viii. vollversammlung/50. geburstag

DEKADE-FESTIVAL

27.-30. November 1998
Belvedere Technical Teachers College
Harare, Zimbabwe

"GEWALT GEGEN FRAUEN IST SÜNDE"
DEKADE-FESTIVAL SETZT ARBEIT MIT HEARING FORT

Pressemitteilung Nr. 1 - 28. November 1998

Harare, 27.11.98 Gewalt gegen Frauen in der Kirche stand im Mittelpunkt des zweiten Tages des Festivals zum Abschluss der Dekade "Kirche in Solidarität mit den Frauen". Zu Beginn des zweiteiligen Hearings trugen fünf Frauen aus Mexiko, Kanada, den USA, Papua-Neuguinea und Neuseeland ihre persönlichen Erfahrungen mit Gewalt in Kirche und Gesellschaft vor. Angeklagt wurde dabei nicht nur Gewalt durch Rassismus und in Ehe und Familie - Gewalt gegen Frauen werde auch in der Kirche ausgeübt, so die Rednerinnen. Theologisch missliebige Frauen würden häufig kaltgestellt oder müssten ihre Positionen immer wieder vor mehrheitlich männlich besetzten Leitungsgremien rechtfertigen. Insgesamt seien kirchliche Entscheidungsstrukturen immer noch von "patriarchaler Hegemonie" geprägt.

Das Hearing stellte auch ermutigende Zeichen für Änderungen in den Kirchen vor, zum Beispiel die Arbeit norwegischer Kirchen mit den Opfern sexuellen Missbrauchs von Frauen in den Kirchen, ein taiwanesisches Zentrum für die Opfer des Frauenhandels, eine Vereinigung afrikanischer Theologinnen und ein karibisches Netzwerk kirchlich engagierter Frauen. Das Hearing mündete in die theologische Forderung, festzustellen, dass "Gewalt gegen Frauen Sünde ist".

Insgesamt habe die Dekade vielen Kirchen geholfen, Fehler und Defizite zu erkennen, aber dies seien nur erste Schritte auf dem Weg zu einer wirklichen Gemeinschaft von Frauen und Männern in der Kirche. Dies räumte auch ÖRK-Generalsekretär Konrad Raiser ein, einziger männlicher Teilnehmer des Hearings. Die Dekade habe die "defensiven Strategien" männlicher Rechtfertigung von Gewalt aufgedeckt. Raiser sprach sich unter anderem dafür aus, besonders unter den christlichen Männern eine "Kultur der Gewaltlosigkeit" zu fördern. Er werde sich für eine Gemeinschaft von Frauen und Männern einsetzen, in der "die Sünde der Gewalt gegen Frauen bekannt werde und die heilende Kraft der Vergebung erfahren werden könne".

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Brief an die Achte Vollversammlung des ÖRK von den Frauen und Männern des Dekade-Festivals: Von der Solidarität zur Rechenschaftspflicht

Pressemitteilung Nr. 2 - 29. November 1998: Des Dekade-Festivals Koordinatorin des Festivals rámt aber auch Probleme ein

Pressemitteilung Nr. 3 - 29. November 1998: Nein zu gewalttätigen Konflikten: Afrikanischen Frauen präsentierten ihren Kontinent

Pressemitteilung Nr. 4 - 30. November 1998: Katholikinnen wollen Inhalte der Ökumenischen Dekade in ihre Kirchen tragen: "Die Arbeit muss vollendet werden"

Pressemitteilung Nr. 5 - 30. November 1998: "Die Dekade is zuende, die Themen bleiben"
Dekade-Festival wird ÖRK-Vollversammlung Dokument vorlegen

Pressemitteilung Nr. 6 - 1. Dezember 1998: Dekade-Festival schreibt an Achte ÖRK-Vollversammmlung: "Inklusive christliche Gemeinschaft is Auftrag des Evangeliums"


Festival BILDER



DES DEKADE-FESTIVALS KOORDINATORIN DES FESTIVALS RÄUMT ABER AUCH PROBLEME EIN
Pressemitteilung Nr. 2 - 29. November 1998

Harare, 29.11.98 Eine positive Zwischenbilanz des Festivals zum Abschluss der Dekade "Kirchen in Solidarität mit den Frauen" hat die verantwortliche Koordinatorin des ÖRK, die Inderin Aruna Gnanadason, gezogen. "Die Frauen, die sich in den vergangenen Jahren für die Ziele der Dekade engagiert haben, brauchen die Zeit zu feiern und einander zu begegnen", sagte Gnanadason bei einer Pressekonferenz am Sonntag, den 29.11.98. Insofern sei bereits die Tatsache, dass dieses Festival stattfinde, als Erfolg zu werten. Von zentraler Bedeutung für das Festival seien die täglichen Gottesdienste und Bibelarbeiten mit liturgischen Elementen aus allen Kontinenten und Kulturen.

An der Veranstaltung auf dem Gelände des Belvedere Technical Teacher's College nehmen nach Angaben Gnanadasons über 1000 Frauen und rund 30 Männer teil. Gnanadason, die auch Direktorin des ÖRK-Frauenprogramms ist, räumte aber auch Probleme bei der Organisation des Festivals ein. Bislang sei während der Plenarsitzungen zu wenig Zeit geblieben, die vielen angesprochenen Themen gründlicher zu diskutieren. Sie äusserte jedoch die Erwartung, dass sich dies am letzten Tag des Festivals noch ändern lasse. Insbesondere die Diskussion des Abschlussdokuments "Herausforderungen der Frauen auf dem Weg ins 21. Jahrhundert" am Montag, 30.11., gebe Gelegenheit, die Diskussionen nachzuholen.

Gnanadason gab auch bekannt, dass der ursprüngliche Entwurf des Dokuments aufgrund der Rückmeldungen der Teilnehmenden des Festivals komplett überarbeitet werden wird. Nach seiner Verabschiedung am Abschlusstag des Festivals wird das Dokument der am Donnerstag beginnenden 8. Vollversammlung des ÖRK präsentiert.

Nach dem Gottesdienst am Vormittag hatte Aruna Gnanadason vor den Teilnehmenden um Entschuldigung gebeten, dass zum Hearing über Gewalt gegen Frauen am Vortag keine lesbische Rednerin eingeladen wurde. Sie bezeichnete dies als Versäumnis und Fehler des Vorbereitungskomitees. Es stehe ausser Zweifel, dass "unsere lesbischen Schwestern Frauen der Kirche sind wie wir alle". Auf dem Festival seien lesbische Frauen vertreten, und von diesen "Schwestern in Christus" könne man viel lernen.


NEIN ZU GEWALTTÄTIGEN KONFLIKTEN AFRIKANISCHEN FRAUEN PRÄSENTIERTEN IHREN KONTINENT
Pressemitteilung Nr. 3 - 29. November 1998

(Harare, 29.11.98) Mit einer farbenprächtigen Präsentation stellten die afrikanischen Frauen den Teilnehmenden des Festivals zum Abschluss der Dekade "Kirchen in Solidarität mit den Frauen" ihren Kontinent vor. Bei der knapp zweistündigen Veranstaltung am Nachmittag des 29.11.98 beklagten die afrikanischen Frauen insbesondere, dass Ihre Stimme bei politischen Entscheidungen nicht gehört werde. "Unsere Herzen sind schwer, denn unser Kontinent blutet, aber nur wenige scheinen unsere Stimme zu hören und zu verstehen", hiess es in einem Gebet. Das von natürlichen Reichtümern gesegnete Afrika sei von einer Wiege der Menschheit zur Wiege von Krieg, Armut, Arbeitslosigkeit und Ausbeutung geworden. Aber die Frauen Afrikas seien nicht länger bereit zuzulassen, dass ihre Kinder in Kriege geschickt werden. Die afrikanischen Frauen wurden aufgefordert, mit einem "Schrei für Frieden" für ein Ende der Gewalt zu sorgen. Die Frauen der Welt wurden aufgerufen, ihren afrikanischen Schwestern dabei zu helfen. Am Schluss überreichten die afrikanischen Frauen den Vertreterinnen der übrigen auf dem Festival vertretenen Regionen Geschenke, um zu verdeutlichen, dass ihr Kontinent der Welt auch vieles zu geben hat.

In einem Grusswort während der Veranstaltung sagte der Generalsekretär der Allafrikanischen Kirchenkonferenz (AACC), Clement Janda, dass der AACC die Herausforderungen annehmen würde, die die Frauen während des Festivals an die Kirchen gestellt hätten. Sie würden künftig "im Zentrum der Arbeit des AACC stehen", betonte Janda. Die Achtung der Familie sei ein zentraler Wert in der afrikanischen Gesellschaft, das Festival habe aber eindrucksvoll bewiesen, dass die Verantwortung für die Familie nur von Mann und Frau gemeinsam wahrgenommen werden könne.


KATHOLIKINNEN WOLLEN INHALTE DER ÖKUMENISCHEN DEKADE IN IHRE KIRCHEN TRAGEN "DIE ARBEIT MUSS VOLLENDET WERDEN"
Pressemitteilung Nr. 4 - 30. November 1998

(Harare, 30.11.98) Katholische Teilnehmerinnen des Festivals zum Abschluss der Dekade "Kirchen in Solidarität mit den Frauen" haben sich in einer gemeinsamen Erklärung dazu verpflichtet, die Arbeit fortzuführen, die durch die Dekade angeregt wurde. Die Unterzeichnerinnen heben hervor, dass in einigen Ländern auch ihre Kirche an der ökumenischen Dekade beteiligt war. Sie verweisen allerdings darauf, dass selbst die "Gemeinsame Arbeitsgruppe zwischen der Römisch-Katholischen Kirche und dem ÖRK" in ihrem Bericht einräumt, dass sich die Kirchen die Dekade nicht wirklich zu eigen gemacht hätten.

Die 40 Unterzeichnerinnen aus 23 Ländern verpflichten sich, "als Frauen der Kirche, diesen Prozess forzuführen". Sie drängen die katholische Kirche, "sich die Ziele der Dekade zu eigen zu machen und deren unerledigte Arbeit zu vollenden". Dazu sollte die katholische Kirche die Aufstellung konkreter Ziele und Zeitpläne für die erste Dekade des neuen Jahrtausends fördern und die notwendige finanzielle und ideelle Unterstützung für deren Umsetzung gewähren.

Der Brief soll der am Donnerstag beginnenden Achten Vollversammlung des ÖRK vorgelegt werden.


"DIE DEKADE IST ZUENDE, DIE THEMEN BLEIBEN"
DEKADE-FESTIVAL WIRD ÖRK-VOLLVERSAMMLUNG DOKUMENT VORLEGEN

Pressemitteilung Nr. 5 - 30. November 1998

(Harare, 30.11.98) Am Montag, 30.11.98, endete in Harare (Simbabwe) das "Dekade-Festival- Visionen über 1998 hinaus", mit dem der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) die Dekade "Solidarität der Kirchen mit den Frauen" offiziell abschloss. Sie war im Januar 1987 vom Zentralausschuss des ÖRK beschlossen worden und begann zu Ostern 1988. Das Programm sollte die Kirchen dazu bewegen, ihre Strukturen, Lehren und ihre Praxis mit dem Ziel zu überprüfen, Frauen in allen Bereichen voll zu beteiligen.

Anlässlich einer Pressekonferenz kurz vor Schluss des Festivals hoben die verantwortlichen Koordinatorinnen jedoch hervor, dass die Themen der Dekade weiterhin auf der Tagesordnung der Kirchen bleiben müssten. Bertrice Wood, stellvertretende Leiterin des Festivals, betonte die Fortschritte, die die ökumenische Bewegung in den letzten Jahrzehnten auf diesem Gebiet gemacht habe. "Ich habe die vier Vollversammlungen seit Nairobi 1975 mitgemacht, aber 1975 wäre es noch nicht möglich gewesen, das Thema Gemeinschaft von Männern und Frauen in der Kirche so offen zu diskutieren", sagte Wood. Andererseits hätten die Diskussionen während des Festivals gezeigt, dass man noch weit davon entfernt sei, die Ziele der Dekade als erledigt zu betrachten: "Die Dekade ist zuende, aber die Themen bleiben." Man müsse sie nun in die reguläre Arbeit der Kirchen einbringen und nicht als "Spezialprogramm" behandeln.

Aruna Gnanadason, Leiterin des Festivals, räumte ein, dass man sich bei der Weiterführung der Anliegen der Dekade verstärkt um eine Beteiligung jüngerer Frauen bemühen müsse. "Wir sind in den letzten zehn Jahren zu einer Bewegung von Frauen in den mittleren Jahren geworden", sagte Gnanadason. Sie bedauerte, dass die angestrebte Jugendlichen-Quote von 20 Prozent durch die delegierenden Regionen nicht erfüllt wurde.

Die Abschlusserklärung, mit der die inhaltliche Arbeit des Festivals beendet werden wird, soll der ÖRK-Vollversammlung während eines Hearings vorgestellt werden. Die darin enthaltenen Forderungen und Wünsche der Festival-Teilnehmerinnen an die ökumenische Bewegung und die Kirchen werden anschliessend dem ÖRK-Komitee für Programmrichtlinien übergeben. Ebenso wichtig sei es jedoch, "den Geist des Festivals in die Vollversammlung zu tragen", unterstrich die stellvertretende Festivalleiterin Bertrice Wood.


DEKADE-FESTIVAL SCHREIBT BRIEF AN ACHTE ÖRK-VOLLVERSAMMLUNG: "INKLUSIVE CHRISTLICHE GEMEINSCHAFT IST AUFTRAG DES EVANGELIUMS"
Pressemitteilung Nr. 6 - 1. Dezember 1998

Am Abschlusstag des Festivals zum Abschluss der Dekade "Kirchen in Solidarität mit den Frauen" in der simbabwischen Hauptstadt Harare verabschiedeten die Delegierten einen Brief an die Vollversammlung des ÖRK. Das dreiteilige Dokument, das die Notwendigkeit der Weiterarbeit an den Themen der Dekade über das Jahr 1998 hinaus betont, wird der Vollversammlung am 7. Dezember vorgelegt werden. Es fordert die Kirchen auf, Gewalt gegen Frauen zur Sünde zu erklären, "Frauen den ihnen zustehenden Platz in Gottes Schöpfung zurückzugeben" und klagt wirtschaftliche Ungerechtigkeit und Rassismus an. Es enthält neben einem kritischen Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre die Formulierung von "Visionen" und "Versprechen" und im dritten Teil eine "Erklärung" mit Forderungen an Vertreterinnen und Vertreter der Kirchenleitungen, der Frauen, Männer und Jugendlichen bei der Vollversammlung.

Während der Teambesuche der Dekade in den Kirchen, "lebendige Briefe" genannt, habe sich leider herausgestellt, dass nicht alle Kirchen dem Prozess in gleicher Weise verpflichtet waren. Deshalb sei ein neuer Brief notwendig, um die Kirchen einzuladen, die wirkliche christliche Gemeinschaft zu schaffen, "wie Christus sie gewollt hat." Dies sei "keine Option, sondern ein Auftrag des Evangeliums", heisst es einleitend.

"Unsere Vision und unser Versprechen" ist der zweite Teil überschrieben, der sich mit der Gemeinschaft in den Kirchen, der Frage der Gewalt und wirtschaftlicher Gerechtigkeit befasst.

Man halte fest an "der Vision einer neuen menschlichen Gemeinschaft, in der volle Teilhabe aller ihrer Mitglieder verwirklicht ist", betont das Dokument. Von den Kirchen der Vollversammlung wird gefordert, "die finanziellen, geistigen und personellen Ressourcen des ÖRK für die Entwicklung von frauenfördernden Programmen einzusetzen". Die Kirchenstrukturen sollten kritisch überprüft werden, damit der "ausschliessende Geist in all seinen gottlosen Formen überwunden wird".

Zur Gewalt heisst es in dem Brief, dass "Gewalt in der Kirche eine Häresie ist, eine Beleidigung Gottes, eine Beleidigung der Menschheit und eine Beleidigung der Erde". Die Kirchen werden aufgefordert, "Gewalt gegen Frauen zur Sünde zu erklären". An den ÖRK ging die Empfehlung, "einen Prozess der Busse" zu für Umkehrung und Erneuerung der Kirche zu beginnen, und darin auch deren Leitungsstrukturen, Theologien, Traditionen und Praxis einzubeziehen. Darüber sollte bei der nächsten Vollversammlung Rechenschaft gegeben werden.

Armut "in all ihren hässlichen, beleidigenden und dämonischen Formen" könne "weder toleriert noch gerechtfertigt" werden, heisst es im Abschnitt über wirtschaftliche Gerechtigkeit. Die Kirchen werden aufgefordert, "Armut und alle ihre entwürdigenden Formen zu einem Skandal vor Gott zu erklären" und sich die Ziele der UN-Dekade zur Abschaffung der Armut (1997-2007) zu eigen zu machen.

Die "Erklärung", letzter Teil des Dokuments, unterstreicht die Notwendigkeit der vollen Mitwirkung von Frauen in allen kirchlichen Bereichen und die Überwindung aller Formen von Gewalt in der Kirche und spricht Kirchenführer, Frauen, Männer und Jugendliche der Vollversammlung konkret an. So werden kirchenleitende Persönlichkeiten aufgefordert, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um "Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in den Kirchen zu korrigieren". Die Frauen der Vollversammlung wurden eingeladen, sich der "Vision und Verpflichtung" des Briefes anzuschliessen.

Die am Abschlusstag diskutierte Fassung war gegenüber dem vorab versandten Entwurf in Stil, Sprachduktus und Länge abgeändert worden. Zahlreiche Delegationen hatten den ersten Entwurf als "zu trocken" und zu wenig dem Geist des Festivals entsprechend abgelehnt, woraufhin eine Arbeitsgruppe während der Veranstaltung den neuen Test erarbeitete.

Auch dieser wurde während eines vierstündigen, sehr engagierten Diskussionsprozesses in Arbeitsgruppen und im Plenum ergänzt, an einigen Stellen verschärft und an anderen sprachlich abgemildert.

Zu besonders intensiven Diskussionen kam es über das Thema Sexualität. Dass der vorgeschlagene Text die Worte homosexuell, schwul oder lesbisch vermied, sondern von "menschlicher Sexualität in all ihrer Vielfalt" sprach, wurde von einigen Teilnehmerinnen als zu wenig deutlich kritisiert, andere wollten den gesamten Abschnitt streichen. Eine orthodoxe Delegierte aus den USA erklärte, ihre Kirche habe zur Sexualität eine so klare Position, dass es den Frauen unmöglich sei, das Thema überhaupt zur Diskussion zu stellen. Demgegenüber hob eine lesbische Pastorin aus den Niederlanden hervor, dass sie in ihrer Kirche offen über ihre Einstellung sprechen könne.

In der schliesslich verabschiedeten Fassung erkennt der Text die unterschiedlichen Auffassungen über die menschliche Sexualität an; "Wir sind uns bewusst, dass es eine Reihe von ethischen und theologischen Fragen gibt - wie Abtreibung, Scheidung, menschliche Sexualität in all ihrer Vielfalt - die die volle Beteiligung von Frauen beeinträchtigen, und über die sich in der kirchlichen Gemeinschaft nur schwer reden lässt. Während der Dekade haben wir festgestellt, dass Fragen der menschlichen Sexualität in all ihrer Vielfalt besondere Bedeutung erlangt haben. Wir verurteilen Gewalt, die aufgrund von Meinungsverschiedenheiten zu diesem Thema ausgeübt wird. Wir sind uns schmerzlich bewusst, dass uns das Ringen um diese Fragen möglicherweise spalten kann. Wir wissen, dass es unter Frauen und Männern darüber geteilte Meinungen gibt und dass sie für einige überhaupt keine Thema ist. Wir bitten um die Weisheit und die Leitung des Heiligen Geistes, damit wir das Gespräch darüber fortsetzen können und damit allen Gerechtigkeit widerfährt."

Nach seiner Annahme bezeichnete Dr. Kathleen Hurty, Vorsitzende der Vereinigung kirchlicher Frauen in den USA (Church Women United) den Brief als "kraftvolles und sorgfältig formuliertes Dokument". Es sei "nicht perfekt, aber wir haben unser bestes getan". "Ich glaube, dass das Dokument bedeutende Anregungen zum Handeln und wertvolle theologische Denkanstösse enthält und eine gute Ausgangsbasis dort ist, wo wir nicht übereinstimmen."


8. Vollversammlung und 50. Geburtstag
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