete das Büro eine Reihe von Tagungen mit Vertretern/innen des ÖRK und jeweils einer REO, um im Hinblick auf die Lage in der betreffenden Region spezifische Fragen der Beziehungen und Zusammenarbeit zu erörtern. Dieser Prozess hat zur Bildung kleiner "gemeinsamer Arbeitsgruppen" mit dreien der REOs geführt, die neue Modelle der Zusammenarbeit prüfen sollen; wahrscheinlich werden ähnliche Initiativen mit anderen REOs folgen.

Neue Trends. Zwei Entwicklungen haben in den letzten Jahren das Wesen und das Selbstverständnis der Kirchenräte geprägt: die zunehmende Mitwirkung der RKK auf nationaler und regionaler Ebene, und die Suche nach neuen Modellen. Um die diesbezügliche Reflexion anzuregen, legte OCER zwei Dokumente vor: "Wichtige Trends in den NCCs" und "Modelle von Räten", die weit verbreitet und intensiv diskutiert wurden.

Weltweite christliche Gemeinschaften (CWC)
Der Rat unterhält traditionell enge Beziehungen zu einigen der konfessionellen Weltbünde, während die Kontakte mit anderen weniger eng sind. Auch in diesem Bereich sah OCER seine Hauptaufgabe darin, das gemeinsame Nachdenken anzuregen und die Entwicklung neuer Beziehungsformen zu fördern.

Jahreskonferenz der CWCs. Das Büro koordinierte die Teilnahme des ÖRK an den Jahrestagungen der CWC-Generalsekretäre. Zu den dort erörterten Themen gehörte auch die Frage des Beitrags der CWCs zu Grundsatzdiskussionen im ÖRK, die im Rahmen des Studienprozesses über das gemeinsame Verständnis und die gemeinsame Vision noch eingehender zu untersuchen ist.

Feiern zum Jahr 2000. Niemand hatte vorausgesehen, dass dies ein Punkt auf der Tagesordnung des OCER werden würde. Die Idee ist in erster Linie im Rahmen der Beziehungen zur RKK und zu den CWCs aufgekommen. Das Büro ermöglichte Kontakte und Gespräche und organisierte zwei informelle Treffen mit CWCs und anderen ökumenischen Partnern, bei denen ein breites Spektrum von Partnern konsultiert werden konnte.

Andere ökumenische Organisationen
Das Büro unterhielt auch weiterhin Kontakte zu mehreren internationalen ökumenischen Gremien. Im Rahmen der Überprüfung der Kriterien für die Mitgliedschaft wurde ein neuer Satzungsartikel über internationale ökumenische Organisationen formuliert und gebilligt, der diesen die Möglichkeit gibt, ihre Anerkennung als Organisation mit Arbeitsbeziehungen zum ÖRK zu beantragen.

Evangelikale, Pfingst- und unabhängige Kirchen.
Auf der ersten Tagung der Beratungsgruppe (1992) erhielt die Anbahnung von Beziehungen zu Kirchen und Organisationen der evangelikalen und Pfingsttradition eine gewisse Priorität. Das Büro leitete verschiedene Aktivitäten ein und erleichterte im Namen des ÖRK Kontakte zu evangelikalen Kreisen.

Konsultationen. In verschiedenen Regionen wurden Konsultationen veranstaltet, auf denen Teilnehmer/innen aus evangelikalen, Pfingst- und unabhängigen Kirchen, die nicht dem ÖRK angehören, mit Vertretern/innen von ÖRK-Mitgliedskirchen zusammentrafen.

Orthodox-evangelikaler Dialog. Auf Ersuchen einer kleinen Gruppe von Zentralausschussmitgliedern übernahm das Büro die Verantwortung für die Organisation zweier Konsultationen, an denen Vetreter/innen orthodoxer und evangelikaler Kirchen und Traditionen in der ÖRK-Mitgliedschaft teilnahmen.

Andere Kontakte. Im Rahmen der Bemühungen um eine Ausweitung der Beziehungen wurden evangelikalen, Pfingst- und Holiness-Kirchen in mehreren Ländern Besuche abgestattet. Die zu internationalen evangelikalen Organisationen bestehenden Beziehungen wurden durch Besuche, regelmässige Kontakte und die Delegation von Vertretern/innen zu grösseren Veranstaltungen gefestigt.

Gemeinsame Arbeitsgruppe. Das Büro einigte sich mit Vertretern/innen von Pfingstgemeinschaften darauf, nach der Vollversammlung eine gemeinsame ÖRK/Pfingstgemeinschafts-Arbeitsgruppe zu bilden.

Interne Koordination und Zusammenarbeit
Seit OCER 1991 im Rahmen der Strukturreform eingerichtet worden ist, gehört die Koordinierung und Zusammenarbeit mit den anderen ÖRK-Einheiten und -Büros sowie mit den Arbeitsgruppen des Stabes zu seinen Prioritäten. Bei Gesprächen mit den Einheiten und einigen der Arbeitsgruppen einigte man sich auf eine Reihe von Aufgaben und Rückspracheverfahren. Im Arbeitsalltag gab es dann zahlreiche Beispiele für effektive Zusammenarbeit (z.B. bei Teambesuchen, Tagungen, Konsultationen), aber auch einige Fehlschläge.

Besucherdienst
Der Empfang von Delegationen, Gruppen und Einzelpersonen, die den ÖRK und das ökumenische Zentrum besuchen, liess in der Vergangenheit vieles zu wünschen übrig. Daher wurde OCER ersucht, sich um diesen Aspekt der Beziehungen des ÖRK zu kümmern. Zunächst fand man keine befriedigende Lösung, bis sich dann 1996 die Möglichkeit ergab, ein Stabsmitglied hauptamtlich damit zu beauftragen und einen Besucherdienst einzurichten. Besuche von Delegationen aus Mitglieds- und Nichtmitgliedskirchen sind wichtig für die Tätigkeit des Büros. Ihre Anzahl nimmt zu, und sie bieten gute Gelegenheiten für Information und Kontakte.

Veröffentlichungen
Das Büro investierte sehr viel Zeit und Geld in die Veröffentlichung von Berichten über Konsultationen und Tagungen sowie in die Redaktion von Artikeln über verschiedene Aspekte seiner Arbeit. Dies sind praktisch die einzigen Möglichkeiten, seine Arbeit bekannt zu machen und in einen Gedankenaustausch mit der Mitgliedschaft zu treten. Das US-Büro publiziert das regelmässig erscheinende Nachrichtenbulletin Courier.

Gemeinsames Verständnis und gemeinsame Vision
OCER hat intensiv am CUV-Prozess mitgearbeitet. Das Büro beteiligte sich an der Abfassung des Entwurfs des Dokuments und nahm Stellung zu den Implikationen der Studie für die interne Organisation des Rates. Wichtiger noch ist die Tatsache, dass sich die Tätigkeit des Büros in zunehmendem Masse an der CUV-Studie orientiert. So hat OCER beispielsweise die Frage angesprochen, ob die REOs und der ÖRK gemeinsam eine Grundsatzdebatte über eine Neugestaltung der regionalen und weltweiten ökumenischen Strukturen einleiten könnten. Das Büro griff auch die Frage der Mitwirkung der CWCs in den Leitungsinstanzen des ÖRK auf. Der Informationsaustausch und die Diskussionen in der Gemeinsamen ÖRK/RKK-Arbeitsgruppe bereiteten den Weg für die Stellungnahme des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen zum CUV-Dokument.

Elemente einer Auswertung

Gemessen am Mandat
Insgesamt lässt sich mit einigem Recht sagen, dass OCER sein Mandat erfüllt hat. Bei kritischer Prüfung sind jedoch einige Schwachstellen zu erkennen.

Beziehungen zu Mitgliedskirchen. Die geplante Beobachtung und Dokumentierung der Beziehungen zu jeder Mitgliedskirche (d.h. ihre Teilnahme an ÖRK-Aktivitäten, Besuche, ihre Vertretung in Leitungsgremien usw.) fand nicht statt. Eine solche Beobachtung hätte es möglich gemacht, die "passiven" oder übersehenen Mitglieder zu identifizieren und sie gezielt zu besuchen, um sie wieder miteinzubeziehen. Nur in einigen wenigen Fällen wurden derartige Besuche organisiert (z.B. in Malaysia und der Demokratischen Republik Kongo).

Da es die Rolle dieses Büros ist, den Generalsekretär und den Rat insgesamt bei der Aufrechterhaltung und Pflege der Beziehungen zur Mitgliedschaft zu unterstützen, bieten die Besuche des Generalsekretärs bei Mitgliedskirchen und Programme wie die Teambesuche der Dekade gute Gelegenheiten, diese Rolle wahrzunehmen. An einigen der Besuche nahm OCER zwar teil, doch es hätte mehr dazu beitragen können.

Das Büro hat seine Aufgabe, die Entwicklung in Kirchen zu beobachten, die interne Probleme haben, die in einem von gesellschaftspolitischem Konflikt geprägten Umfeld leben oder denen es schwerfällt, in der Gemeinschaft zu bleiben, nur teilweise erfüllt. In manchen Fällen wurde es zwar tätig, hat die Angelegenheit jedoch nicht weiter verfolgen können. Hierfür gab es sicherlich Gründe (etwa Zeit- oder Geldmangel), doch letztlich ist dies eine Frage der Prioritäten.

OCER ist sich wahrscheinlich nicht ganz im klaren gewesen über das Ausmass der ökumenefeindlichen Gefühle in den orthodoxen Kirchen, besonders in Mittel- und Osteuropa, und über die dringende Notwendigkeit, der Unterstützung und Begleitung dieser Kirchen sehr viel mehr Zeit und Mittel zu widmen. Auch anderen ist dies nicht klar gewesen, doch das ist keine Entschuldigung.

Hausinterne Koordination. Die grösste Schwierigkeit für OCER bestand darin, zu vermeiden, lediglich ein weiteres Büro zu werden, das neben die bisherigen gestellt und mit einer eigenen Tagesordnung versehen wird. Doch genau das ist geschehen, und dies liegt weitgehend an der hartnäckig sich haltenden Unterscheidung zwischen Beziehungen und Programmen und der Tatsache, dass es schwierig ist, im Namen von Fachgruppen des Stabes tätig zu werden. Koordination in dem Sinne, dass man Dinge zusammen macht und Rücksprache hält, war durchaus möglich und wurde praktiziert, doch sobald die praktische Zusammenarbeit abgeschlossen war, gab es keine Nacharbeit. Es war daher schwierig, integrierte Ansätze und Aktionen zu konzipieren.

Nationale Kirchenräte. Trotz seiner Bemühungen gelang es dem OCER nicht, den NCCs effektiv bei einer Reflexion über ihr Selbstverständnis und ihre Rolle in der ökumenischen Bewegung zu helfen. Eine geplante Sudie über die Implikationen römisch-katholischer Mitwirkung in NCCs wurde nicht durchgeführt, und die Debatte über Ökumene vor Ort auf der Zentralausschusstagung 1994 hatte keine Folgen. Es hätte mehr für die Gründung neuer NCCs (z.B. in Rumänien und Litauen) getan werden müssen.

Gemessen am CUV-Prozess
Es ist sehr wichtig, die Implikationen von CUV für die an den Beziehungen und der Mitgliedschaft orientierten Tätigkeiten des Rates auszumachen.

Aufbau der Mitgliedschaft. Aus der Reflexion über seine Zielsetzung zog OCER den Schluss, dass es im wesentlichem um den Aufbau von Mitgliedschaft geht, und zwar Mitgliedschaft sowohl im Sinne der Gemeinschaft der ÖRK-Mitgliedskirchen als auch im Sinne der breiten Vielfalt ökumenischer Gruppen, Räte, Nichtmitgliedskirchen usw. Wenn in diesem Zusammenhang von "Aufbau" die Rede ist, so deshalb, weil das ökumenische "Gedächtnis" heute für viele Menschen in den Kirchen keine Motivationskraft mehr hat. Zum Zeitpunkt des 50jährigen Bestehens des ÖRK stellt die CUV-Studie diese Beobachtung in den Gesamtzusammenhang der grundlegenden Veränderungen, die sich in der Bewegung und ihren Institutionen vollziehen. Der Aufbau der ökumenischen Mitgliedschaft ist eine Herausforderung, die zu einem Schwerpunkt in den Beziehungstätigkeiten des ÖRK werden könnte.

Beziehungen zwischen den Mitgliedskirchen. Laut CUV besteht das Wesen der Gemeinschaft im ÖRK in den wechselseitigen Beziehungen der Kirchen untereinander. OCER ist nicht in der Lage gewesen, Wege zu finden, die Qualität dieser Gemeinschaft zu verbessern. Ganz sicherlich können rein beziehungsorientierte Methoden in dieser Hinsicht wenig erreichen, denn Kirchen unterhalten nur dann Beziehungen, wenn sie gemeinsam handeln. Das bedeutet, dass die Beziehungs- und die Programmarbeit des Rates sehr viel stärker integriert werden müssen, um die Kirchen in die Lage zu versetzen, ihre Beziehungen und ihre Zugehörigkeit zur Gemeinschaft mit Leben zu erfüllen.

Ein kritischer Blick auf die gegenwärtigen Beziehungen zwischen den Mitgliedskirchen würde höchstwahrscheinlich erkennen lassen, dass diese vorwiegend konfessioneller Art sind. Und er würde zeigen, dass die Zielsetzungen meist als gegenseitige Unterstützung, Austausch und Teilen definiert werden.

Integration der Beziehungen und Programme. Die Herausforderung für die künftigen Beziehungen oder "mitgliedschaftsorientierten" Aktivitäten des ÖRK wird darin liegen, in letztere von Anfang an einen Bezug zu der "problemorientierten" oder programmatischen Arbeit einzubauen. Auf der anderen Seite wird die Programmarbeit sehr viel gezielter auf Beziehungsfragen eingehen müssen.

In den letzten Jahren hat das US-Büro eine Arbeitsmethode entwickelt, bei der die Beziehungen zur Mitgliedschaft und die Werbung für ÖRK-Programme immer enger miteinander verflochten werden. Die dritte Dimension dieser Arbeit, die Kommunikation, zielt darauf ab, mit und unter den Mitgliedskirchen die Beziehungen und die Mitwirkung bei Programmen zu erhalten. Diese Methode scheint in einem Gebiet mit erkennbaren geographischen und Mitgliedschafts-Grenzen gut zu funktionieren. Dies wäre für eine künftige Regionalisierung der Beziehungstätigkeiten im Auge zu behalten.

Zukunftsperspektiven

1. Zwei der Hauptziele einer künftigen mitgliedschaftsorientierten Arbeit sollten folgende sein:

2. Unter den künftigen Tagesordnungspunkten der JWG könnte das Büro die folgenden Themen von Interesse für RKK und ÖRK auswählen und sich auf sie konzentrieren:

3. Das Büro sollte zum Dialog mit den orthodoxen Mitgliedskirchen beitragen, und zwar insbesondere im Hinblick auf orthodoxe Anliegen wie die folgenden:

4. Der Dialog mit evangelikalen, Pfingst- und unabhängigen Kirchen und Gruppierungen sollte darauf abzielen, Beziehungsmodelle zu entwickeln, die mehr Interaktion und gemeinsames Engagement bei gemeinsamen Anliegen erlauben.

5. Ein wichtiger Punkt der künftigen Tagesordnung sind die Beziehungen zu den Regionen und insbesondere die Suche nach neuen Formen der gemeinsamen Entscheidungsfindung und der Zusammenarbeit zwischen ÖRK und REOs.

6. Im Rahmen der Nacharbeit zum CUV-Prozess sollte das Büro Konsultationen unter den Mitgliedskirchen, ökumenischen Organisationen, Konfessionsfamilien und ökumenischen Zusammenschlüssen im Hinblick auf die Schaffung eines "Ökumenischen Forums" fördern.


Büros für interreligiöse Beziehungen

Das Büro für interreligiöse Beziehungen (OIRR) hat laut seinem 1991 vom Zentralausschuss angenommenen Mandat die Aufgabe,

a. die Beziehungen der Kirchen zu Personen anderen Glaubens und aus anderen Glaubensgemeinschaften zu fördern und die Kirchen in die Lage zu versetzen, sich ein klares Bild von religiöser Pluralität und ihren Auswirkungen auf das kirchliche Leben und Selbstverständnis zu machen;
b. den ÖRK in seinen Beziehungen zu anderen Glaubensgemeinschaften sowie zu internationalen religiösen und interreligiösen Organisationen zu stärken;
c. zusammen mit anderen Stellen im ÖRK an der Studie über religiöse Dimensionen von Konflikten zu arbeiten und sich für Aktivitäten einzusetzen, die Frieden und Versöhnung fördern;
d. mit den jeweils zuständigen Programmeinheiten die Untersuchung interreligiöser - sozialethischer, theologischer und politischer Fragen einzuleiten und durchzuführen;
e. dem/der Generalsekretär/in in seinen/ihren Beziehungen zu anderen Glaubensgemeinschaften dienlich zu sein und ihn/sie zu beraten.

Arbeitsschwerpunkte

Christlich-muslimische Beziehungen
Drei Programme wurden durchgeführt. Das erste bestand in einer Reihe von Studienseminaren, bei denen Christen und Muslime das Thema "Religion, Recht und Gesellschaft" diskutierten. Dabei wurden auch strittige Fragen angesprochen, z.B. Religion und Modernität, Säkularisierung, Erweckungsbewegungen, politische Legitimität, Rechtsquellen, Beziehungen zwischen Minderheiten und Mehrheiten sowie Menschenrechte. Seit 1995 gibt es verstärkte Bemühungen um die Schaffung eines christlich-muslimischen Forums für Menschenrechte.

Das zweite Programm wurde von einer internationalen christlich-muslimischen Konsultation über "Interreligiöse Zusammenarbeit und Friedensschaffung im Kontext von Spannungen zwischen Gemeinschaften" eingeleitet. Bislang haben zwei Seminare stattgefunden.

Im Rahmen des dritten Programms führten christliche Institutionen oder Zentren für die Erforschung des Islam und christlich-muslimischer Beziehungen einen Meinungsaustausch und prüften Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit vergleichbaren islamischen Institutionen und Zentren. Ein akademisches Kolloquium über "Gegenseitige Vorstellungen und sich wandelnde Beziehungen zwischen Christen und Muslimen in den letzten dreissig Jahren" fand im August 1997 statt.

Aus der Perspektive seines Mandats und seiner spezifischen Zuständigkeit beteiligte sich das OIRR zusammen mit anderen ÖRK-Programmen an Bemühungen um Friedensschaffung in mehreren Ländern und Regionen. Desgleichen leistete es einen Beitrag zum Programm über christliche Bildungsarbeit in pluralen Gesellschaften.

Jüdisch-christlicher Dialog
1992 nahm der Zentralausschuss ein Dokument mit dem Titel "Der christlich-jüdische Dialog nach Canberra" als Basis und Grundsatzpapier für die Fortsetzung des christlich-jüdischen Dialogs an und sandte es zwecks Studium und Beschlussfassung an die Mitgliedskirchen. Das Dokument plädiert für Kontinuität in den Beziehungen sowie für Offenheit für die Vielfalt christlicher und jüdischer Mitwirkung und Themen; ferner bringt es Entschlossenheit zum Handeln gegen Antisemitismus zum Ausdruck, verbindet Dialog und politische Anwaltschaft mit dem Engagement für Gerechtigkeit und Frieden als wesentlichem Bestandteil christlich-jüdischen Dialogs und bekräftigt den Dialog auf der Ebene der Spiritualität als einen Weg zu kreativem gemeinsamen Engagement im Ringen der Welt.

Ein Dialog zwischen chinesischen Christen und Juden in Hongkong (November 1992) war ein Beispiel für die Bemühungen, christlich-jüdische Gespräche ausserhalb des nordatlantischen Raums zu fördern, um die theologischen Erkenntnisse und Erfahrungen von Christen und Juden aus verschiedenen Teilen der Welt zu einer fruchtbaren Begegnung zusammenzubringen.

Zusammen mit dem Programm für Theologie und Kulturen in Asien veranstaltete das OIRR im Dezember 1993 im südindischen Cochin einen jüdisch-christlichen Dialog im Kontext asiatischer Kulturen und Religionen. Die Teilnehmer/innen diskutierten u.a. über das Volk Gottes, den Minderheitenstatus, den Glauben im Kontext verschiedener Religionen und das Gottesbild.

1995 organisierten der Internationale jüdische Ausschuss für interreligiöse Konsultationen und das OIRR eine Konsultation afrikanischer Christen und Juden zum Thema "Familie, Gemeinschaft, Tradition", der 1986 eine Tagung in Nairobi vorausgegangen war.

Der Nahe und Mittlere Osten ist eine konfliktreiche Region, in der es dringend notwendig ist, dass die Gläubigen der verschiedenen Religionen zusammenarbeiten. Die Stadt Jerusalem bedarf der besonderen religiösen Aufmerksamkeit von Juden, Christen und Muslimen. Im Einklang mit der Aufgabe des OIRR, interreligiöse Beziehungen zu pflegen, um damit Friedensinitiativen zu unterstützen, wurde ein Prozess in Gang gesetzt, in dessen Rahmen das OIRR, der Päpstliche Rat für den Interreligiösen Dialog, die Kommission des Heiligen Stuhls für religiöse Beziehungen zu den Juden sowie der Lutherische Weltbund eine Reihe von Kolloquien zur Bedeutung Jerusalems für Juden, Christen und Muslime organisieren sollten. Das erste Kolloquium mit dem Titel "Die spirituelle Bedeutung Jerusalems für Juden, Christen und Muslime" fand im Mai 1993 statt; ein weiteres folgte im August 1996 in Saloniki (Griechenland).

Hinduistisch-christlicher Dialog
Zwei Workshops mit dem Ziel, die Probleme hinduistisch-christlicher Beziehungen zu definieren, wurden in Zusammenarbeit mit dem indischen Kirchenrat 1995 in Madurai und 1997 in Benares veranstaltet.

Ein interreligiöser Teambesuch in Fidschi half 1994 der örtlichen interreligiösen Gruppe Interfaith Search bei der Lösung von Problemen zwischen christlichen Fidschianern und den vorwiegend hinduistischen oder muslimischen Einwohnern indischer Abstammung.

Interreligiöses Gebet und interreligiöser Gottesdienst
1994 begannen das OIRR und der Päpstliche Rat für den interreligiösen Dialog eine gemeinsame Reflexion über das interreligiöse Gebet. Das Projekt begann mit einer Übersicht über die Praxis interreligiösen Gebets in Gemeinden und verschiedenen Traditionen. Die Übersicht wurde 1995 fertiggestellt. 1996 fand in Bangalur (Indien) eine kleine Konsultation statt, an der Personen aus verschiedenen christlichen Traditionen mit Erfahrungen im interreligiösen Gebet teilnahmen. Zum Abschluss kam 1997 eine kleine Gruppe von Theologen/innen aus verschiedenen Kirchen und verschiedenen Teilen der Welt in Bose (Italien) zusammen, um die theologischen Grundlagen interreligiösen Gebets zu prüfen. Das Projekt wurde mit einer gemeinsamen Publikation abgeschlossen.

Neue religiöse Bewegungen
Das Ressort für neue religiöse Bewegungen ist nicht leicht zu handhaben. Sind Beziehungen zu diesen Bewegungen Sache des interreligiösen Dialogs? Können alle diese Bewegungen zum Gespräch zusammengebracht werden? Wo hat Dialog seine Grenzen?

Religiöse Pluralität
Das OIRR berief 1993 zusammen mit der Einheit II in Baar (Schweiz) eine Tagung ein, auf der Themen für die Nacharbeit zu den 1979 erschienenen ÖRK-Leitlinien zum Dialog festgelegt werden sollten. Die Konsultation zog Bilanz im Hinblick auf Fragen wie Zeugnis, Evangelisation, theologische Grundlagen der Zusammenarbeit mit Menschen anderer Religionen, Reinheit des Glaubens, Gottesdienst mit anderen und Teilnahme an Tagungen mit Menschen anderer Religionen.

Fragen im Zusammenhang mit der Begegnung von Christen mit Menschen anderer Religionen wurden auch auf einer Konsultation des OIRR und der Einheit II im Oktober 1995 in Bangalur zum Thema "Das Streben nach menschlicher Gemeinschaft in einer religiös pluralen Welt: Was bedeutet das für das Sein und Tun der Kirche?" aufgegriffen. Die Konsultation untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Streben nach Gemeinschaft in der heutigen Welt und der potentiellen Rolle der Kirche in einer sich verändernden Gesellschaft und im Kontext religiöser Pluralität, und skizzierte Umrisse einer Ekklesiologie und einer Missiologie in einer religiös pluralen Welt.

Religiöse Bildungsarbeit
Ein weiterer Versuch hausinterner Kooperation in Fragen interreligiöser Beziehungen war die Zusammenarbeit des OIRR mit dem Bildungsprogramm der Einheit II. Auf zwei Konsultationen (Delhi 1994 und Madras 1995), die gemeinsam mit Einheit II und dem Nationalen Kirchenrat von Indien organisiert wurden, ging es um die (nicht ganz beantwortete) Frage, inwieweit christliche Bildungsarbeit religiöse Pluralität zur Kenntnis nehmen muss. Was bedeutet es für christliche Bildungsarbeit, dass es Menschen anderer Religionen gibt? Es gibt viele Möglichkeiten für gezielte langfristige Programmarbeit zur Interaktion zwischen christlicher Bildungsarbeit und einer religiös pluralen Welt, und zwar nicht nur beschreibend, sondern auch als Versuch, christliches Selbstverständnis neu zu denken.


Kommunikationsbüros

Das Kommunikationsbüro hat laut seinem 1991 vom Zentralausschuss angenom-menen Mandat die Aufgabe,

a. der Öffentlichkeit insgesamt und besonders den ÖRK-Mitgliedskirchen das Leben und Wirken des Rates und der ökumenischen Bewegung zu vermitteln und das Interesse dafür zu fördern;

b. für den ÖRK mit den Kommunikationsmedien zusammenzuarbeiten, u.a. in Form von Vorbereitung und Verteilung von Pressemitteilungen, Organisation von Pressekonferenzen und Pressearbeit auf grösseren Tagungen, Beantwortung oder Weiterleitung von Anfragen seitens der Medien und Vermittlung von Interviews mit ÖRK-Mitarbeitern/innen;

c. den/die Generalsekretär/in in Fragen der Informations- und Publikationspolitik zu beraten und programmgebundene Informationsbriefe sowie alles sonstige im Rat produzierte Material zu koordinieren;

d. als Verleger des ÖRK tätig zu sein und u.a. (1) regelmässig und unregelmässig erscheinendes gedrucktes und audio-visuelles Material, das zur Interpretation des Rates, seiner Programme und der ökumenischen Bewegung dient, vorzubereiten, herzustellen und zu verteilen; (2) im Zusammenhang mit Publikationsprojekten regelmässig mit dem Programmstab zusammenzutreffen, um Konzept, Format und Terminplanung zu besprechen; (3) mit Verlegern, Herstellern und Verteilern ausserhalb des ÖRK bei der Werbung für und Verteilung von ÖRK- und ökumenischem Material zusammenzuarbeiten;

e. Beziehungen zu kirchlichen und ökumenischen Kommunikationsreferaten zu unterhalten und für spezifische Kommunikationswünsche von Mitgliedskirchen zur Verfügung zu stehen;

f. den Stab der Programmeinheiten in Kommunikationsfragen wie z.B. Kommunikationsprojekten, Medienbewusstsein, Kommunikation in der theologischen Ausbildung zu beraten;

g. anderen Teilen des ÖRK-Stabs dabei behilflich zu sein, ihre Arbeit der Mitgliedschaft und der Öffentlichkeit zu vermitteln;

h. den für den ÖRK erforderlichen Sprachendienst bereitzustellen und den Einheiten zu helfen, der Rolle der Sprache in interkultureller Kommunikation und Bildungsarbeit gerecht zu werden und so die sprachlichen Bedürfnisse ihrer Mitgliedschaft besser zu erfüllen.

Im August 1992 billigte der Zentralausschuss eine neue Kommunikationspolitik, die allgemeine Grundsätze für die Kommunikationsarbeit des Rates festlegte. Dieses Dokument unterstreicht die Notwendigkeit, dass die Kommunikationsprodukte des ÖRK publikumsorientiert sein müssen, also attraktiv, nützlich und für die Zielgruppen zugänglich. Den ÖRK vermitteln bedeutet, (1) die Gemeinschaft der Kirchen, (2) die ökumenische Bewegung und (3) die Institution und ihre Tätigkeit vermitteln. Mit "Institution" sind in diesem Zusammenhang nicht nur ihre vielfältigen Aktivitäten gemeint, sondern auch das übergreifende "Ganze", das diese Vielzahl von Tätigkeiten in einer einzigen Organisation zusammenhält. Das Dokument definiert auch drei Grundprinzipien der ÖRK-Kommunikation: maximale Partnerschaft mit anderen, Zugang zu allen Mitgliedern der ökumenischen Familie, Kontextualisierung für lokale Zielgruppen. Richtlinien für die Umsetzung dieses Mandats und dieser Politik wurden in einem Strategiepapier für die Kommunikationsarbeit niedergelegt, das vom Zentralausschuss entgegengenommen wurde und das die Grundlage für die weitergehende Reflexion und Diskussion mit dem gesamten ÖRK-Stab darstellte.

Wichtige Unterstützung bei der Ausarbeitung und Umsetzung beider Dokumente und bei der Auswertung der Arbeit des Kommunikationsbüros kam von einer kleinen internationalen Beratungsgruppe, die im Berichtszeitraum dreimal tagte (Mai 1992, Oktober 1994 und Juni 1996) und deren Mitglieder in der übrigen Zeit auch für Beratung und Feedback per Korrespondenz oder telefonisch mit Konferenzschaltung zur Verfügung standen. Anfang 1997 wurde ein Berater hinzugezogen, der die Rolle der Kommunikation in einem umstrukturierten ÖRK nach 1998 und unter Berücksichtigung der Studie über das gemeinsame Verständnis und die gemeinsame Vision untersuchen sollte. Sein Bericht war ein wertvoller Beitrag zur Ausarbeitung der schliesslich unterbreiteten Vorschläge.

Überblick über die Arbeit

Presse und Information
Die wichtigste Entwicklung in diesem Bereich war die Gründung des Ökumenischen Nachrichtendienstes (ENI) im September 1994 in Zusammenarbeit mit der Konferenz Europäischer Kirchen, dem Lutherischen Weltbund und dem Reformierten Weltbund. Der Vorschlag dazu war von den Leitungsgremien der vier Organisationen 1990 und 1991 gebilligt worden. ENI sollte durch die umgehende Verbreitung von Nachrichten über Probleme, Ereignisse und Trends in der weltweiten Kirche vor allem den säkularen und kirchlichen Medien die Arbeit und den Auftrag der Kirche und der ökumenischen Bewegung näherbringen. Durch die Zusammenarbeit im Rahmen des ENI sollten die Informationsarbeit effizienter gestaltet, Doppelarbeit und Überschneidungen vermieden, mehr Quellen genutzt und mehr Zielgruppen angesprochen werden.

Im August 1992 war abzusehen, dass nicht alle erwarteten Mittel zur Verfügung stehen würden. Daher empfahl der ÖRK-Exekutivausschuss, aus dem ÖRK-eigenen Ecumenical Press Service (EPS) einen Nachrichtendienst zu machen, der eng mit den anderen Organisationen zusammenarbeiten sollte. So wurde ENI ins Leben gerufen und hat sich obwohl er mit zwei Journalisten und zwei Assistentinnen kleiner ist als ursprünglich geplant war schnell als einer der führenden internationalen nichtkonfessionellen Dienste für kirchliche Nachrichten etabliert, wie die Abnahme seiner Artikel und die positiven Reaktionen von Kirchenleitungen und führenden Persönlichkeiten, die ENI als eine ihrer wichtigsten Informationsquellen betrachten, erkennen lassen.

ENI veröffentlicht heute (a) tägliche Pressemitteilungen (in Englisch und Französisch), die per Fax und E-Mail verbreitet werden; (b) ein alle zwei Wochen erscheinendes gedrucktes Nachrichtenbulletin ebenfalls in Englisch und Französisch, und (c) eine englischsprachige Zusammenfassung aller Tagesmeldungen, die über E-Mail kostenlos erhältlich ist. Ausserdem verfügt ENI über eine Homepage im World Wide Web. Mit mehreren lateinamerikanischen Organisationen wird regelmäsig Material ausgetauscht. Manche Medien in anderen Teilen der Welt einschliesslich Afrika und Asien übersetzen ENI-Artikel in die Landessprachen, um sie zu veröffentlichen.

Für den unmittelbaren Kontakt zu den Medien sorgt das Presse- und Informationsbüro. Es ist zuständig für Pressemitteilungen, Medienbeziehungen, die Organisation der Pressearbeit bei Zentralausschusstagungen und internationalen Konferenzen, Informationsgespräche mit Journalisten und Pressekonferenzen sowie die Organisation von Interviews und Besuchen von Journalisten im Ökumenischen Zentrum.

Neben der Vorbereitung der Presse- und Medienarbeit auf der Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung (1993), der Weltmissionskonferenz (1996) und der Achten Vollversammlung gab es im Berichtszeitraum eine ganze Reihe von Ereignissen die intensive Berichterstattung erforderten: die Wahl des neuen Generalsekretärs 1992; Presseberichte über die Beziehungen des ÖRK zu Kirchen in Ost- und Mitteleuropa in der kommunistischen Ära (einschliesslich Zusammenstellung von Material, das den Mitgliedskirchen half, auf die im Februar 1993 vom Reader's Digest veröffentlichte Kritik am ÖRK zu reagieren); und die ökumenischen Reaktionen auf die Tragödien im ehemaligen Jugoslawien und in Ruanda. Jedes Jahr wurden ausserdem eine gedruckte und eine audiovisuelle Fassung der Weihnachts-botschaft des Generalsekretärs und der Pfingstbotschaft der ÖRK-Präsidenten/innen herausgegeben, die insbesondere in den kirchlichen Medien recht häufig verwendet worden sind.

Eine ganz erhebliche Veränderung in der Informationsarbeit des ÖRK war die Entscheidung, das Erscheinen des Monatsmagazins One World ab Januar 1996 einzustellen. Seine Aufgabe war es gewesen, "die Christen der verschiedenen Kontinente und Traditionen einander näher zu bringen", und es hat sich 22 Jahre lang bemüht, die Arbeit des ÖRK zu vermitteln und ein Forum für die Vielfalt der Meinungen in der weltweiten Ökumene zu bieten. Da die Anzahl der Abonnenten sank und sich die Art der im Rat erforderlichen Kommunikationsarbeit veränderte, wurde beschlossen, nicht mehr so viele Mittel in ein einziges und nur in einer Sprache erscheinendes Druckerzeugnis zu investieren, sondern eine flexiblere und offenere Kommunikationsstrategie anzustreben. Hierfür sollte ein "Berater für Sonderprojekte" eingestellt werden. Bedauerlicherweise konnte der grösste Teil dieses Plans nicht verwirklicht werden, denn kurz nach der Einstellung von One World mussten angesichts der finanziellen Lage des ÖRK einschneidende Kürzungen im Haushalt des Kommunikationsbüros vorgenommen werden. Die Einstellung von One World wird in der ÖRK-Mitgliedschaft nach wie vor von vielen sehr bedauert.

ÖRK-Publikationen
Im Berichtszeitraum veröffentlichte das ÖRK-Verlagsbüro jährlich rund 20 neue Titel, die sich teils mit der gesamten Arbeit und Zielsetzung des Rates und teils auch mit der Tätigkeit einzelner Programme befassten. Ausserdem erschienen Bücher zu ökumenischen Schlüsselthemen für ein breiteres Publikum (darunter die Risk-Serie).

Von den zahlreichen im ÖRK-Publikationskatalog aufgeführten Titeln seien hier nur fünf Verlagsprojekte aus dem Berichtszeitraum genannt: (1) The Dictionary of the Ecumenical Movement erschien nach fast vierjähriger Vorbereitung im Jahre 1991 und wurde von Lesern und Rezensenten als unentbehrliches Nachschlagewerk für alle diejenigen begrüsst, die sich für die Themen, die Ereignisse und die Geschichte der ökumenischen Bewegung interessieren und denen bisher eine so breit gefächerte Information in keinem anderen Einzelwerk zur Verfügung stand. Eine überarbeitete Taschenbuchausgabe soll noch 1998 erscheinen. (2) Das erste WCC Yearbook wurde 1995 herausgegeben. Jedes Jahrbuch enthält als Einleitung einen Überblick über die wichtigsten Aspekte im Leben und der Arbeit des Rates im vorangegangenen Jahr, eine Liste mit den Adressen der Mitgliedskirchen, nationalen und regionalen ökumenischen Gremien und internationalen ökumenischen Organisationen sowie eine Namensliste der Zentralausschussmitglieder und des Stabs. (3) Die Serie der Risk Books versorgt eine wachsende Anzahl von Lesern/innen in aller Welt auch weiterhin viermal jährlich mit informativen, anregenden und leicht lesbaren Texten über aktuelle ökumenische Themen. (4) Das 1997 erschienene The Ecumenical Movement An Anthology of Key Texts and Voices ist ein einzigartiges Nachschlagewerk zur Ökumene, das dem seit langem geäusserten Wunsch nach einer Sammlung von Quellentexten für Lehrveranstaltungen in Seminaren und theologischen Fakultäten entspricht. (5) Der dritte Band der History of the Ecumenical Movement, der die Zeit seit Mitte der 60er Jahre abdeckt, ist seit Juni 1994 in Vorbereitung und soll 1998 veröffentlicht werden.

Dank der Kontakte zu Verlagen in verschiedenen Teilen der Welt können ÖRK-Publikationen in andere Sprachen übersetzt und englischsprachige Werke als Gemeinschaftsedition herausgegeben werden. Rund ein Drittel aller ÖRK-Bücher werden zusätzlich in mindestens einer anderen Sprache als Englisch publiziert. Das Verlagsbüro ist ferner verantwortlich für die Herausgabe der Vierteljahreszeitschrift The Ecumenical Review, einem Forum für die theologische Diskussion ökumenischer Anliegen. Jede Ausgabe ist einem Schwerpunktthema gewidmet.

Bild- und Videodienst
Im Zuge der Umstrukturierung des ÖRK wurde das Büro für Grafik und Design, das bislang zur Kommunikationsabteilung gehört hatte, 1991 der Abteilung Zentrale Dienstleistungen eingegliedert. Infolgedessen konnte sich der Bild- und Videodienst auf Fotografie und bis zu einem gewissen Grad auch auf Videoarbeit konzentrieren. Neben seiner Tätigkeit für die ÖRK-Programmeinheiten bereist der Bild- und Video-Koordinator viele Länder in aller Welt, um die ÖRK-Fotothek auf den neuesten Stand zu bringen. Durch die Versendung des regelmässig erscheinenden Katalogs Photo Oikoumene wächst die Anzahl der auswärtigen Kunden (Magazine, Bücher, Fernsehen, Zeitungen) ständig. Seit 1997 werden Fotos immer häufiger per Internet an die Kunden übermittelt.

Da die professionelle Videoproduktion relativ kostspielig ist, beschränkt sich der Dienst weitgehend auf den Aufbau eines Archivs von Videomaterial und produziert nur gelegentlich einen Videofilm. Der Dienst beteiligte sich an der Produktion von "Acting in Faith", mit dem auf den o.g. Artikel im Reader's Digest reagiert wurde, an der Produktion eines Videofilms für den Studienprozess über Evangelium und Kulturen und produzierte 1997 "Beieinander bleiben", einen neuen Videofilm über die Arbeit des ÖRK, der für die Gemeindeebene bestimmt ist.

Sprachen
Der ÖRK-Sprachendienst ist verantwortlich für die Übersetzung von ÖRK-Texten und Dokumenten, die Revision der von auswärtigen Übersetzern/innen angefertigten Übersetzungen und die Organisation von Dolmetschdiensten für durchschnittlich 30 Tagungen pro Jahr.

Der Rückgang der nichtzweckgebundenen Mittel des Rates hatte 1996 gravierende Konsequenzen für den Sprachendienst: vier Vollzeitstellen mussten gestrichen werden. Gegenwärtig bleiben dem Sprachendienst eine Vollzeitstelle für Englisch (diese Mitarbeiterin ist für die Koordination der Übersetzungen und der Dolmetschdienste zuständig), je zwei Halbzeitstellen für Französisch und Spanisch und eine Halbzeitstelle für Deutsch. Sehr viel mehr Texte mussten an auswärtige Übersetzer/innen vergeben werden, was wiederum sehr viel umfangreichere Revisionsarbeit zur Folge hatte.

Ökumenische Partner
Neben den regulären Kontakten zum Weltbund für christliche Kommunikation berief das Kommunikationsbüro im Dezember 1992 eine Konsultation nach Genf ein, an der zwölf internationale römisch-katholische und evangelische Kommunikations-organisationen teilnahmen. Ferner nahm das Büro an zwei ähnlichen Konsultationen in Deutschland teil, und zwar 1993 in Aachen und 1995 in München. Auf der Tagesordnung standen Kommunikation in Osteuropa, Ausbildung und Bildungsarbeit im Kommunikationsbereich, Kommunikationsprojekte, Ausbildung für kirchliche Kommunikation, Kommunikation in der theologischen Ausbildung, die Auswirkungen elektronischer Kommunikation auf Kirche und Kultur sowie Methoden zur Gewährleistung systematischer Kooperation zwischen den Organisationen.

Was haben wir gelernt?

Die gegenwärtige ökumenische Situation macht deutlich, dass intensiv darüber nachgedacht werden muss, wie der Mitgliedschaft das Profil oder das Image des Rates vermittelt werden sollte. Das ist selbstverständlich keine Aufgabe, die an eine einzelne Abteilung oder externe Berater delegiert werden kann. Der ÖRK muss sich als Organisation darüber im klaren sein, welches Gesamtbild er den Mitgliedern und der breiteren Öffentlichkeit vermitteln will. Davon ausgehend muss er eine begrenzte Anzahl von Programmen und Aktivitäten auswählen, die für einen bestimmten Zeitraum in der Kommunikationsarbeit Priorität erhalten und für die spezielle Strategien ausgearbeitet und ausreichende Mittel zur Verfügung gestellt werden sollten.

Eine Verbesserung des ÖRK-Images wird eine Veränderung des Arbeitsstils der ganzen Organisation und den Einsatz von erheblich mehr Mitteln voraussetzen. Ein neuer Arbeitsstil bedeutet in diesem Fall, dass die kommunikative Dimension bei jeder Aktivität von Anfang an berücksichtigt wird. Dabei geht es weniger um die Frage, wie dieser oder jener Aspekt vermittelt wird, sondern darum, das jegliche Aktivität selbst als Kommunikationsübung verstanden wird, die zur Profilierung der Organisation beiträgt. Und zwar nicht im Sinne von Eigenwerbung, sondern mit dem Ziel, die Institution zu einem wirksameren Instrument der ökumenischen Bewegung zu machen.

Zugleich eröffnen neue Kommunikationstechnologien - vor allem Internet - ungeahnte Möglichkeiten nicht nur für die Vermittlung des ÖRK und seiner Arbeit an verschiedene Zielgruppen: sie erleichtern auch die Kommunikation zwischen den Kirchen, und damit stärken und beleben sie diese "Gemeinschaft von Kirchen". In diesem Sinne ist auch die ÖRK-Seite im World Wide Web seit Anfang 1998 erheblich ausgebaut worden.


Ökumenischen Instituts Bossey

Das Ökumenische Institut Bossey ist ein besonderer Arbeitsbereich des ÖRK, der dem Generalsekretariat angegliedert ist, damit er gleichberechtigt und uneingeschränkt an allen Programmen und Beziehungen des ÖRK teilhaben kann.

Das Institut wird von einem fünfzehnköpfigen internationalen Kuratorium geleitet, dem u.a. ein Vertreter der Universität Genf und die stellvertretende ÖRK-Generalsekretärin angehören. Das Kuratorium tagt einmal jährlich, um das Programm festzulegen, die Direktorin zu beraten, Bericht über Haushalte und Finanzierung zu erstatten und bei der Mittelbeschaffung behilflich zu sein.

Laut Satzung hat das Institut folgende Ziele und Funktionen:

Die Ökumenische Hochschule
Die Hochschule steht nach wie vor im Mittelpunkt der Arbeit. Seit 1996 beginnt sie Anfang September und endet mit der dritten Dezemberwoche. Jedes Jahr gibt es neben der Einführung in ökumenische Studien einen besonderen thematischen Schwerpunkt. Manchmal orientiert sich das Thema an ÖRK-Programmen, in anderen Fällen werden auch ungewohnte Aspekte behandelt. Seit der Vollversammlung in Canberra wurden folgende Themen behandelt:

1990-91 Komm Heiliger Geist - erneuere die ganze Schöpfung
1991-92 Auf dem Weg zu neuen Gemeinschaftsmodellen
1992-93 Auf dem Weg zur Integration
1993-94 Auf dem Weg zu einer Gemeinschaft in Glauben, Leben und Zeugnis
1994-95 Auf dem Weg zur Koinonia
1995-96 Eine Theologie für das Leben
1996 Träger von Gottes Frieden sein
1997 Zu der einen Hoffnung berufen: Das Evangelium in verschiedenen Kulturen
1998 Das Gnadenjahr des Herrn

Zwischen 55 und 60 Studierende aus verschiedenen Traditionen und Ländern schreiben sich jedes Jahr an der Hochschule ein. Unter der Leitung von fünf Dozenten/innen studieren, leben und halten sie Gottesdienst miteinander. Da die Hochschule der Universität Genf angeschlossen ist, wird das Semester in Bossey akademisch anerkannt.

Jede/r Studierende muss eine Seminararbeit schreiben und wird dabei von einem Mitglied des Lehrkörpers betreut. Ausserdem leiten die Studierenden Gottesdienste und Bibelarbeiten, denken über die Situation ihrer Kirche und ihres Landes nach und erklären sie ihren Mitstudierenden. Eine Woche lang sind alle zu Gast in Rom auf Einladung des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. In Genf haben die Studierenden auch Gelegenheit zu Besuchen beim Ökumenischen Rat und bei anderen internationalen Organisationen; ein verlängertes Wochenende verbringen sie in Schweizer Gemeinden. Durch diese Mischung aus traditionellen Vorlesungen oder Seminaren und praktischen Erfahrungen entdecken die Studierenden, dass sie eigentlich ständig in einem Lernprozess sind und dass die Hochschule in der Tat ein "Laboratorium" für ökumenisches Leben ist.

Für viele Studierende ist die Zeit in Bossey eine Zeit des Wachsens und Reifens, und sie beschreiben den Aufenthalt später als einen "Wendepunkt" in ihrem Leben. Wenn sie Bossey verlassen, wissen sie nicht nur mehr über ihre eigene Tradition, sondern sie haben auch viel über die ganze Vielfalt und Komplexität der weltweiten Christenheit erfahren. Sowohl die Lehrenden als auch die Studierenden sind sich darüber einig, dass ökumenisches Lernen ein mehrdimensionaler und offener Prozess ist, der für alle Beteiligten eine Bereichung und zugleich eine Herausforderung darstellt.

Kurse und Konsultationen
Die Dozenten/innen veranstalten jedes Jahr ein- bis dreiwöchige Kurse, Konsultationen und Seminare zu verschiedenen Themen und für verschiedene Zielgruppen. Die Programme werden häufig in Zusammenarbeit mit ÖRK-Einheiten oder Partnerorganisationen zusammengestellt. Einige dieser Programme z.B. das Orthodoxie-Seminar, das inter-disziplinäre Seminar und das theologische Seminar sind in Bossey mittlerweile Tradition; andere beschäftigen sich mit spezifischen Themen. Die Seminare sind interdisziplinär, inklusiv und zukunftsorientiert angelegt und befassen sich mit Themen und Anliegen im Zusammenhang mit der ökumenischen Bewegung. Gegenwärtig ist jedes Mitglied des Lehrkörpers für die Abhaltung zweier Seminare pro Jahr verantwortlich.

Für 1999 sind folgende Seminare geplant:

Orthodoxe Theologie und Spiritualität (in St. Petersburg)
Interdisziplinäres Seminar über ethische Grenzen (Umweltfragen)
Ökumenische Bildung und Ausbildung für Laien
Religion und Kunst
Mission im 21. Jahrhundert
W. A. Visser 't Hooft Gedächtnistagung
Eine Woche mit einem Autor/einer Autorin
Biblische Hermeneutik
Frauen in christlicher Spiritualität
Woche der ehemaligen Bossey-Studenten/innen

Das vielseitige Programm für Besuchsgruppen wird vom Vikar des Instituts geleitet. Jährlich kommen rund 60 Gruppen aus Kirchen und Organisationen in Europa und Übersee nach Bossey. In Zusammenarbeit mit anderen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ist der Vikar diesen Gruppen dabei behilflich, für ihren Aufenthalt in Bossey Studienprogramme auszuarbeiten, Referenten/innen auszuwählen und einzuladen sowie Besuche im ÖRK und in anderen Organisationen in Genf zu planen.

Zusammenarbeit in Bildung und Forschung
Um die thematische Bandbreite und die Anzahl der Konsultationen und Seminare zu erhöhen, arbeitet das Institut mit ökumenischen Partnern innerhalb und ausserhalb des ÖRK zusammen. So finanzierte es beispielsweise 1998 zusammen mit der Hamburger Missionsakademie ein Seminar über Stadtmission. Das für 1999 geplante interdisziplinäre Seminar über Umweltfragen wird in Zusammenarbeit mit TEMEC (Theological Education to Meet the Environmental Challenge) veranstaltet.

Auch seinen Forschungsauftrag nimmt Bossey sehr ernst. Die Forschung bereichert sowohl die Hochschule als auch die Seminare, versetzt die Dozenten/innen in die Lage, sich über die neuesten Entwicklungen in ihrem Fachbereich auf dem laufenden zu halten und ist auch für die anderen Bereiche der ökumenischen Bewegung nutzbar. Ein interdisziplinäres Team von rund zehn Wissenschaftlern/innen soll mehrere Jahre lang die Rolle der Religion in der heutigen Welt untersuchen. Thematisiert werden u.a. Fundamentalismus, neue religiöse Bewegungen, der Islam und neue Vorstellungen des Heiligen.

Dezentralisierung
Da die Lernprozesse in Bossey häufig so spannende und für viele Teilnehmer/innen so entscheidend wichtige Erfahrungen sind, ist wiederholt vorgeschlagen worden, mit diesen Methoden auch in die Regionen zu den Menschen zu gehen, die nicht nach Bossey kommen können. Dies hat sich jedoch als sehr teuer und höchst umständlich erwiesen und gelang nur in einigen wenigen Fällen wie z.B. bei dem Anfang 1998 in Harare organisierten Lehrgang für die Heranbildung von Laien-Führungskräften. Da es schwierig ist, das ganze Programm zu verlegen, werden die Mitglieder des Lehrkörpers ermutigt, jährlich mehrere Wochen in einer anderen Bildungsstätte zu lehren und zu forschen. In jüngster Zeit gingen Bossey-Dozenten/innen zu Aufenthalten nach Sri Lanka, Kuba und Brasilien. Das Orthodoxie-Seminar findet oft ausserhalb von Bossey an Orten statt, die von einer langen orthodoxen Geschichte geprägt sind.

Da es sehr wichtig ist, mit den weltweit Tausenden von Menschen, die irgendwann einmal zur Ökumenischen Hochschule oder zu einem Seminar nach Bossey gekommen sind, in Kontakt zu bleiben, hat der Stab zusammen mit Absolventen in aller Welt mit dem Aufbau von Bossey-Freundeskreisen begonnen. Diese Gruppen treffen sich zu ökumenischen Programmen, zum Informationsaustausch und um in ihrer Umgebung Unterstützung für die Arbeit Bosseys zu mobilisieren. Hierfür stellt ihnen das Institut Informationsmaterial und Nachrichtenbulletins zur Verfügung und schickt nach Möglichkeit auch Stabsmitglieder zu den Treffen. Das Institut hat ferner eine Homepage im World Wide Web eingerichtet, auf der Informationen über die aktuellen Programme sowie einige der für Seminare und Konsultationen verfassten Texte zugänglich sind.

Tagungsstätte
Bossey ist mit seinen Tagungsräumen, seinen Gästezimmern und seinem Park ein idealer Ort für kleine und mittelgrosse Konferenzen. Gegenwärtig werden einige Verbesserungen vorgenommen: bequemere Sitzgelegenheiten für Sitzungspausen, besserer Zugang zu Fotokopiergeräten, Fax und Telefon sowie flexiblere Transportmöglichkeiten für die Gäste. Ausserdem macht sich der Stab gemeinsam mit dem Bauausschuss Gedanken über eine Renovierung des Schlosses, damit Bossey auch in den kommenden Jahrzehnten die Infrastruktur zur Verfügung stellen kann, die zur Erfüllung seines Auftrags - ökumenisches Lernen und Forschen und ökumenische Begegnungen - unerlässlich ist.

Künftige Orientierung
Als Bossey 1996 sein 50jähriges Bestehen feierte, nahm es sich viel Zeit für einen Rückblick auf seine Geschichte und seinen Auftrag und bekräftigte seine Rolle als kritisches Element in der ökumenischen Bewegung des 21. Jahrhunderts. Seine Zukunftsplanung ist optimistisch und energisch. Es will durch innovative Programme und Partnerschaften auch weiterhin Menschen herausfordern, informieren und zusammenbringen. Der Lehrkörper prüft gegenwärtig die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit der Genfer Universität jährlich zwei Semester anzubieten, damit die Studierenden die Magisterprüfung in ökumenischen Studien ablegen können.


Finanzabteilung

Vorbemerkung: Selbstverständlich kann eine Vollversammlung, die nur alle sieben Jahre zusammentritt, nur sehr allgemeine Weisungen zur Behandlung der Finanzfragen des Ökumenischen Rates der Kirchen geben. Gemäss der Verfassung des ÖRK liegt die Befugnis zur "Annahme des Haushaltes des Ökumenischen Rates und Sicherstellung seiner Finanzierung" (Art. V.2.c.6) beim Zentralausschuss, der Beschlüsse zu den Finanzberichten, Haushaltsentwürfen, Prognosen und Empfehlungen fasst, die ihm von seinem ständigen Finanzausschuss vorgelegt werden.

Auf der Vollversammlung werden die allgemeine Finanzlage des ÖRK und die spezifischen Fragen, die sich im Blick auf die Zukunft stellen, eingehend vom Finanzausschuss der Vollversammlung behandelt, der seinen Bericht in einer der abschliessenden Geschäftsplenarsitzungen vorlegt. Darüber hinaus sollte jedoch ein allgemeiner Bericht über die Finanzen und eine Debatte über diese Fragen als integraler Bestandteil der Hearings zum Generalsekretariat nicht fehlen, denn die Frage der Mittel, die dem Rat für die Durchführung seiner Arbeit an die Hand gegeben werden, war in den letzten sieben Jahren ein ständiger Anlass zur Besorgnis.

Dieser kurze Bericht konzentriert sich auf die allgemeinen finanziellen Tendenzen und ihre Auswirkungen auf das Leben des Rates im Berichtszeitraum sowie auf die vor diesem Hintergrund getroffenen Entscheidungen. Die detaillierte Beschäftigung mit Zahlen zu Haushalt, Einnahmen und Ausgaben bleibt hingegen dem Finanzausschuss der Vollversammlung vorbehalten.


In den vergangenen sieben Jahren hat sich gezeigt, dass tiefgreifende Anpassungen im Leben und in der Arbeit des ÖRK nötig sind, wenn sich der Rat auf die Veränderungen in der Welt, innerhalb der Kirchen und in der Natur seiner Finanzierungsbasis einstellen will. Vor diesem Hintergrund haben die Abteilung für Finanzwesen und Verwaltung und ihr Büro für Einkommenskoordinierung und Mittelbeschaffung in Zusammenarbeit mit dem Finanzausschuss des Zentral- und Exekutivausschusses im Berichtszeitraum an Haushaltsentwürfen, Konten-aufstellungen, Berichten, Investitionen, Einnahmeprognosen und Mittelbeschaffung gearbeitet.

Zwei Faktoren sind für die chronischen finanziellen Schwierigkeiten des Rates verantwortlich zu machen:

  • Die enge Zweckbindung vieler Spendenbeiträge an spezifische Arbeitsbereiche hat zur Folge, dass für die Grundlagenarbeit des Rates und das Eingehen auf neue Bedürfnisse unzureichende nichtgebundene Mittel zur Verfügung stehen.
  • Die Beitragsleistung der verschiedenen geographischen Gebiete und Traditionen ist von jeher unausgewogen. 1996 zahlten fast die Hälfte aller Mitgliedskirchen keinerlei Mitgliedsbeitrag.

Im September 1990, mehrere Monate vor der Vollversammlung von Canberra und nach einer Zeit relativer finanzieller Stabilität wurde deutlich, dass der Rat für seinen Betriebshaushalt 1991 und 1992 aller Voraussicht nach mit grossen Defiziten zu rechnen haben würde. Die Dringlichkeit dieser Lage machte erhebliche Ausgabenkürzungen erforderlich, die im wesentlichen auf dem Weg des Personalabbaus vorgenommen wurden. Dementsprechend wurde die Gesamtzahl der Beschäftigten des ÖRK im Laufe der letzten 7 Jahre um ca. 30% reduziert, und zwar von 346 kurz vor der Vollversammlung von Canberra über 300 zum Zeitpunkt der Zentralausschusstagung im September 1991 auf 237 bei der Tagung des Zentral-ausschusses im September 1997.

Die Vollversammlung von Canberra rief alle Mitgliedskirchen und insbesondere diejenigen, die keinen Finanzbeitrag geleistet hatten, zu einer stärkeren Unterstützung auf, forderte die Erschliessung neuer Finanzierungsquellen, eine dynamischere Investitionspolitik, eine Erneuerung der Haushaltsführung, eine Senkung der Ausgaben auf das Niveau der regelmässigen Einnahmen und die Entwicklung einer einheitlichen Haushaltsplanung, in der Programmprioritäten, Personalbedarf und die Finanzierbarkeit berücksichtigt würden.

Um die Kirchen zur Zahlung von jährlichen Mitgliedsbeiträgen anzuregen, verabschiedete der Zentralausschuss eine Satzungsänderung, die alle Mitgliedskirchen verpflichtet, einen in Absprache mit dem Rat festgelegten und im Verhältnis zu ihren Ressourcen stehenden Finanzbeitrag zu leisten.

Zur Erschliessung zusätzlicher Mittel wurde zusammen mit dem Nationalrat der Kirchen Christi in den Vereinigten Staaten die Initiative Ökumeneförderung in den USA gegründet. Ferner wurde versucht, mehr Unterstützung durch neue Mitgliedskirchen in Ostasien zu erhalten. Die Mittelbeschaffung nimmt erfahrungsgemäss viel Zeit und Energie in Anspruch, bevor sich Ergebnisse einstellen. Das allgemeine Wirtschaftsklima in Europa, Nordamerika und Asien wie auch der damit einhergehende Druck auf alle kirchlichen und karitativen Mittel hat allerdings zumindest die kurzfristigen Möglichkeiten, neue Finanzierungsquellen zu finden, eingeschränkt.

Nach der Umstrukturierung des Rates im Januar 1992 wurde sein Finanzwesen von Grund auf neu geordnet und mit strengeren Haushalts- und Buchführungs-bestimmungen versehen.

Bei einer Überprüfung 1993 wurde festgestellt, dass sieben Achtel der Ausgaben für Programmaktivitäten des Rates über Projekt- und Treuhandfonds liefen, und nur ein Achtel über den Betriebsmittelfonds. Da dies ein irreführendes Bild der Finanzlage des Rates vermittelte, forderte der Finanzausschuss ein völlig neues Buchführungs-verfahren, das auf der Unterscheidung von Fonds für den allgemeinen Haushalt und für Programmaktivitäten basierte. Ausserdem wurde eine vereinfachte und transparentere Methode für die Berechnung der umgelegten Kosten und der Gemeinkosten eingeführt.

Als diese Veränderungen im Januar 1994 in Kraft traten, hatte sich die Finanzlage stabilisiert, und es waren Rücklagen geschaffen worden. Nicht klar war indessen, dass die Finanzen des Rates an einem Wendepunkt angekommen waren, der für sein künftiges Leben und seine Arbeit tiefgreifende Konsequenzen haben würde.

Kurz, von den grossen Veränderungen in der Weltwirtschaftslage blieb auch die finanzielle Situation des ÖRK nicht verschont. Die Herrschaft der Marktwirtschaft, der Zusammenbruch des Sozialismus, die Auswirkungen der Verschlankung und der Auslagerung von Arbeitsplätzen sowie die Forderung nach "Gegenwert für Geld" haben das Verhalten von internationalen Organisationen, Regierungen, Einrichtungen und Kirchen verändert.

Schwankungen in zwei weiteren Bereichen komplizierten die Lage: Das Anlagevermögen des ÖRK erbrachte unterwartet geringe Gewinne, und viele Währungen erlebten einen Kurssturz im Verhältnis zum Schweizer Franken. Insbesondere der drastische Wertverfall des US-Dollars führte zu ausserordentlich hohen Verlusten bei Devisengeschäften, die 1994 fällig waren.

Gleichzeitig sahen sich deutsche und schwedische Finanzierungspartner, die über viele Jahre hin die Hauptbeitragszahler zum allgemeinen Haushalt und zum Fonds für Programmaktivitäten gewesen waren, zur Verringerung ihrer Zuwendungen gezwungen. Andere Kirchen und Organisationen waren nicht in der Lage, ihre Beiträge zu erhöhen oder - in einigen Fällen - auch nur auf einem Niveau beizubehalten, das einen Ausgleich der relativ niedrigen Inflationsrate in der Schweiz erlaubt hätte.

Anfangs herrschte noch Zuversicht, die tiefen Einschnitte im Finanzaufkommen, die in den Jahr en 1994 und 1995 verzeichnet worden waren, würden nur von kurzer Dauer und der ÖRK in der Lage sein, den Sturm dank seiner Rücklagen zu überstehen, auch wenn diese weitgehend erschöpft waren. Aber das Haushaltsergebnis 1995 machte deutlich, dass das, was man hoffnungsvoll für eine vorübergehende Erscheinung gehalten hatte, in Wirklichkeit grundlegende Veränderungen der finanziellen Basis des ÖRK andeutete. Es wurde beschlossen, Personal abzubauen und die Ausgaben zu verringern sowie klare Zielvorgaben für den Haushalt in den kommenden Jahren festzulegen mit der Auflage, dass der ÖRK so bald wie möglich zu dem längst gewünschten einheitlichen Haushalt übergehen sollte.

Konsultationen mit den wichtigsten Beitragszahlern liessen eine fortgesetzte Unterstützung für den Rat erkennen. Die Schwierigkeiten, mit denen der ÖRK zu kämpfen hatte, teilte er indessen mit den meisten Kirchen und Organisationen. Eine rasche Lösung ist nicht in Sicht. Kurz gesagt bedeutet das, dass der ÖRK seine Arbeit und seine Strukturen radikal ändern muss, will er sich den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gewachsen zeigen.

Eine vollständige Überprüfung der Haushalte im Jahr 1996 machte deutlich, dass noch weitere Personalkürzungen erforderlich sein würden. Ein Plan zur Umstrukturierung des Personalbestands musste erarbeitet und mit den Mitteln für die Entschädigung der betriebsbedingt gekündigten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ausgestattet werden. Das gesamte Programm wurde daraufhin überprüft, welche Arbeitsbereiche aufgegeben oder eingeschränkt werden sollten und welche Auswirkungen das für die Arbeit und für das Einnahmenaufkommen des Rates haben würde.

Wie der Prozess "Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Verständnis und einer gemeinsamen Vision des ÖRK" (CUV) indirekt deutlich macht, müssen künftige Formen und Strukturen des ÖRK die zur Verfügung stehenden Mittel mitberücksichtigen, die wiederum von der Arbeit und den Programmen abhängig sein werden. Konkret bedeutet das, dass Vorschläge und ihre Auswirkungen auf den Haushalt enger aufeinander bezogen sein müssen.

Als der Zentralausschuss im September 1997 die CUV-Grundsatzerklärung annahm, billigte er zugleich in Umrissen eine grundlegend neue Arbeitsstruktur und einen neuen Arbeitsstil für den Rat: die vier Programmeinheiten würden wegfallen und die gesamte Arbeit würde in einer einzigen Verwaltungseinheit neu geordnet. Damit war der Weg frei für einen neugegliederten einheitlichen Haushalt und eine neue Finanzstruktur.


Die Hearings
8. Vollversammlung und 50. Geburtstag
Urheberrecht 1998 Ökumenischer Rat der Kirchen. Für Kommentare:
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